Zwischen Neckar und Alb
Die Kreissparkasse kauft den Neckarpark

Investition Die KSK Esslingen-Nürtingen erwirbt das Areal und die künftigen Wohnungen auf dem Gelände der ehemaligen Nürtinger Psychiatrie. Geplant sind Mietwohnungen. Von Uwe Gottwald und Anneliese Lieb

Auf dem Gelände „Am Wasen“, auf dem die ehemalige Psychiatrie in Nürtingen stand, plant und baut der Investor BPD Immobilienentwicklung mehrere Wohnkomplexe unter dem Titel „Neckarpark“. Von Mietwohnungen, hauptsächlich aber von Eigentumswohnungen war die Rede. Deshalb überraschte die Mitteilung der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen, dass sie das knapp 12 600 Quadratmeter große Areal erworben hat und den geplanten Wohnungsbestand komplett vermieten möchte.

Der Nürtinger Gemeinderat hatte dem Bebauungsplan „Am Wasen“ im Dezember 2019 mit 22 Ja-Stimmen, einer Enthaltung und vier Gegenstimmen zugestimmt. Den Aufstellungsbeschluss hatte der Gemeinderat bereits im September 2013 gefasst. Das Gelände gehörte der Medius-Klinik, die wiederum zu 100 Prozent im Besitz des Landkreises ist. Dieser hatte bereits im Jahr 2009 einen Ideenwettbewerb für das Gelände zwischen Neckar und Bundesstraße 313 ausgeschrieben, nachdem klar war, dass der Kreis auf dem Nürtinger Säer einen Klinik-Neubau und am Klinik-Standort Kirchheim eine neue Psychiatrie bauen wird.

Es gab weitere Interessenten

Nun ist das Gelände samt geplanter Wohnbebauung indirekt doch wieder bei einer Institution des Landkreises gelandet, ist doch Landrat Heinz Eininger sowohl der Aufsichtsratsvorsitzende der gemeinnützigen Medius-Kliniken GmbH als auch der Vorsitzende des Verwaltungsrates der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen in der Trägerschaft des Landkreises. Dass deshalb hinter dem Vorgehen ein seit Längerem gefasster Plan vermutet werden könnte, verneint Burkhard Wittmacher, der Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen. „Der Landrat und ich haben darüber erstmals vor etwa neun Monaten gesprochen“, sagt Wittmacher. Der Verkauf an die BPD Entwicklungsgesellschaft liege wesentlich länger zurück. Zudem habe es sich Landrat Eininger laut Wittmacher zum Prinzip gemacht, sich nicht in das operative Geschäft der Kreissparkasse einzumischen.

Dass die Kreissparkasse auf dem Immobilienmarkt als Vermieter tätig ist, sei laut Wittmacher nichts Neues, wohl jedoch in dieser Größenordnung im Kreis Esslingen. Das jetzige Vorhaben passe zur regionalen Verhaftung der KSK, eine Gelegenheit dazu biete sich nicht allzu oft. Es habe auch andere Interessenten gegeben.

Die BDP wird die zehn Gebäude wie geplant bis Ende 2026 bauen, dann endet ihr Engagement. Die GmbH macht ihre Rendite mit der Planung und Entwicklung des Areals. Wittmacher dagegen sieht den Erwerb durch die Kreissparkasse als langfristige Kapitalanlage des Geldinstituts und als einen Gewinn für den Mietwohnungsmarkt in Nürtingen. Die BPD wollte einen Großteil der zunächst 140 geplanten Wohneinheiten als Eigentumswohnungen veräußern, wozu es bereits Gespräche mit privaten Interessenten gab. Die Kreissparkasse will nun jedoch alle jetzt 155 geplanten Wohnungen vermieten. Die Stadt mit Oberbürgermeister Johannes Fridrich hatte bereits mit der BPD ausgehandelt, 23 sozial geförderte Wohnungen mit der entsprechenden Mietpreisbindung zu erstellen.

Die zehn Gebäudeteile weisen Höhen von drei bis fünf Geschossen auf, Richtung der Stadtbrücke entsteht ein Punkthaus mit sieben Geschossen. An den Gebäuden zur Neckarseite hin sind die Obergeschosse zurückgebaut. Es entstehen Wohnungen für Singles, Paare und Familien. Der Wohnungsmix umfasst Zwei- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen zwischen 61 und rund 123 Quadratmetern Wohnfläche. Insgesamt werden rund 14 000 Quadratmeter Wohnfläche geschaffen.

Mit einem von den Nürtinger Stadtwerken betriebenen Blockheizkraftwerk und einer Wärmeversorgung über das nahe gelegene Hallenbad ist eine nachhaltige energetische Versorgung geplant. Der erste Bauabschnitt soll 2024 fertiggestellt sein, mit der Vermietung werde drei bis fünf Monate zuvor begonnen.

Auf dem Gelände steht noch ein Teil des ehemaligen Nürtinger Krankenhauses. In dem denkmalgeschützten Siechenhaus soll eine Kindertagesstätte mit mindestens zwei Gruppen Platz finden. Ebenfalls vor dem Abriss geschützt ist die Siechenkapelle.

Der Nürtinger Oberbürgermeister informierte den Gemeinderat am Dienstagabend über den Verkauf des Geländes an die Kreissparkasse. „Ich kann verstehen, dass jetzt einige Interessenten enttäuscht sind, die gerne selbst eine Eigentumswohnung am Wasen erwerben wollten“, so der Nürtinger Rathauschef. Doch für die Stadt Nürtingen sei die KSK ein verlässlicher Partner. Positiv sei zudem, dass 23 Wohnungen für 30 Jahre sozial gefördert werden sollen.