Als großes Gemeinschaftswerk von Egerländer Gmoi, Vereinen und Stadtverwaltung bezeichnet Wendlingens Bürgermeister Steffen Weigel das Vinzenzifest. In dessen Zeichen steht die ganze Stadt Wendlingen an diesem Wochenende. Am heutigen Freitag wird an die frühere Tradition angeknüpft, das Fest mit einem Konzert zu beginnen. Zum Start greift aber keine Egerländer-Gruppe in die Saiten, sondern Dawnswyr Bro Cefni, eine walisische Tanz- und Musikgruppe. Sie bringt traditionelle Volkstänze und Musik von der Insel mit. Harald Wenig, Landesvorsteher der Egerländer Gmoin in Baden-Württemberg, richtet den Blick auch schon in die Zukunft: 2019, wenn die Egerländer Gmoi ihr 70-jähriges Bestehen feiert, werden wieder Egerländer selbst die Auftaktveranstaltung gestalten.
Die Festsitzung des Patenschaftsrats zählt zu den grundlegenden Bestandteilen des Vinzenzifests, das die Heimatvertriebenen schon vor über 300 Jahren in Eger gefeiert haben. Und damit auch die Festrede, die dort jedes Jahr gehalten wird. Die obliegt dieses Mal Dr. Alexander Friedl, Kulturwart des Landesverbands der Egerländer Gmoin Baden-Württemberg. Er wird über „Volkskunst im Egerland - von damals bis heute“ sprechen. Friedl selbst wurde schon hier geboren. Wendlingens Bürgermeister Steffen Weigel sieht darin ein Signal für die Neuausrichtung innerhalb des Verbandes der Egerländer.
Ein weiteres zentrales Element beim Vinzenzifest, das zum 67. Mal und gleichzeitig mit dem 44. Egerländer Landestreffen in Wendlingen gefeiert wird, ist die Prozession am Sonntagmorgen. Mit ihr wird die Teilreliquie des heiligen Vinzenz, die in der St.-Kolumban-Kirche aufbewahrt wird, mit großem Gefolge auf den Marktplatz gebracht, wo der Festgottesdienst stattfindet. Bei der ersten Prozession war sogar die gesamte Reliquie in Wendlingen dabei.
Steffen Weigel freut sich, dass die Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, Evelyne Gebhardt, in diesem Jahr die Vinzenzirede hält. „Wir sind stolz, dass sie nach Wendlingen kommt“, sagt er. Denn das Heimat- und Erntedankfest hat auch eine politische Botschaft. Einerseits erinnert es an Flucht und Vertreibung, andererseits an Versöhnung, wie in der Charta der deutschen Heimatvertriebenen von 1950 festgehalten wurde.
Joachim Vöhringer, Ehrenvorsitzender der Egerländer Gmoi Wendlingen, spricht von einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit der Vereine. Immer mehr Organisationen beteiligen sich am Vinzenzifest, das zunehmend zum Stadtfest wird. Aus einst fünf Vereinen mit etwa 100 Helfern sind mittlerweile 14 Organisationen mit insgesamt 300 Helfern geworden, die sich aktiv am Fest beteiligen. Sie alle sorgen am Samstag und Sonntag für die Bewirtung. „Es ist eine Partnerschaft auf Augenhöhe“, beschreibt Lothar Schindler, Sprecher der am Fest beteiligten Vereine, das harmonische Miteinander.
Und weil die Wendlinger viel Wert auf Partnerschaften legen, sind auch dieses Mal wieder Gäste aus den Partnerstädten beim Fest dabei. Mitglieder des könig- und kaiserlichen Jubiläumstraditionsvereins Obermillstatt und der Bürgergarde Millstatt bereichern den Festumzug mit ihren 31 Gruppen. Ebenso werden aus allen drei Partnerstädten kommunale Vertreter erwartet. Auch kulinarisch haben die Gäste einiges zu bieten: Die Millstätter bringen Kaiserschmarrn und österreichische Weine mit, an den Ständen des Freundeskreises Dorog-Wendlingen (Ungarn) gibt es wieder Lángos und Wein, und das St.-Leu-la-Forêt-Partnerschaftskomitee kredenzt Cidre und Crêpes.