Zwischen Neckar und Alb

Die Spaltung überwinden

Gewerkschaften erwarten bei den 1.-Mai-Demos mehr Teilnehmer – Zwei große Tarifrunden

Seine Demonstrationen am 1.  Mai hat der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) unter das Motto „Zeit für mehr Solidarität“ gestellt. „Ich finde das Motto sehr gelungen“, sagt der DGB-Regionalsekretär Dominik Gaugler. Solidarität sei eine Aufgabe für die ganze Gesellschaft.

Kreis Esslingen. „Die Spaltung der Gesellschaft kann nur gemeinsam wieder zurückgeführt werden“, sagt Dominik Gaugler. Es gehe nicht nur um die Arbeitswelt, sondern auch um Themen wie die Altersarmut. Gaugler kritisiert die „Blockade der Politik“ bei den Werkverträgen: „Das ist ein Bereich, der klare Regeln braucht. Wenn es das geben soll, dann in einem geordneten Maß.“ Es ärgert Gaugler, wenn in einer Firma schon an der Kleidung zu erkennen ist, ob jemand fest angestellt ist oder nicht. Jürgen Groß, Geschäftsführer der IG Metall Esslingen, schließt sich der Kritik an, moniert den Stopp der Kanzlerin und der CSU. Es dürfe nicht sein, dass Leiharbeiter als Streikbrecher eingesetzt werden, wie es auch bereits schon im Landkreis Esslingen bei der letzten Tarifrunde in großem Stil geschehen ist.

Demonstrationen sind in der Region in Esslingen, Kirchheim, Nürtingen und Göppingen geplant. Wolfgang Scholz, Vorsitzender des DGB-Kreisverbands Esslingen-Göppingen, ist bei den Teilnehmerzahlen zuversichtlich: Zwar sei die Wettervorhersage schlecht, aber das lange Wochenende fehle und weniger Leute seien verreist.

Bei zwei großen Branchen, das soll ebenfalls für mehr Teilnehmer sorgen, fällt der 1. Mai in aktuelle Tarifrunden: Auf den Öffentlichen Dienst, also die Gewerkschaft ver.di, folgt die IG Metall. In der Metallbranche gibt es am Donnerstag nochmals Verhandlungen, von denen Groß aber angesichts des letzten Arbeitgeberangebots von 0,9 Prozent plus 0,3 Prozent Einmalzahlung wenig erwartet. „Ab Freitag gibt es dann Warnstreiks.“ Durch die bisherige Lohnentwicklung fehle es der Binnenkonjunktur an Kaufkraft, sagt Groß.

Die Mitgliederzahlen, sagen alle drei Gewerkschaftler übereinstimmend, entwickelten sich in den vergangenen beiden Jahren positiv. Dies gelte, sagt Gaugler, vor allem für den DGB Nordwürttemberg und für den Jugendbereich. Für Jugendliche, die noch nicht ausbildungsreif sind, ist der „Tarifvertrag Förderjahr“ gedacht, der neuerdings auch Flüchtlingen offen steht. Im Herbst wollen die IG Metall und der Arbeitgeberverband Südwestmetall im Landkreis Esslingen mit einer ersten Klasse starten, mit zwölf bis 20 Schülern. Die Arbeitgeber zahlen den Schülern ein kleines Entgelt, die Arbeitsagentur trägt ebenfalls bei. An das Förderjahr kann eine normale Ausbildung anschließen. „Das ist ein Tropfen auf den heißen Stein“, relativiert Groß.

Von einer „Konkurrenz zum 1.  Mai“ spricht Gaugler beim AfD-Parteitag in Stuttgart. „Das ist eine politische Richtung, die wir nicht für förderfähig halten. Wir brauchen Solidarität. Probleme löst man nicht, indem man Ängste schürt.“ Der DGB will diese Auffassung mit einer weiteren Demo deutlich machen, am 30.  April um 16.30 Uhr in Stuttgart.

In Kirchheim beginnt die Kundgebung vor dem Rathaus um 13.30 Uhr. Es sprechen Nikolaus Landgraf, Landesbezirksvorsitzender des DGB Baden-Württemberg, Wolfgang Scholz, Vorsitzender des DGB-Ortsverbands, und Umut Bodur vom Türkischen Volkshaus. Es folgt ein Demozug zum Mehrgenerationenhaus Linde. Dort gibt es ab 15 Uhr ein Fest, es spielen „Werner Dannemann and friends“.