Zwischen Neckar und Alb

Die Kaiserberge als gesammelte Werke

Ausflugstipp „Mythos Kaiserberge – edle Bilder einer Privatsammlung“ lautet der Titel einer Ausstellung im Stadtmuseum Ebersbach. Sie zeigt Nostalgisches rund um den Hausberg und seine Brüder. Von Sabine Ackermann

Die private Sammlung zum Thema „Kaiserberge“, die derzeit in Ebersbach zu sehen ist, umfasst mehr als 200 Stücke.Foto: Sabine Ac
Die private Sammlung zum Thema „Kaiserberge“, die derzeit in Ebersbach zu sehen ist, umfasst mehr als 200 Stücke.Foto: Sabine Ackermann

Steht der Hausberg im Mittelpunkt, dann sind freie Plätze Mangelware. So geschehen, als der Ebersbacher Stadtarchivar Uwe Geiger ins Stadtmuseum „Alte Post“ zur ersten Sonderausstellung des Jahres geladen hatte. Eingeteilt in vier Schwerpunktbereiche sind die außergewöhnlichen Kostbarkeiten eines anonymen Privatsammlers aus dem Kreis Göppingen als Einführung im Erdgeschoss sowie im ersten Stockwerk zu sehen.

„Wenn Sie glauben, mit Mythos Kaiserberge hätte ich zu tief in die Fantasiekiste gegriffen, dann möchte ich sie beruhigen, dass dem nicht so ist“, beteuert Uwe Geiger. Seit der Romantik sei in zahlreichen Büchern zu lesen, wie Berg und Dynastie der Hohenstaufen durch Dichter literarisch verklärt wurden: „Die Verehrung und das Schwärmen grenzte ans Sagenhafte“, betont der Stadtarchivar und ergänzt: „Mit dem Begriff Mythos wird seit dem 19. Jahrhundert oft die Vorstellung einer wiederholten Bestätigung im Erleben und Erzählen verbunden, die sich auch einem Fortschrittsdenken entgegenstellt.“

Fündig wurde Uwe Geiger in der „Menschenkunde in höherem Sinne“, wie einst Goethe den Mythos verstand, in altem Schriftgut. So dichtete einst Karl Philip Conz aus Lorch: „Majestätisch emporhebend den Riesenrücken, Dein Stolz, Suevia! Der mächtige Stauferberg“ oder die beiden Tübinger Karl Knapp „Wer zum Hohenstaufen reiset, und nun auf halber Höhe steht“ und natürlich Ludwig Uhland, für den der Berg geradezu das Nonplusultra war: „Oh denk‘ an jenen Berg, der hoch und schlank sich aufschwingt, aller schwäb‘scher Berge schönster, und auf dem königlichen Gipfel kühn der Hohenstaufen alte Stammburg trägt“.

Selbst wenn Ebersbach nicht zu Füßen des Hohenstaufen liege, habe die Ersterwähnung vor 850 Jahren, die man 2020 in der Stadt feiern kann, auch mit den Hohenstaufern durch den in kaiserlichen Diensten stehenden Ministeriale „Arnolf de Ebersbach“ zu tun, weiß der Stadtarchivar zu berichten, für den diesbezüglich „mehr historisches Schriftgut wünschenswert wäre“.

Auch für den Kreisarchivar Dr. Stefan Lang kann die Ausbeute an geschichtlichem Material nie genug sein. Selbst er kann nicht genau datieren, wann der Mythos der drei Kaiserberge eigentlich begonnen hat. „Man projiziert die Vergangenheit auf die Gegenwart, vermutlich habe man sich im Volksmund vorgestellt, wie Barbarossa einst über Waiblingen ganz romantisch an den drei Kaiserbergen entlanggeritten ist“, berichtet der Kreisarchivar, für den es nur einen Kaiserberg gibt. Vielleicht habe es auch etwas mit den drei Kaisern zu tun - um circa 1869/70 habe man hierzu die älteste Spur gefunden, berichtet Stefan Lang weiter, zeigt sich aber dennoch skeptisch. „Archivare stehen für richtige Fakten und nicht für Fake-News“, betont der Vorsitzende des Geschichts- und Altertumsvereins Göppingen. Dazu empfiehlt er das Büchlein „Unser Kaiserberg“, verfasst vom Pfarrer und Geologen Theodor Engel aus Eislingen, und kann jedem nur raten, auf den Hausberg zu gehen. „Auch wenn ich es noch nicht geschafft habe, bis nach Apulien zu sehen, allein der Anblick der blauen Wand ist den Weg nach oben wert.“ Vom äußeren Reiz dieser schönen Berglandschaft sei die private Kunstsammlung beeinflusst, berichtet Uwe Geiger, der aus über 200 Stücken wie Bleistiftzeichnungen, Grafiken, Postkarten, Ölbildern, Siegelabdrucken sowie Büchern mit Darstellungen der Berge Hohenstaufen, Stuifen und Rechberg auswählen konnte. „Es freut mich, dass private Sammler immer wieder bereit sind, ihre Sammlungen hier im Stadtmuseum der Allgemeinheit zu zeigen“, honoriert der Stadtarchivar die großzügige Geste des Besitzers und offenbart dazu seine weit schweifenden Gedanken, „aber, warum sammelt der Mensch eigentlich?“.

 

Die Ausstellung im Stadtmuseum in Ebersbach geht noch bis zum 10. September. Öffnungszeiten sind Donnerstag von 14 bis 18 Uhr und Sonntag von 14 bis 17 Uhr.