Zwischen Neckar und Alb

Ein schlechter Scherz

Attacken Auch im Landkreis Esslingen häufen sich Meldungen über „Horror-Clowns“, die Passanten erschrecken. Die Polizei warnt jedoch vor Panikmache und Falschmeldungen im Internet. Von Matthäus Klemke

Ein 16-Jähriger versucht im Clownskostüm und mit einem Hammer bewaffnet eine Gruppe Jugendlicher zu erschrecken. Doch statt wegzulaufen, zieht ein 14-Jähriger ein Messer und sticht den Maskierten nieder. In einer Notoperation wird dem 16-Jährigen das Leben gerettet.

Die Tat geschah am Montagabend in Berlin und war das traurige Ende eines schlechten Scherzes. Angefangen hat alles in den USA: Leute verkleiden sich als Horror-Clowns und versuchen Leute zu erschrecken – häufig bewaffnet mit Kettensägen oder Baseballschlägern. Nicht selten gerieten die Situationen außer Kontrolle, wie in Berlin.

Jetzt, kurz vor Halloween, häufen sich auch im Kreis Esslingen die Meldungen über unheimliche Begegnungen mit Kostümierten. „Das hat seit dem vergangenen Wochenende zugenommen“, sagt Josef Hönes, Erster Kriminalhauptkommissar bei der Pressestelle des Präsidiums in Reutlingen. In Neuhausen will jemand einen Horror-Clown gesichtet haben, genauso wie im Esslinger Stadtteil Pliensauvorstadt. „In Weilheim sollen es sogar zwei gewesen sein“, sagt Hönes. In Nürtingen meldete am Wochenende jemand einen Horror-Clown in der Metzinger Straße.

Hönes gibt allerdings zu bedenken, dass diese Meldungen mit Vorsicht zu genießen sind: „In keinem der Fälle haben wir einen Clown gefunden.“ Auch hätten Anrufer wieder aufgelegt, als sie nach ihrem Namen gefragt wurden. Glaubwürdig sei hingegen die Aussage einer Mutter, deren Töchter in Nürtingen von einem Clown erschrocken wurden: „Die beiden Kinder sind vor dem Maskierten weggerannt und haben Zuflucht im Auto der Mutter gesucht. Die hat den Clown noch im Rückspiegel gesehen“, so Hönes. Er warnt aber vor Panikmache: „Gerade in den sozialen Medien werden viele Falschmeldungen verbreitet, die täuschend echt aussehen.“ Hinter den Falschmeldungen steckt häufig die Internetseite „24aktuelles.com“, auf der Nutzer in wenigen Sekunden eine frei erfundene Nachricht in die Welt setzen können.

Ein Beispiel für eine solche Falschmeldung ist der Bericht über zwei Horror-Clowns in Bad Urach, die von einem 17-jährigen Kampfsportler krankenhausreif geschlagen wurden. Der 17-Jährige sei ohne Strafe davongekommen, da er sich nur verteidigt habe. „Solche Meldungen sollten kritisch hinterfragt werden. Wer sich nicht sicher ist, ob eine Meldung wahr ist, sollte lieber bei der Polizei anrufen und nachfragen“, so Hönes.

Generell rät der Kriminalhauptkommissar: „Nicht erschrecken lassen.“ Kurz vor Halloween könne es durchaus vorkommen, dass man verkleidete Gestalten auf der Straße sieht. Trotz der scharfen Kritik am Trend boomen Horror-Clownkostüme. Der Metzinger Online-Shop „Horrorklinik“ ist einer der größten Händler für Halloweenkostüme in Deutschland. Auf seiner Internetseite werden unter anderem die Kostüme „Psycho-Clown“ und „Böser-Clown-Harlekin“ angeboten. „Die waren schon immer sehr gefragt, aber dieses Jahr sind unter den zehn beliebtesten Kostümen sieben Clownskostüme.“, sagt Pressesprecher Sascha Hoffmann. Wegen der jüngsten Ereignisse entschied sich das Unternehmen, in einem E-Mail-Newsletter darauf hinzuweisen, dass die Clownskostüme nicht missbraucht werden sollten.