Zwischen Neckar und Alb

„Dieser Anruf war wie zweimal Weihnachten“

Unterstützung Katholische Familienpflege und Seelsorge helfen Menschen mit Behinderung unbürokratisch.

Die Energiespeicher von Menschen sind unterschiedlich groß, aber irgendwann ist bei jedem der Akku leer. Von links: Ellen Panter
Die Energiespeicher von Menschen sind unterschiedlich groß, aber irgendwann ist bei jedem der Akku leer. Von links: Ellen Panter, Bettina Betzner und Tobias Hass. Foto: pr

Esslingen. Ellen Panter aus Esslingen hat einen Sohn mit 15 Jahren und zwölfjährige Zwillinge, Junge und Mädchen. Der zwölfjährige Junge hat eine Behinderung. Durch den Lockdown kam das Homeschooling, zum Haushalt kamen neue Hausaufgaben. Zusätzlich stand ein Krankenhausaufenthalt des Jungen an, beim Ehemann war Heimarbeit nicht möglich. Wie nur alles schaffen? „Man ist so mit sich selbst beschäftigt. Das Letzte, was ich da gebraucht hätte, wäre ein Antragsformular gewesen“, sagt Ellen Panter. Stattdessen kam ein Anruf von ­Tobias Haas, Leiter der Seelsorge bei Menschen mit Behinderung im katholischen Dekanat Esslingen-Nürtingen: „Braucht ihr Hilfe?“ „Dieser Anruf war wie zweimal Weihnachten“, sagt Ellen Panter.

„Ich habe versucht, während des Lockdowns mit möglichst vielen Familien Kontakt zu halten“, sagt Tobias Haas. „Oft zögern sie, von sich aus um Hilfe zu bitten“, berichtet Bettina Betzner, Geschäftsführerin der Katholischen Familienpflege im Dekanat Esslingen-Nürtingen: „Manche sagen mir am Telefon, es gebe bestimmt andere Familien, die es mehr brauchen.“

Möglich wurde das Angebot durch einen Spendentopf, den das katholische Dekanat für „besondere Zeiten und Fälle“ gehütet hat. Diese besonderen Zeiten seien jetzt, beschloss das Dekanat und stellte das Geld für Familien zur Verfügung, in denen Kinder mit Behinderung leben. So konnten erfahrene Helfer in die Familie kommen. Bei manchen Begleitungen hat die Familienpflege den Einsatz der Familienpflegerin, finanziert aus dem Spendentopf, um einige Stunden aufgestockt - so gab es in einem Fall statt der von der Krankenkasse finanzierten fünf Stunden insgesamt acht Stunden pro Tag.

Der Krankenhausaufenthalt von Ellen Panters Sohn war seit Längerem geplant, aber unter ganz anderen Voraussetzungen, nun waren die beiden Geschwister nicht in der Schule und bekamen dort auch kein Mensaessen. In so einem Fall zahlt womöglich die Krankenkasse für eine Familienpflegerin, aber es gibt Altersgrenzen, und manche Krankenkasse zahlt erst, nachdem die Familienpflege ihr betreffs der Rechtslage die nötige Nachhilfe gegeben hat.

Drei Tage mit ihrem Sohn im Krankenhaus, das würde eine schlaflose Zeit werden, wusste ­Ellen Panter. Und dann im Anschluss auch noch den liegengebliebenen Haushalt nacharbeiten? Dank der Familienpflege kam es anders: „Das Schöne war, die Wohnung war aufgeräumt, deshalb war ich aufgeräumt, ich bin gerne heimgekommen.“ pm