Zwischen Neckar und Alb

Die nächste Stadträtin wechselt die Front

Kommunalpolitik Janina Guilliard geht zur CDU und macht Harald Schmidt von der ULP vollends zum Einzelkämpfer.

Plochingen. Das Stühlerücken im Plochinger Gemeinderat geht weiter. Nachdem Irene Blümlein vor rund zwei Wochen von der Unabhängigen Liste Plochingen (ULP) zur SPD wechselte, setzt sich ihre vormalige Fraktionskollegin Janina Guilliard (20) künftig zur CDU. Damit ist der ehemalige ULP-Fraktionschef Harald Schmidt nur noch Einzelkämpfer in der Ratsrunde.

Nachdem die ULP mit dem Wechsel von Blümlein zur SPD ihren Fraktionsstatus verloren hatte, hat sich auch für Janina Guilliard die Frage nach ihrer Zukunft in der Ratsrunde gestellt. „Im Gemeinderat wäre ich zukünftig Einzelkämpferin in einem Ausschuss, das war für mich schwer vorstellbar. Ich dachte zunächst an Rücktritt. Es gab dann Kontakte zu den anderen Fraktionen im Gemeinderat und ich nahm an einer Fraktionssitzung der CDU-Wahlgemeinschaft teil. Ein Rücktritt kam für mich nun nicht mehr infrage“, wird sie in einer Pressemitteilung von CDU-Fraktionschef Reiner Nußbaum zitiert.

Zugpferd war das Hallenbad

Die ULP war bei der Kommunalwahl 2019 als neue Liste auf Anhieb mit vier Sitzen eingezogen. Zugpferd war vor allem ihr Versprechen, den Plochingern mit einem Bürgerbegehren wieder zu einem Hallenbad zu verhelfen. Die Liste hatte ihren Wählerauftrag von Anfang an so verstanden, mit den etablierten Parteien und der Verwaltung auf Konfrontationskurs zu gehen - was vom Ertrag her gesehen bislang wenig fruchtbar war, aber gewaltig auf die Stimmung im Gremium drückte. Schon im Dezember 2019 trennte sich Klaus Hink, der kommunalpolitisch versierteste Kopf der ULP, von der Fraktion und sitzt seither als Solist im Gremium. Nicht zuletzt weil er wusste, dass die Fraktion ihr Bürgerbegehren wegen handwerklicher Fehler von Schmidt nicht auf den Weg würde bringen können. Ein gutes Jahr später hat sich dann Irene Blümlein von der ULP distanziert: Sie wolle „in den Austausch mit dem Bürgermeister und der Stadtverwaltung sowie den anderen Fraktionen gehen“. Die Hospitation in einer Fraktionssitzung der Sozialdemokraten habe ihr gezeigt, „wie die Arbeit in einer Fraktion aussehen kann“.

Mit ihrem Wechsel hatte sie aber auch die SPD mit der CDU an Sitzen gleichziehen lassen. Mit dem Zugang von Guilliard zur CDU ist der alte Abstand nunmehr wieder hergestellt. „Nein, wir haben sie ganz gewiss nicht angeworben“, weist Nußbaum jeglichen diesbezüglichen Verdacht von sich. Der CDU habe sich Guilliard am nächs­ten gefühlt. Ihr ehemaliger Fraktionschef Schmidt findet die Schritte seiner abtrünnigen Stadträtinnen „inakzeptabel“. Rufe man sich die letzten Monate in Erinnerung, in denen die ULP-Räte als Demagogen, Populisten und Lügner betitelt worden seien, „ist doch überraschend, dass sich die Damen genau diesen Parteien anschließen“. Es scheine im Gremium nicht gut anzukommen, wenn man sich auch noch nach einem Jahr an seine Wahlversprechen erinnere. Für die ULP ergebe sich nun die Chance auf eine Neuausrichtung für die Wahl 2024.Claudia Bitzer