Zwischen Neckar und Alb

Die Wirte werfen das Handtuch

Event Das Aus für das Zwiebelfest ist besiegelt. Die Hocketse auf dem Esslinger Marktplatz wird es in ihrer bisherigen Form nicht mehr geben. Von Christian Dörmann

Das klassische Zwiebelfest ist passé: Trotzdem wird es wahrscheinlich auch dieses Jahr eine kulinarische Hocketse auf dem Esslin
Das klassische Zwiebelfest ist passé: Trotzdem wird es wahrscheinlich auch dieses Jahr eine kulinarische Hocketse auf dem Esslinger Marktplatz geben.Archiv-Foto: Roberto Bulgrin

Die Wirte der Esslinger Zwiebelfest GmbH haben das Handtuch geworfen. Damit wird es die große Hocketse in ihrer bisherigen Form nicht mehr geben - auch nicht während der Übergangszeit, bevor die Esslinger Stadtmarketing und Tourismus GmbH (EST) das Fest von 2021 an in Eigenregie übernimmt. Allerdings deutet alles darauf hin, dass es auch in diesem und im kommenden August wieder ein kulinarisches Fest auf dem Marktplatz geben wird. Christian List, Betreiber des Gasthauses „Der Rote Hirsch“, hat seinen Hut in den Ring geworfen, um die Zeit bis zum Übergang in die Regie der EST zu überbrücken.

Im vergangenen Oktober hatte der Gemeinderat mit breiter Mehrheit, allerdings gegen die Stimmen der Freien Wähler, beschlossen, die Traditionshocketse auf neue Beine zu stellen. Vorausgegangen waren Jahre, in denen das Zwiebelfest immer wieder negativ in die Schlagzeilen geraten war, und zudem ließ auch der Besucherandrang zu wünschen übrig. Der Beschluss auf Initiative des Gemeinderats, nach mehr als 30 Jahren auf einen Neuanfang zu setzen, hat bei den Zwiebelfestwirten - bei Geschäftsführer Frank Jehle und Gerd Trautwein - heftige Kritik ausgelöst. Sie zeigten sich enttäuscht darüber, dass man mit ihnen vor der Entscheidung nicht gesprochen habe. Nun also der Rückzug - ohne ein persönliches Statement der beiden.

Den Begriff Zwiebelfest wird es nicht mehr geben und zumindest für dieses und nächstes Jahr auch nicht die bekannten Lauben auf dem Marktplatz. Aber: Schon seit Dezember liegt dem städtischen Ordnungsamt ein Antrag von Christian List vor. Der betreibt den „Roten Hirsch“ in Esslingen, bietet Catering an und ist seit 25 Jahren im Event-Geschäft unterwegs. Im vergangenen Jahr hatte sich List erstmals der Zwiebelfest-Gesellschaft angeschlossen und war mit einer Laube auf dem Marktplatz präsent. Er bedauert ausdrücklich, „dass die Sache so im Streit endet“. Wenn es nun zwei Jahre lang zu einem Sommerloch auf dem Marktplatz kommen würde, hielte List dies für die schlechteste Lösung. Deshalb will er einspringen, „ohne das Rad neu zu erfinden und dem Konzept der EST vorzugreifen“. Ein Sommerfest mit Esslinger Wein, Sekt und regionalen Produkten - so schwebt es List vor.

Allein steht er mit seinen Überlegungen nicht mehr. Annette Currle, ebenfalls Zwiebelfestwirtin, wäre mit von der Partie. Und mit Salvatore Marrazzo hat noch ein weiterer Gastronom sein Interesse bekundet, sich an dem Zwischenspiel zu beteiligen. Ob Christian List den Zuschlag erhält, wird sich Ende März herausstellen. So lange haben potenzielle Veranstalter die Möglichkeit, sich bei der Stadt zu bewerben. EST-Geschäftsführer Michael Metzler ist jedenfalls angetan, die drohende Lücke mit einem Sommerfest zu schließen. Sein Team arbeitet bereits an einer Konzeption, die dann von 2021 an greifen soll. „Dabei wird es erstmals einen Wettbewerb unter den Gastronomen geben“, sagt Metzler. Und er will die gastronomische Szene in die Konzeption mit einbinden. Die Kritik, man habe sich vor der Gemeinderatsentscheidung nicht mit den Zwiebelfest-Wirten ausgetauscht, weist Metzler zurück. Im Mai 2018 habe es ein Gespräch mit dem Zwiebelfest-Vorstand gegeben.