Zwischen Neckar und Alb

„Dieses Aroma gibt’s in keinem Supermarkt“

Museum Die Tradition der Pflanzung wird fortgesetzt. Die Streuobstsorte des Jahres heißt „Öhringer Blutstreifling“.

Obstbauexperte Martin Krinn vom KVO Esslingen zeigt den richtigen Schnittwinkel.Fotos: Thomas Krytzner
Obstbauexperte Martin Krinn vom KVO Esslingen zeigt den richtigen Schnittwinkel.Fotos: Thomas Krytzner

Beuren. Seit 17 Jahren kommt im Museumsdorf jedes Jahr ein Obstbaum zu den bestehenden 500 alten Streuobstbäumen dazu. Vertreter der Kreisverbände Esslingen und Nürtingen der Obst- und Gartenbauvereine (KVO) stifteten im Wechsel bisher sieben Apfelbäume, sechs Birnenbäume, drei Kirschbäume und einen Zwetschgenbaum. Jetzt kam am Wochenende eine rund 90 Jahre alte Apfelsorte dazu.

Der „Öhringer Blutstreifling“ stand als Ursprungsbaum 1929 in Öhringen-Unterohrn. Die mittelgroßen Bäume haben eine hochgewölbte Krone mit wenig verzweigten Fruchtästen. Die roten Äpfel mit den dunkleren, namensgebenden Streifen sind im Oktober reif und können bis zum April gelagert werden. Das gesunde Obst wird als Tafel-, Saft- und Mostapfel verwendet. Da diese Apfelsorte jedoch nur wenig Säure besitzt, kann sie nicht sortenrein verarbeitet werden. Die Besucher des Freilichtmuseums müssen sich allerdings etwa drei bis fünf Jahre gedulden, bis am neu gepflanzten Baum die ers­ten Früchte geerntet werden können. Landrat Heinz Eininger lobte bei der Pflanzaktion die Zusammenarbeit zwischen dem Museumsdorf und dem KVO: „Es ist ein gutes Miteinander.“ Für den „Öhringer Blutstreifling“ war Eininger voll des Lobes: „Das Aroma kann man in keinem Supermarkt kaufen.“

„Beim Pflanzen von Apfelbäumen kann man viel falsch machen“, stellte Martin Krinn, Vorsitzender der Fachgruppe Obstbau des KVO, fest. „Es ist nicht allein mit dem Setzen getan.“ In der Tat gibt es bei der Pflanzung von Obstbäumen einiges zu beachten.

Pflege ist wichtig

Martin Krinn zeigte während der Vorstellung, worauf man als Laie achten sollte. „Das Loch für den Baum muss groß genug sein, und ein Schutzgitter für die Wurzel hält Fressfeinde fern.“ Auch die Wahl der Windrichtung, in der der Pfos­ten für das Festbinden des Baumes steht, kommt nicht von ungefähr - immer wetterseitig. Wichtig sei auch, die Wurzeln zu kürzen. Der Obstbauexperte zeigte den Anwesenden auch, wie die einzelnen Zweige angeschnitten werden. „Der Anschnitt im Winkel von 45 bis 60 Grad wird aber erst im Frühjahr durchgeführt, falls es kalt wird.“ Nachdem der Baum seinen Platz gefunden hat, muss die Wurzel gut mit Erde bedeckt werden. „Dabei gilt immer: gut antreten!“, so der Vorsitzende der Fachgruppe Obstbau. Doch damit der „Öhringer Blutstreifling in drei bis fünf Jahren auch ordentlich Früchte trägt, muss der junge Baum nun gut gepflegt werden. Museumsleiterin Steffi Cornelius versprach, die neu erkorene Streuobstsorte des Jahres regelmäßig zu wässern.

Mit seinen historischen Gebäuden, Äckern, Wiesen und Gärten veranschaulicht das Museumsdorf inmitten der Streuobstlandschaft die Geschichte des ländlichen Lebens auf der Schwäbischen Alb und im Mittleren Neckarraum. Das Freilichtmuseum zählt als Kompetenzzentrum für das Thema Streuobst. Thomas Krytzner

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Symbolbild