Zwischen Neckar und Alb
Eine Bühne für Kultur im Freien

Pandemie Mit dem Burgsommer hat die Stadt Esslingen 2020 ein coronataugliches Veranstaltungsformat entwickelt – in diesem Jahr soll es am Neckarufer im gleichen Stil weitergehen. Von Alexander Maier

Kultur hat’s in Coronazeiten schwer: Theater, Kinos, Klubs und andere Veranstaltungshäuser sind geschlossen, Liveauftritte nur virtuell möglich. Nach dem erfolgreichen Burgsommer 2020 plant die Stadt zusammen mit verschiedenen Partnern einen Kultursommer. „Wir wollen im Sommer Kultur ermöglichen, soweit es die Situation erlaubt“, beschrieb Kulturbürgermeister Yalcin Bayraktar den Kurs der Stadt, als die Verwaltung im Kulturausschuss ihre Ideen für ein Open-Air-Konzept vorgestellt hat. Ein zentraler Baustein soll eine Sommerbühne am Neckarufer bei Oberesslingen werden. Dort könnte sich die Esslinger Kulturszene von Juli bis September mit ihrer ganzen Vielfalt präsentieren.

Schwierige Zeiten machen erfinderisch. Das hat die Esslinger Kulturverwaltung 2020 schon bewiesen, als sie mit dem Verein „Blues in Town“ in kürzester Zeit ein neues Veranstaltungsformat entwickelt hat. Vom 1. August bis 6. September waren Künstlerinnen und Künstler unterschiedlichster Couleur unterhalb des Dicken Turms auf der Esslinger Burg live zu erleben. Und die Publikumsresonanz bewies, wie wichtig solche Angebote sind.

An den damaligen Erfolg möchte das Kulturamt in diesem Sommer anknüpfen - wohlwissend, dass es ziemlich aufwendig werden wird, etwas ganz Neues auf die Beine zu stellen. Immerhin sieht Kulturamtsleiterin Alexa Heyder einen entscheidenden Vorteil gegenüber dem Vorjahr: „Damals hatten wir nur vier Wochen Vorlauf, diesmal sind es immerhin vier Monate.“ Das Ziel der Stadt ist klar: „Wir wollen im Sommer ein attraktives Kulturangebot ermöglichen.“ Dazu soll nicht nur die Bühne am Neckarufer beitragen, auch die WLB mit ihrer Open-Air-Inszenierung, der Verein Live-Musik mit seiner Reihe „Jazz auf der Wiese“ beim Dulkhäusle oder das Kulturzentrum Dieselstraße lassen manches erwarten. Wobei die Veranstalter stets die aktuelle Pandemiesituation im Blick behalten müssen. Deshalb plant Alexa Heyder ihre Sommerbühne mit Augenmaß: Auch wenn das anvisierte Gelände am Neckarufer zwischen dem Skaterpark und dem Steg zur Neckarinsel mehr Publikum fassen würde, soll es bei einer Beschränkung von maximal 199 Personen bleiben.

Trotzdem gibt es noch allerhand zu klären. „Wir sind mit allen zuständigen Ämtern und der Feuerwehr in engem Kontakt“, verrät die Kulturamtsleiterin. Der geplante Standort bietet nach ihrer Einschätzung viele Vorteile: „Das Gelände ist durch die Nähe zum Oberesslinger Bahnhof gut erreichbar, und es gibt relativ wenige Anwohner.“ Das war auch ein Argument, das gegen eine Neuauflage des Burgsommers gesprochen hatte. Denn nach den geltenden Open-Air-Richtlinien ist auf der Burg nur eine beschränkte Anzahl von Veranstaltungen möglich. Das Kulturamt will auf dem Areal am Neckarufer die nötige Infrastruktur mit überdachter Bühne und einem Platz für den Getränkeverkauf anbieten - den könnten zum Beispiel Vereine organisieren, denen durch das wegfallende Bürgerfest dringend nötige Einnahmen durch die Lappen gehen.

Partner fürs Programm

Für die Programmgestaltung möchte Alexa Heyder wie beim Burgsommer wieder Partner ins Boot holen: Institutionen wie das Kommunale Kino, der Verein „Blues in Town“, das Jugend- und Kulturzentrum „Komma“ oder das Podium Festival könnten eine Option werden. Finanzieren ließe sich das Projekt zum Beispiel aus den Mitteln, die im städtischen Haushalt eigentlich für das Bürgerfest eingeplant sind.

Die Überlegungen für ein coronagerechtes Kulturangebot fanden im Kulturausschuss des Gemeinderats Beifall. Marco Bertazzoni (Grüne) weiß aus vielen Gesprächen, „dass die Menschen ausgehungert nach Kultur sind“. Richard Kramartschik (SPD) begrüßt das Projekt, „weil die Menschen dringend eine Perspektive brauchen“.

Alexander Kögel (Freie Wähler) findet den Gedanken eines Kultursommers gut, will aber auch die dortigen Parkmöglichkeiten für den Schwimmsportverein berücksichtigt wissen. Martin Auerbach (Linke) regt an, die Auftritte auch im Internet zu übertragen und zum Beispiel zur Belebung der Innenstadt an einigen Stellen zu zeigen.