Zwischen Neckar und Alb

Ein Nadelöhr sorgt für Groll

Verkehr Die Autobahnabfahrt Wendlingen ist vom Bahnprojekt Stuttgart-Ulm akut betroffen. In Unterensingen hat die Deutsche Bahn jetzt ihre Pläne zum Umbau vorgestellt. Von Sylvia Gierlichs

Auf das Autobahnkleeblatt in Wendlingen kommen in den nächsten Jahren verschiedene Baumaßnahmen zu.Foto: Holzwarth
Auf das Autobahnkleeblatt in Wendlingen kommen in den nächsten Jahren verschiedene Baumaßnahmen zu.Foto: Holzwarth

Dass der Bau der ICE-Trasse für die beteiligten Gemeinden kein Spaziergang werden würde, war klar. „Wir haben uns nicht um dieses Vorhaben beworben, aber wir haben zur Kenntnis genommen, dass es sich um ein Projekt von landesweiter Bedeutung handelt“, sagte Unterensingens Bürgermeister Sieghart Friz in seiner Begrüßungsrede bei der Infoveranstaltung der Deutschen Bahn im Udeon. Man wolle das Projekt nicht verhindern, stellte er klar. Der Anspruch sei jedoch, die Interessen der Gemeinde zu wahren. „Uns ist es sehr wichtig, dass es rechtzeitig Informationen gibt, wann an welchem Abschnitt gebaut wird“, betonte Friz. Hier sei man allerdings auf die Informationen der Deutschen Bahn angewiesen.

Baumaßnahmen über drei Jahre

Bereits schriftlich zugesichert wurde ihm jedoch, dass die Wege, die im Zuge der Maßnahme beschädigt wurden, am Ende wieder instand gesetzt werden - auf Kosten der Deutschen Bahn. Projektabschnittsleiter Benjamin Denk erläuterte den Verlauf der ICE-Trasse, die direkt an der Autobahn entlang und damit über das Autobahnkleeblatt führt. Sieben Brückenbauwerke werden hier entstehen, über die der ICE hinwegrauschen wird.

Für die Unterensinger wird dieser Umbau des Autobahnkreuzes keine einfache Zeit. Der Verkehr, der auf der B 313 aus Richtung Plochingen kommt und auf die Autobahn Richtung München fahren möchte, muss während der zweijährigen Umbauzeit bei der sogenannten Betriebsumfahrt Röhm­see eine Schleife fahren. Diese führt von der B 313 auf einen einspurigen Wirtschaftsweg, dann durch die Unterführung der B 313 und letztlich auf der anderen Seite wieder auf die Bundesstraße. Von hier ist die Auffahrt auf die Autobahn Richtung München möglich.

Den Beginn des Umbaus kündigte Benjamin Denk für Ende 2019 an. Bis im Frühjahr 2022 sollen dann alle Baumaßnahmen beendet sein. Für die meisten Unterensinger ist dies ein Nadelöhr, das unweigerlich zu Verkehrsbehinderungen führt. „Ich habe größte Bedenken, dass das funktioniert“, sagte selbst Bürgermeister Friz. Das Regierungspräsidium Stuttgart habe es so genehmigt, deshalb müsse man sehen, was passiert.

„Wird der Bypass am Röhm­see zweispurig oder nur einspurig?“, fragte ein Bürger und wies darauf hin, dass sich der Verkehr zu den Hauptzeiten auf der Autobahn und der Bundesstraße bereits auf zwei Spuren staue. Doch ein zweispuriger Ausbau der Umfahrung Röhmsee ist nicht geplant, wie Bauingenieur Sebastian Endreß von der Deutschen Bahn bekannt gab.

Keine Lärmschutzwand geplant

Ein anderer Zuhörer machte sich Sorgen, dass die Umfahrung Röhmsee als Abkürzung in den Ort genutzt werde. „So ist es nicht vorgesehen, aber die Befürchtung ist nicht von der Hand zu weisen“, gab ihm Bürgermeister Friz recht. Denk sicherte zu, dass verschiedene Thematiken nochmals besprochen werden, um Lösungen zu finden. Eine weitere Diskussion drehte sich um den drohenden Lärm. Eine Lärmschutzwand werde aber nicht gebaut, teilte Projektleiter Benjamin Denk mit. Denn schalltechnische Untersuchungen über die gesamte Neubaustrecke hätten ergeben, dass der ICE die Geräuschkulisse nicht verschlechtern werde. Allerdings werde eine dreieinhalb Meter hohe Blendschutzwand entlang der ICE-Trasse aufgestellt. Sie soll einerseits die Autofahrer vor den Scheinwerfern des ICE schützen, andererseits auch den Lokführer vor den Scheinwerfern der Autos.

Eine gute Nachricht verkündete Bürgermeister Friz bezüglich der Straßensperrung zwischen Wendlingen und Oberboihingen. Hier dürfte sich der Berufsverkehr beträchtlich erhöhen. Zwei Ampeln werden jedoch während der Bauzeit, die von Mitte Januar bis Mitte August dauern wird, den Verkehr an den Ortseingängen regeln. „Das wurde mir mittlerweile zugesichert“, so Friz.