Zwischen Neckar und Alb

Ein Theater kämpft um seine Zukunft

Kultur Bis zu 800 Menschen passen normalerweise in das Freilufttheater in Aichtal-Grötzingen. Wegen des Corona-Virus gibt es aber in diesem Sommer keine Aufführungen mehr. Von Sabrina Kreuzer

Nach einer langen Zwangspause kann im Naturtheater Grötzingen mit den ersten Arbeiten für die Saison 2021 begonnen werden. Alte
Nach einer langen Zwangspause kann im Naturtheater Grötzingen mit den ersten Arbeiten für die Saison 2021 begonnen werden. Alte Kulissen werden abgebaut, um Platz für die neuen zu schaffen. Foto: Jürgen Holzwarth

Die Kulissen aus dem vergangenen Jahr stehen noch, als Ronja Räubertochter ihre Abenteuer auf der Bühne erlebte. Vereinzelt liegen Holzbretter auf dem Boden, doch sonst tut sich nichts im Naturtheater Grötzingen. „Den Leuten geht es gut“, sagt Klaus Herzog, Vorstandsmitglied für Betrieb und Finanzen: „Wir haben niemanden, der am Virus erkrankt ist. Das ist gut.“ Trotzdem herrschte bisher eine eher frustrierte Stimmung. „Die Motivation ist zwischendurch sehr gesunken“, so Herzog.

Normalerweise ist die Saison im Juli in vollem Gange. Die Stücke „Cyrano de Bergerac“ und „Jim Knopf“ sowie der Gastauftritt von Comedian Christoph Sonntag, ein Poetry Slam und die Musical-Nacht waren geplant. „Wir mussten die ganze Spielzeit jedoch absagen“, sagt Herzog mit geknickter Stimme. Anfang März hätten die Schauspieler noch per Videokonferenz geprobt, was sehr aufwendig gewesen sei. Als sich das Virus weiter verbreitete, entfiel auch das.

Es gibt positive Nachrichten

Herzog versucht, hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken und kämpft mit allen Vereinsmitgliedern für das Naturtheater. Eine positive Nachricht gibt es schon: „Wir haben uns die Rechte für die beiden Theaterstücke auch für 2021 sichern können.“ Auch die Gastspiele werden auf das kommende Jahr verlegt. Noch ein Lichtblick: „Die Verlage sind uns entgegengekommen, sodass wir erst nächstes Jahr für die Stücke bezahlen müssen.“

Auf einem hohen Berg an Kosten sitzen die Theater-Macher dennoch: „Prospekte und Plakate sind schon gedruckt, Tickets verkauft und das Weihnachtsprogramm war geplant.“ Es handle sich um einen hohen fünfstelligen Betrag, sagt Herzog. Karten für Schulen und Kindergärten hat der Verein zurückerstattet. Für alle anderen Kunden habe man Gutscheine ausgestellt. Viele Gäste, vor allem Stammgäste, hätten ihre Karten gespendet, so Herzog: „Das wurde sehr gut angenommen.“ Und wie geht es nun weiter im Naturtheater? „Seit den Lockerungen zum 1. Juli ist es ja wieder erlaubt, mit bis zu 20 Personen zusammenzukommen“, sagt das Vorstandsmitglied. Das komme den Mitgliedern des Theaters recht, denn nun können die samstäglichen Arbeitsdienste wieder beginnen: „Wir müssen erst einmal die Bühne aufräumen.“

Als erstes werden wohl die alten Kulissen abgebaut und für das kommende Jahr neu aufgebaut. Aber die Liste anfallender Arbeiten ist noch länger. „Wir möchten ein paar Hecken und Bäume pflanzen. Aber ein neues Geländer, das bis zu den Toiletten reichen soll, muss noch warten“, zählt Herzog auf. Das robustere Gestell sei zwar geplant gewesen, aber die Kosten von knapp 17 000 Euro momentan nicht bezahlbar.

„Alle freuen sich unheimlich, dass sie sich endlich wiedersehen können“, beschreibt Herzog die Stimmung unter den Mitgliedern. Vor allem die Schauspieler bräuchten eine Beschäftigung. Deswegen sei geplant, dass sie kleinere Stücke und Sketche einproben: „Wir würden gerne im Winter kleine Aufführungen in einer Halle machen. Vielleicht sieht es bis dahin mit den Beschränkungen ja schon besser aus.“

Ein Hygienekonzept sei erarbeitet worden, laut dem rund 150 Gäste Platz auf der Freilichtbühne finden können. „Wenn das Wetter im September mitmacht, können wir eventuell doch den Poetry Slam veranstalten“, hofft Herzog. Außerdem soll die Vorstellung der Kandidaten für die Aichtaler Bürgermeisterwahl im Naturtheater stattfinden. Größere Veranstaltungen seien jedoch ausgeschlossen, auch, weil man dies momentan finanziell nicht stemmen könnte.

 

Info: Das Naturtheater Grötzingen ist in dieser Zeit auf Spenden angewiesen. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.naturtheater-groetzingen.de.