Zwischen Neckar und Alb

Eine Kandidatin schlägt um sich

Wahl Fridi Miller will Bürgermeisterin in Denkendorf werden. Mit Beleidigungen sorgt sie aber derzeit für Aufsehen.

Von sachlichen Diskussionen will Fridi Miller nichts wissen.
Von sachlichen Diskussionen will Fridi Miller nichts wissen.

Denkendorf. Sachliche Diskurse und weitgehend gemäßigte Töne, so hat man bislang in Denkendorf das Ringen um die Nachfolge von Bürgermeister Peter Jahn erlebt. Doch knapp zwei Wochen vor dem Wahltermin kommt ungewohnte Schärfe ins Spiel, mit Attacken, die zum Teil unter die Gürtellinie gehen. Verantwortlich dafür ist Friedhild „Fridi“ Miller, die Kandidatin aus Sindelfingen, die sich in 50 Kommunen - unter anderem in Ohmden, Erkenbrechtsweiler und Denkendorf - um den Bürgermeisterposten bewirbt und dies nach eigenen Angaben nur als Sprungbrett sieht. Denn ihr eigentliches Ziel ist es, Bundeskanzlerin Angela Merkel abzulösen.

Schon beim Jugendforum in der Albert-Schweitzer-Schule in Denkendorf wurde Miller ausfällig und ließ sich gegenüber Schülern, die ihr die Ernsthaftigkeit absprachen, und sie wegen schräger Ideen ausbuhten, zu Aussagen wie „ihr Schwachnasen da hinten“ hinreißen. Kurz darauf setzte die 48-Jährige, die sich selbst für ziemlich durchgeknallt hält, noch eins drauf. Auf dem Instagram-Kanal der Eßlinger Zeitung schrieb sie: „Fickt euch! Ganz ehrlich! Ihr glaubt lieber Lügnern anstatt jemand, der Klartext spricht wie ich und mit 38 schon seine erste DM-Million hatte, aus eigener Kraft.“ Vorangegangen waren Kommentare wie „die Fridi hat keine Chance, war aber heute trotzdem irgendwie der Star“. Sie selbst fand ihr Auftreten vor rund 300 Schülern gar nicht aggressiv und ausfällig. Ganz im Gegenteil, „das ist die Sprache, die Jugendliche verstehen“.

Die Sindelfingerin hat mittlerweile sogar erwogen, ihre Kandidatur zurückzuziehen. Das hatte sie Denkendorfs Bürgermeister Jahn in einem offenen Brief mitgeteilt. Davon wollte sie kurze Zeit später nichts wissen. „Ich überlege noch“, sagte die 48-Jährige. Im Augenblick habe sie „andere Dinge im Kopf“. Es geht um Privatfehden, die die selbst ernannte Familienhelferin seit Jahren gegen alles und jeden führt, und die das Ziel haben, das Sorgerecht für ihre Tochter wieder zu erlangen.

Das Verhalten einiger Schüler, die sie nach ihrem Empfinden der Lächerlichkeit preisgeben wollten, habe sie „zutiefst verletzt“, schreibt Miller an Jahn. Zwei Sätze weiter beleidigt sie ihre beiden Gegenkandidaten, Frank Nödinger und Ralf Barth. „Die beiden Männer sind verlogen und werden nur zu ihrem Profit die Geschicke Denkendorfs leiten.“

Im Laufe der Woche will Miller entscheiden, ob sie ihre Bewerbung in Denkendorf aufrechterhalten will. Aus rein rechtlichen Gründen sei das gar nicht möglich, sagt der amtierende Rathauschef Peter Jahn. „Ein Rückzieher geht formal nicht.“ Der Gemeindewahlausschuss habe am 31. Januar offiziell die Kandidatur von Fridi Miller akzeptiert und sie „als wählbar festgestellt“.

„Ich nehme das gar nicht ernst“, reagiert Frank Nödinger auf die Beleidigungen seiner Gegenkandidatin. Denn die Aussagen kämen „von einer Bewerberin, von der ich eh nichts halte“. Diese Art von Auseinandersetzung sei vollkommen fehl am Platz, sagt Nödinger. Die Fragen der Schüler habe er als gut empfunden. Miller habe „völlig unnötig den Saal gegen sich aufgebracht“. Ähnlich äußerte sich gestern Bürgermeisterkandidat Ralf Barth. „Wenn Frau Miller jetzt so nachtritt, finde ich das traurig.“ Es sei zu erwarten gewesen, dass die Jugendlichen auf Millers Vorlagen mit Emotionen reagierten.Harald Flößer