Sie kommen erst so richtig auf Touren, wenn es irgendwo brennt. Das ist ihr Job. Das sind sie gewohnt. Und das ist auch gut so. Denn sie mussten ein ganz besonders brennendes Problem lösen: Die Feuerwehr Esslingen sollte nach den Osterferien die Verteilung von etwa 20 000 Corona-Schnelltests an Schulen und Kitas im Stadtgebiet übernehmen. Doch aufgrund logistischer und organisatorischer Probleme wurden die Schnelltests nicht rechtzeitig angeliefert. Da griffen die Brandbekämpfer zur Selbsthilfe.
Krisenmanagement macht ihm Spaß. Aber in diesem Fall hielt sich der Spaßfaktor von Andreas Gundl in engen Grenzen. „Schön ist anders“, erklärt der gestandene Feuerwehrmann und Leiter der Stabsstelle „Besondere Gefahrenabwehr“ bei der Feuerwehr Esslingen. Bis Donnerstag vergangener Woche hätten die Schnelltests für die Schulen und Kitas eigentlich in Esslingen ankommen müssen. Doch am Freitagmorgen teilte der Städtetag in einem Rundschreiben mit, dass der Zeitplan völlig durcheinander geraten sei.
Das Land Baden-Württemberg hatte eine Spedition in Neu-Isenburg im hessischen Landkreis Offenbach mit der Anlieferung beauftragt. Diese Spedition hatte ihrerseits einen Subunternehmer für die Fahrt nach Esslingen verpflichtet – doch der war völlig überlastet und konnte den Auftrag nicht erledigen. Eine Auslieferung der Tests wäre daher nur um Tage verspätet und frühestens zur Wochenmitte möglich gewesen.
Diese Situation schürte den Ehrgeiz und heizte die Logistikmaschine der Esslinger Feuerwehr an: Nach mehreren Telefonaten, internen Absprachen und organisatorischen Winkelzügen schickte die Wehr am Freitag gegen 12 Uhr eines ihrer eigenen Logistikfahrzeuge mit zwei Ehrenamtlichen am Steuer auf die Fahrt nach Neu-Isenburg – zur persönlichen Abholung der Schnelltests. Eine frühere Benachrichtigung, so Andreas Gundl, hätte die Lage weniger feurig gemacht und mehr Zeit für eine Lösung gelassen: „Aber wir sind es gewohnt, mit sowas umzugehen.“
Schnell kamen die Schnelltests also nicht nach Esslingen. Aber sie kamen. Und so machten sich am Samstagmorgen zehn Ehrenamtliche der Abteilung Wäldenbronn in der Geschäftsstelle der Feuerwehr coronakonform mit Abstand und Maske ans Werk. Ihre Aufgabe war es, die Schnelltests einzuteilen, zu sortieren und zu verpacken.
Etwa 140 Ausgabestellen werden im ganzen Stadtgebiet laut Andreas Gundl beliefert – Kitas und Schulen in städtischer und freier Trägerschaft sowie andere Bildungseinrichtungen. Und für jede einzelne Anlaufstelle schnürten die Feuerwehrleute unterschiedlich große Päckchen – je nach Anzahl der benötigten Schnelltests. Kleinere Mengen kamen in Papiertüten, eine größere Anzahl wurde in Kartons verstaut. Die Abteilung Wäldenbronn unter Kommandant Alf Karnath ist auf Bevölkerungsschutz spezialisiert, erklärt Andreas Gundl. Sie kommt etwa bei Hochwasser zum Einsatz und konnte nun ihre speziellen Fertigkeiten auch im Kampf gegen Covid-19 unter Beweis stellen. Dafür gibt es eine kleine Aufwandsentschädigung. Aber schon die Verpflegung während des stundenlangen Arbeitens sei schwierig, so Andreas Gundl. Denn wegen der Corona-Bestimmungen dürften keine Speisen und Getränke verteilt werden. Dank des eigenen Engagements konnten die Ehrenamtlichen am Montagmorgen die Schnelltests in sieben Fahrzeugen an die Schulen und Kitas ausliefern. Vertreter der Feuerwehr seien auch Mitglieder in der städtischen „Taskforce Schnelltests“, berichtet Gesamtkommandant Oliver Knörzer. Und sie hätten die Verteilung für die erste Zeit nach den Ferien übernommen, weil „wir die Manpower und Fahrzeuge sowie die Logistik dafür haben“.
Allerdings hofft Andreas Gundl, dass unerwünschte Pannen wie die bei der Auslieferung der Schnelltests künftig unterbleiben: Solche Situationen möchte er den 40 Hauptamtlichen und etwa 250 Ehrenamtlichen der Feuerwehr Esslingen nicht allzu oft zumuten. Für diese Woche sei die Auslieferung der Schnelltests geregelt. Doch wie es danach weitergeht, darüber liegen ihm noch keine Erkenntnisse vor.