Zwischen Neckar und Alb

„Die Situation der Gambier ist schwierig“

Integration Die SPD-Bundestagsabgeordneten Nils Schmid und Ute Vogt fordern eine bessere Pers­pektive für Geflüchtete.

Esslingen. Im Kreis Esslingen und in der Region Stuttgart leben besonders viele Geflüchtete aus Gambia. Anfang 2017 kam es in dem kleinsten Land des afrikanischen Kontinents überraschend zu einem Regimewechsel: Der 22 Jahre herrschende Diktator Yahya Jammeh wurde per Wahl durch den Demokraten Adama Barrow abgelöst. Damit war plötzlich ein wichtiger Aspekt hinsichtlich der Aufnahme von politischen Flüchtlingen aus Gambia in Deutschland passé, und seit 2017 werden nur noch zwischen drei und sieben Prozent der Geflüchteten anerkannt. Dem großen Rest droht die Abschiebung.

Grund genug für die SPD-Bundestagsabgeordneten Nils Schmidt und Ute Vogt, bei der Diskussionsrunde „Gambia - Perspektive Rückkehr?“ im Esslinger CVJM-Haus der Frage nachzugehen, warum die Angebote des Bundes zur freiwilligen Rückkehr bislang nur in Einzelfällen genutzt wird. „Die Situation der Geflüchteten ist schwierig - sie haben eine geringe Anerkennungsquote, sind aber schon oft viele Jahre hier und damit ihrer Heimat immer mehr entwurzelt“, erklärte Schmid. Denn auch mit der neuen politischen Situation sehen die Lebensbedingungen in Gambia nicht gerade rosig aus.

Mit Bildung wieder Fuß fassen

Ute Vogt gab einen Überblick der Maßnahmen, die zur Verfügung stehen: Unter anderem Transporthilfen, Reisekostenübernahme und finanzielle Starthilfe können in Anspruch genommen werden. Es werde insgesamt ein großer Aufwand betrieben, um den Geflüchteten die Rückkehr schmackhaft zu machen, dennoch ist die Quote der Rückkehrer verschwindend gering.

„Woher sollen die rund 5000 jungen Männer, die hier leben, denn auch Vertrauen in die Rückkehr habe“, wandte Carla Bregenzer, Sprecherin des Arbeitskreises In­tregration Frickenhausen und ehemalige Landtagsabgeordnete, ein. Die Geflüchteten hatten das Land als Diktatur verlassen und seien die Hoffnungsträger von ganzen Familien, die dort geblieben sind. Zudem würden die jungen Männer nicht glauben, wenn ihnen gesagt wird, es sei nun zu Hause sicher. Das bestätigte auch der Gambier Yahya Sonko, der seit einigen Jahren in Deutschland ist und mittlerweile eine Ausbildung als Kinderpädagoge absolviert: „Lasst die Gambier arbeiten und eine Ausbildung machen, egal welchen offiziellen Status sie haben. Dann haben sie es später leichter, in der Heimat wieder Fuß zu fassen.“

Schmid und Vogt gewannen viele wichtige Erkenntnisse: „Wir brauchen eine bessere Vernetzung der Menschen, die sich mit Flüchtlingsarbeit beschäftigen. Das Ziel muss sein, die Geflüchteten hier auszubilden, um dann irgendwann zu schauen, wie sie in ihrem Heimatland helfen können.“ Kerstin Dannath