Zwischen Neckar und Alb
„Einrichtungsbezogene Impfpflicht ist nicht haltbar“

Corona Krankenhäuser im Kreis Esslingen sprechen sich dafür aus, den Impfzwang im Pflegebereich zu kippen.

Kreis. Die Corona-Impfpflicht für Beschäftigte in Pflegeheimen und Krankenhäusern ist auch im Kreis Esslingen umstritten. Nachdem ein Vorstoß für eine allgemeine Regelung für Über-60-Jährige vor einigen Wochen im Bundestag gescheitert ist, sprechen sich auch Kliniken im Kreis dafür aus, die Regelung für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufzuheben.

Im März mussten Kliniken, Heime und Einrichtungen, Praxen und ambulante Dienste Mitarbeitende beim Gesundheitsamt melden, die nicht ausreichend geimpft waren. 32 000 Personen waren in Baden-Württemberg betroffen. Ihnen drohen Bußgelder oder Beschäftigungsverbote. Bislang ist es soweit allerdings noch in keinem der Krankenhäuser im Landkreis Esslingen gekommen, wie die Pressestellen auf Anfrage mitteilen. Allerdings seien betroffene Mitarbeitende vom Gesundheitsamt bereits gebeten worden, ihre Impfdokumente nachzureichen, heißt es bei den Medius-Kliniken des Landkreises.

Nach dem Scheitern einer allgemeinen Impfpflicht im Bundestag war in den vergangenen Wochen die Debatte um die sogenannte einrichtungsbezogene Impfpflicht wieder aufgeflammt. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft forderte eine sofortige Aussetzung der Teilimpfpflicht. Bernhard Schneider, Geschäftsführer der evangelischen Heimstiftung, die auch mehrere Altenpflegeeinrichtungen im Kreis Esslingen betreibt, sprach in einem Kommentar von einem Vertrauensbruch der Politik gegenüber der Pflegebranche. „Die Pflegekräfte fühlen sich verschaukelt, weil ihnen unter Androhung der Arbeitslosigkeit eine Impflicht auferlegt wird, während Besucher und Bewohner weiterhin ungeimpft in die Heime dürfen.“ Die Heimstiftung und ihr Geschäftsführer hatten sich für eine allgemeine Impfpflicht ausgesprochen.

Impfquote ist hoch

Da diese nun gescheitert ist, schließen sich Krankenhäuser im Kreis der Forderung der Deutschen Krankenhausgesellschaft an. Die einrichtungsbezogene Impfpflicht sei nicht haltbar, teilt etwa Iris Weichsel, Pressesprecherin der Medius-Kliniken, mit. „Wir sind für die Aussetzung der einrichtungsbezogenen Impfpflicht, weil mit dem Scheitern der allgemeinen Impfpflicht die Argumente für eine einrichtungsbezogene Impfpflicht entfallen sind“, sagt auch Anja Dietze, Pressesprecherin des Klinikums Esslingen. „Die Impfquote im Klinikum Esslingen liegt bei über 95 Prozent und damit weit über der allgemeinen Impfquote in den vergleichbaren Altersgruppen. Bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt sind die Beschäftigten der Kliniken dem Aufruf zur Impfung umfassend nachgekommen.“ Stand 2. Mai sind nach Zahlen des Landesgesundheitsministeriums 69,7 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner im Kreis Esslingen vollimmunisiert.

Auch in der Belegschaft der Medius-Kliniken ist die Impfquote der Beschäftigten weitaus höher, Stand Mitte März bei 94,4 Prozent. Ähnlich sind die Zahlen in der Filderklinik. „Wir können unsere Aufgabe als Akutkrankenhaus so weiterhin vollumfänglich erfüllen“, teilt deren Sprecherin Marleen Job mit. Hier ist man zurückhaltender bei den Aussagen zur Teilimpfpflicht. „Natürlich kann man sich fragen, ob es gerecht ist, dass es für Mitarbeitende im Gesundheitswesen eine Impfpflicht gibt, während Patienten, die die medizinische Versorgung in Anspruch nehmen, ohne Impfung in die Klinik kommen können. Im Alltag stellt sich diese Frage jedoch für uns jedoch nicht. Unsere Aufgabe ist die Patientenversorgung und dieser kommen wir vollumfänglich nach, ungeachtet dessen, welchen Immunisierungsstatus der Betroffene hat“, so Job weiter. Greta Gramberg