Auch für viele Esslinger gehört es inzwischen zum Alltag, sich morgens auf dem Weg zur Arbeit oder in der Mittagspause kurz einen Kaffee zum Mitnehmen beim Bäcker zu holen. Meist werden die Heißgetränke in Wegwerfbechern serviert - doch das verursacht aus Sicht von vielen Stadträten unnötigen Müll. Deshalb wollen sie etwas ändern. Auf Antrag von CDU und SPD prüft die Verwaltung derzeit, ob die Einführung eines Pfandsystems für Kaffeebecher möglich ist. Klar ist allerdings inzwischen: Verpflichten kann die Stadt Gaststätten und Cafés nicht, sich an einem solchen System zu beteiligen.
Die Kommune habe bei diesem Thema keine rechtliche Handhabe, erklärte der Ordnungsamtsleiter Gerhard Gorzellik in der jüngsten Sitzung des Verwaltungsausschusses. Das Thema Vermeidung von Verpackungsabfall sei im sogenannten Kreislaufwirtschaftsgesetz geregelt, das von der Stadt nicht erweitert werden könne, teilt die Verwaltung mit. Deshalb könne sie Anbietern von Getränken und Speisen im Straßenverkauf nicht einfach auferlegen, Verpackungsmüll zu vermeiden, etwa indem nur Mehrweggeschirr verwendet werden dürfe. „Das muss alles auf freiwilliger Basis passieren“, sagt Gorzellik. „Und auf dieser Basis wollen wir das auch machen.“
Oberbürgermeister Jürgen Zieger mahnte allerdings, die Räte sollten sich nicht zu früh freuen: Man versuche, alle offenen Fragen zu klären und dann ein solches Pfandsystem hinzubekommen: „Aber es ist noch nicht klar, ob das gelingt.“ Aus umweltpolitischen Gesichtspunkten sei das zwar wünschenswert, aber unter anderem wisse man noch nicht, mit welchem Aufwand das verbunden wäre und welche Kosten auf die Kommune zukommen würden.
Angedacht ist in Esslingen ein Pfandsystem nach dem Freiburger Modell. Grundvoraussetzung dafür wäre laut Stadtverwaltung, dass sich Betreiber von Cafés und Bäckereien finden, die freiwillig an einem solchen Konzept teilnehmen würden. Nach dem Vorschlag aus dem Rathaus würden die Betriebe die Mehrweg-Pfandbecher kostenlos von der Stadt zur Verfügung gestellt bekommen. Diese könnten den Kunden dann gegen ein Pfand von beispielsweise einem Euro angeboten werden. Nach dem Gebrauch könnten die Kunden die leeren Becher in irgendeinem der beteiligten Betriebe zurückgeben, wo sie dann gespült und wieder ausgegeben würden. Als Erkennungszeichen kann man sich einen Aktions-Aufkleber an der Ladentür vorstellen.
Im Verwaltungsausschuss zeigte man sich durch die Bank angetan von dem Vorschlag. Allerdings wurde die Stadt von verschiedenen Seiten aufgefordert, sich eingehend mit Kommunen auszutauschen, in denen bereits ähnliche Systeme eingeführt wurden. Der CDU-Fraktionschef Jörn Lingnau betonte zudem, man solle nicht nur die Kaffeebecher im Fokus haben, sondern auch Konzepte zur Eindämmung des Verbrauchs von Plastiktüten oder Essensverpackungen wie Pizzakartons erarbeiten. Das hatte die CDU bereits in ihrem Antrag im November gefordert, die SPD hatte zudem ein Pfandsystem für Eisbecher angeregt.
Doch OB Zieger stellte klar, dass man eins nach dem anderen angehen wolle. Geplant sei nun, sich zunächst ums Thema Pfandbecher zu kümmern. Carmen Tittel, Grünen-Fraktionsvorsitzende, mahnte allerdings, man solle sich nicht zu viel Zeit lassen. Pfandbecher seien ein Trendthema, sie befürchte, dass manches Café schon ein eigenes System schaffe, wenn die Stadt nicht schnell genug sei. Annette Silberhorn-Hemminger, Fraktionschefin der Freien Wähler, betonte aber, sie halte es für sinnvoll, sich im Vorfeld gründlich über die Chancen und Probleme eines solchen Systems zu informieren: „Es soll ja realistisch sein, was wir vorhaben.“
Bis zu den Beratungen für den Doppelhaushalt 2018/2019 soll das Projekt samt Finanzierung konkretisiert sein und dem Gemeinderat noch einmal vorgelegt werden. Derzeit schätzt man die Kosten für die Einführung des Pfandsystems auf rund 20 000 Euro. Der Start ist für das kommende Jahr anvisiert.