Zwischen Neckar und Alb

Die Scham am Telefon überwinden

Unterstützung Geduld, Großzügigkeit und Grenzen sind gefragt: Psychologische Beratung gibt es auch in Zeiten von Corona.

Kreis. Das Coronavirus ist nicht nur für den Körper bedrohlich, es stürzt Menschen auch in seelische Nöte. Sei es, weil sie Angst um die eigene Gesundheit oder die ihrer Familie haben, sich um die berufliche Zukunft sorgen oder eine finanzielle Notlage droht. Aber auch die Überforderung in der Kinderbetreuung oder eine kriselnde Partnerschaft können in der Familie Konflikte aufbrechen. Für solche Sorgen und Nöte bieten die psychologischen Beratungsstellen des Kreisdiakonieverbands in Esslingen und auf den Fildern seit mehr als 40 Jahren Hilfe an - und tun dies in etwas anderer Form auch in Zeiten von Corona.

Auch wenn eine Beratung von Angesicht zu Angesicht derzeit nicht möglich ist, stehen die Mitarbeiter per Telefon, Video, online und in kritischen Situationen sogar persönlich unter Beachtung der Kontaktregelung für Rat und Unterstützung bereit.

Corona sieht man nicht, riecht man nicht, hört man nicht und doch ist Corona immer da - dieses Gefühl beherrscht viele, die sich an die Beratungsstellen wenden. Betroffene erzählen, dass sie eine allgegenwärtige Bedrohung wahrnehmen, die sie einerseits unmittelbar empfinden und die gleichzeitig doch surreal ist. „Wir erleben in unseren Beratungskontexten eine Zunahme an teilweise auch unspezifischen Ängsten, verbunden mit dem Gefühl, die Kontrolle und Steuerungsmöglichkeiten, die Selbstbestimmung zu verlieren“, erklärt Dr. Christiana Berner, Leiterin der Beratungsstelle Filder.

Ängste werden größer

Menschen reagierten darauf und auf die Veränderungen, die ihr Leben derzeit bestimmen, ganz unterschiedlich: Der eine geht die Wände hoch, flippt aus, wird aggressiv; der andere zieht sich immer mehr in die Isolation zurück, empfindet sich als hilflos, überwiegend fremdbestimmt und die Zukunft als düs­ter. Darüber zu reden ist hilfreich und erleichternd, vor allem wenn durch die erzwungene soziale Isolation Einsamkeit aufkommt und alltägliche Strukturen wie Arbeit, Schule oder Studium wegfallen.

Dass eine Beratung am Telefon auch positive Aspekte hat, weiß Dayena Wittlinger, die das Diakonische Beratungszentrum in Esslingen leitet. „Die Telefonberatung unterscheidet sich von einem persönlichen Gespräch vor allem durch den Wegfall des Augenkontakts. Die darf allerdings nicht als Nachteil verstanden werden. Schließlich ist es für manche Menschen sogar leichter, sich am Telefon mit emotionalen oder gar schambesetzten Themen zu öffnen.“

Die psychologische Beratung Esslingen ist erreichbar unter 07 11/34 21 57-1 00. Eine Telefonsprechstunde wird von Montag bis Freitag zwischen 10 und 12 Uhr angeboten unter 01 52/55 86 58 18. pm