Zwischen Neckar und Alb

Ein Introvertierter wird laut

Ausstellung Der Verleger Gregor Wörner kannte den Künstler Friedensreich Hundertwasser. Jetzt konzipiert er gemeinsam mit den Stadt Plochingen eine Ausstellung zu seinen Ehren. Von Greta Gamberg

Susanne Martin und Gregor Wörner hängen ein Foto auf, auf dem eine frühere Müllverbrennungsanlage in Osaka zu sehen ist. Jetzt d
Susanne Martin und Gregor Wörner hängen ein Foto auf, auf dem eine frühere Müllverbrennungsanlage in Osaka zu sehen ist. Jetzt dient sie als Klärschlammverwertung. Foto: Bulgrin

Baummieter - in Plochingen ist das kein neuer Begriff. Wer den Innenhof des Hundertwasser-Hauses an der viel befahrenen Neckarstraße kennt, weiß, dass auf den Dächern, Balkonen und aus den Erkern der Fassade das Grün nur so sprießt. „Der Baummieter bezahlt Miete in wertvolleren Devisen als Menschenmieter“, hat der Schöpfer der bunten Oase, der im Jahr 2000 gestorben ist, geschrieben. Er sah ihn als „Gemütsregulator für urbangeschädigte Menschen“.

Noch viele weitere Ideen des Österreichers kann der Betrachter exemplarisch am Plochinger Beispiel ablesen: die leuchtenden Farben, die 440 Fenster, bei denen keines dem anderen gleicht. Das zeigt der Blick auf die Exponaten der Ausstellung „Friedensreich Hundertwasser - Architektur der Vielfalt“. Zu sehen sind einerseits Fotos seiner ab den 1980er-Jahren realisierten, bunten Projekte von Plochingen über Wien bis Osaka. Andererseits aber auch Replikationen der noch farbenfroheren Bilder von Häusern, die den Wald mitten in die Stadt holen. Sie stammen teilweise schon aus den 50ern.

„Er hat sich die Werke erträumt“, sagt Gregor Wörner über den Künstler. Er ist Geschäftsführer des Wörner Verlages, der sich ausschließlich auf Hundertwasser-Produkte spezialisiert hat. „Man sieht, dass er Vorreiter der grünen Architektur war“, so der Verleger, der die Schau gemeinsam mit der Stadt Plochingen konzipiert hat.

Als Jugendlicher hat Wörner Hundertwasser selbst kennengelernt - sein Vater war mit dem Künstler befreundet. „Als Person war er eher introvertiert“, sagt er. Er habe lange Zeit alleine in einem Tal in Neuseeland gelebt. Doch für seine Ideen sei er in die Öffentlichkeit getreten, bei Fehlentwicklungen der Gesellschaft wie ein Frühwarnsystem gewesen.

Bislang fehlten die Räume

Wörner hat fast alle Bauwerke Hundertwassers schon besucht. Er erklärt, dass der originäre Maler und Grafiker über die Kunst zur Architektur gekommen ist, die er mit der Natur in Einklang bringen wollte. Obwohl die Bauwerke ein zentraler Bestandteil des Hundertwasser-Schaffens sind, hat sich nach Gregor Wörners Wissen bislang keine Ausstellung ausschließlich damit beschäftigt. Bis vor Kurzem wurden im Residenzschloss Ludwigsburg vor allem seine Grafiken gezeigt. Die Schau in Plochingen ist als Ergänzung dazu gedacht.

Seit Beginn des Jahres gibt es dort außerdem eine neue Führung zum Thema „Wohnen unterm Regenturm“, die mehrfach im Monat stattfindet. Sie habe gemerkt, dass seit der Schau in Ludwigsburg noch mehr Besucher gezielt wegen des Hundertwasser-Hauses in die Stadt kämen, erzählt Kulturamtschefin Susanne Martin. Die Anlage sei für die touristische Arbeit ein Türöffner. Martin wünscht sich schon länger eine Dauerausstellung zum Haus, für die bislang aber die Räume fehlen. „Ich weiß, dass es Interesse gibt, nicht nur das Gebäude zu sehen, sondern auch etwas über die Geschichte zu erfahren.“ Zumindest bis zum Ende der Schau am 15. Juni geht das. Neben allgemeinen Informationen zur architektonischen Philosophie des Künstlers gibt es auch Einblicke in das Plochinger Werk: zum Beispiel spektakuläre Fotos von der Anlieferung der 1,60 Meter dicken, vergoldeten Kugeln auf dem Regenturm.

Info Die Galerie der Stadt Plochingen, Marktstraße 36, hat während der Ausstellung bis 15. Juni verlängerte Öffnungszeiten: montags und mittwochs von 10 bis 13 Uhr, freitags von 9 bis 16 Uhr und an allen anderen Tagen von 10 bis 17 Uhr.