Zwischen Neckar und Alb

Eine Ziege ist kein Schaf, lernte der Hund

Freilichtmuseum Viele Schafe und andere Tiere bei den 18. Schäfertagen im Freilichtmuseum Beuren.

Schwerstarbeit verrichteten die Scherer, ebenso die Männer, die für ein Vollbad der Schafe sorgten.Fotos: Peter Dietrich
Schwerstarbeit verrichteten die Scherer, ebenso die Männer, die für ein Vollbad der Schafe sorgten.Fotos: Peter Dietrich

Beuren. Freiwillig ins Wasser? Ganz und gar nicht. Beim Schafbaden mussten die Tiere vorne gezogen und hinten geschoben werden, sonst wäre das nichts geworden. In der mobilen Anlage des Landesschafzuchtverbandes war beim Baden zu Vorführzwecken nur klares Wasser. Sonst ist dort Desinfektionsmittel mit drin, damit werden die Außenparasiten bekämpft.

Vom Kämpfen versteht auch die Schwarzwaldziege Hilde etwas. Gerne wäre der Ziegenexperte Dr. Ulrich Jaudas wieder mit ihr, wie im Vorjahr, am Strick unter die Leute gegangen, aber Hilde ließ sich partout nicht einfangen, auch nicht mit fünf bis sechs Mann. Selbst ein Versuch mit Hütehund schlug fehl, denn eine Ziege ist kein Schaf. Hilde stellte sich und griff den verblüfften Hund an. So blieb sie im Gehege, doch die Zuhörer lernten von Werner Unseld auch so etwas über die Ziege. Etwa, dass der Beigeschmack der Ziegenmilch von der schlechten Haltung der „Kuh des kleinen Mannes“ kam. Weil Hilde nicht wollte, fuhr Jaudas wieder weg, kehrte aber am Sonntagnachmittag zu seinem Vortrag „Die Geschichte des Württemberger Schafs“ zurück. Zudem führte eine Filmdokumentation zu den spanischen Wurzeln der Merinos.

In den Roten des Schäfer-Vereins Hohenneuffen-Teck war natürlich Lammfleisch drin. Doch wie ist das mit den Maultaschen? Die hatte das Hotel Berkheimer Hof in drei Varianten dabei: klassisch mit Schwein und Kalb, vegetarisch und ebenfalls mit Lamm. Dazu gab es Käse und Kissen zu kaufen und allerhand weitere Lammprodukte, in denen viel Arbeit stecken kann: „An der Wolle für ein einziges Paar Socken in Größe 41 spinne ich sieben bis acht Stunden“, erklärte Katrin Müller-Sauer aus Reutlingen. Danach komme natürlich noch das Stricken. Und davor das Waschen, Verlesen, Kardieren und Färben.

Hermann Voigt hat bei der Schafschur Routine. Sie ist trotzdem Schwerstarbeit, denn ein Profi schafft am Tag etwa hundert Schafe. Bei durchschnittlich 80 Kilogramm pro Schaf hat er am Tagesende acht Tonnen bewegt. Gibt ein Merino-Landschaf fünf Kilogramm Wolle, bekommt der Halter dafür nur rund fünf Euro. Die Synthetikfasern haben eben der Schurwolle mächtig Konkurrenz gemacht. Doch in jüngster Zeit, erklärte Dr. Hansjörg Wenzler, Zuchtleiter des Landesschafzuchtverbands, werde die Schurwolle im Outdoorbereich wiederentdeckt.

Ein Bock kann beim Merino-Landschaf bis zu 130 Kilogramm auf die Waage bringen. Viel kleiner ist das Quessant-Schaf. Auf einer kargen Insel aufgewachsen, blieb die lebhafte Rasse sehr klein, schaffte es aber schon einmal, Wenzler umzulegen, dafür genügte ein beherzter Stoß in die Kniekehle. Im Herkunftsland Frankreich wird die Rasse gerne zur Parkpflege eingesetzt, sie ist ein vorzüglicher ökologischer Rasenmäher. Für eine Quessant-Dame muss ein Halter rund 800 Euro hinblättern, für den Bock bis zu 1 200 Euro.

Groß und Klein gab es auch beim Vogelartenquiz am NABU-Biosphärenmobil. Bei mehreren musikalischen Schäferstündchen mit Schäferreigen war die Kirchheimer Schäfertracht zu sehen. Am Sonntag war es sonniger als am Samstag, aber noch immer kalt - die Besucher erfuhren, warum die häufige Kälteperiode um den 11. Juni herum „Schafskälte“ heißt: Zu diesem Zeitpunkt sind die Schafe schon geschoren, und wenn es nochmals kalt wird, frieren sie. Peter Dietrich

18. Schäfertage mit Schäfermarkt im Freilichtmuseum Beuren - Schafbaden
18. Schäfertage mit Schäfermarkt im Freilichtmuseum Beuren - Schafbaden