Zwischen Neckar und Alb
Die Ruoff-Stiftung: Ein wichtiger Teil der Kunstszene

Kultur Die Fritz und Hildegard Ruoff-Stiftung in der Schellingstraße soll nach dem Willen von Nürtingens Oberbürgermeister Johannes Fridrich weiter die regionale Kunstszene beleben. Von Nicole Mohn

Fritz und Hildegard Ruoff haben der Stadt Nürtingen mit ihrer Kunst und ihrem Lebenswerk ein großes Erbe hinterlassen. Kurator Nikolai B. Forstbauer nimmt die Finissage der Ausstellung „Konzept Intensität“ zum Anlass, bei Nürtingens Oberbürgermeister Johannes Fridrich nachzuhaken, wie es mit der Villa und der Stiftung nach dem Tod der Stifterin weitergeht.

In der Ausstellung ist Hildegard Ruoff ganz präsent. Im Dialog mit Werken ihres Mannes zeigt die zu Ende gegangene Schau Fotografien der 2020 verstorbenen Künstlerin und Kunstvermittlerin. Und fast erwartet man als langjähriger Gast in dem stattlichen Haus an der Schellingstraße, die Hausherrin an ihrem Stammplatz im Erker anzutreffen. „Sie fehlt an allen Ecken“, gibt Fridrich unumwunden zu.

 

Jeder, der hier reinkommt, spürt die Geschichte, spürt den Zauber, das Besondere.
Johannes Fridrich
Nürtingens Oberbürgermeister zum Domizil der Ruoff-Stiftung

 

Hildegard Ruoff war das Herz und das Zentrum des Hauses. Hat mit ihren Verbindungen in die Welt der Kunst immer wieder Impulse gesetzt und neue Perspektiven auf das Werk von Fritz Ruoff eröffnet. Muss man nun nach ihrem Tod um den Fortbestand der Stiftung fürchten? Nürtingens Oberbürgermeister winkt ab. Hildegard Ruoff habe klug vorgesorgt, sieht er als neuer Stiftungsvorstand optimistisch in die Zukunft. Alle habe sie ins Boot geholt – die Unterstützer mit dem Freundeskreis, Forstbauer als Kurator, die Stadt als Träger.

Und auch in einem anderen Punkt beruhigt das Stadtoberhaupt: Die Unternehmer-Villa von Gustel Pfänder, selbst eine Förderin der Kunst, wird das Zuhause der Stiftung bleiben. „Jeder, der hier reinkommt, spürt die Geschichte, spürt den Zauber, das Besondere“, sieht er das Haus mit seiner Geschichte untrennbar mit der Stiftung verbunden.

Die Herausforderung werde sein, das Werk von Fritz Ruoff in einen überregionalen Kontext zu bringen und den Nürtinger Künstler über die Region hinaus bekannter zu machen – und damit in Hildegard Ruoffs Sinne weiterzuarbeiten. „Sie hat früh darauf geachtet, dass der Blick der Menschen über das Regionale hinausgehen kann“, sieht auch Kurator Forstbauer hierin eine wichtige Aufgabe.

Mit dem aktuellen Programm und Ausstellungen wie der kommenden mit Werken von Max Ackermann werde man den von Hildegard Ruoff eingeschlagenen Weg fortsetzen, kündigten beide an. Zugleich soll die Stiftung auch Plattform für junge Künstler sein. Neben der Kunst hat die Stiftung in den kommenden Jahren noch eine weitere Aufgabe: Die Fülle an Dokumenten und Briefen, die Hildegard und Fritz Ruoff hinterlassen haben, zu sichten und aufzuarbeiten. Vielleicht, so die Hoffnung von Fridrich, finde sich jemand, der dies im Zuge seiner Dissertation oder Abschlussarbeit macht.

So viel ist nach dem Gespräch klar: Hildegard Ruoff hat Nürtingens jungen Oberbürgermeister nachhaltig beeindruckt. Für ihn sei es ein großes Geschenk gewesen, sie persönlich kennengelernt zu haben, so Fridrich: Ihre Art und Weise, in dem Moment zu sein und das Wesentliche zu sehen, hat das Stadtoberhaupt imponiert.

Daran erinnere ihn auch jeden Tag die Fotografie, die er von ihr in seiner Wohnung hängen habe. In ihm hat die Stiftung einen Fürsprecher, der sich ihrer Bedeutung in der Nürtinger Kunstszene und darüber hinaus bewusst ist. Für ihn sei es „Freude und Verpflichtung zugleich“, mit dem Team die Stiftung in die Zukunft zu führen.