Zwischen Neckar und Alb

Einsteiger trifft es in der Krise zuerst

Arbeitsmarkt Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) fordert, befristete Jobs einzudämmen.

Region. Vollwertige Stellen statt Zitter-Verträge: Für Unternehmen im Landkreis Esslingen soll es künftig schwieriger werden, ihre Mitarbeiter mit einem befris­teten Arbeitsvertrag abzuspeisen. Das fordert die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Nach aktuellen Zahlen haben im Raum Stuttgart rund 127 000 Menschen eine befristete Stelle - das sind 8,9 Prozent aller Beschäftigten in der Region. Im Lebensmittel- und Gastgewerbe sind die „Jobs mit Verfallsdatum“ nach Beobachtung der Gewerkschaft besonders verbreitet.

„Durch Corona zeigt sich, wie prekär befristete Stellen sind. Denn wessen Arbeitsvertrag ohnehin ausläuft, der kann sich in der Krise keine Hoffnungen auf Verlängerung machen. Das trifft gerade Berufseinsteiger“, sagt Hartmut Zacher, Geschäftsführer der NGG Stuttgart. Zudem würden Befristungen häufig als Dauer-Probezeit missbraucht, was jungen Menschen jeglicher Perspektive beraube. Nach einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) waren im vergangenen Jahr bundesweit 37 Prozent aller Neueinstellungen befristet. Im Lebensmittel- und Gastgewerbe hatte fast jeder zweite neue Arbeitsvertrag ein Ablaufdatum.

Sorge bereitet Zacher die Zunahme bei den sogenannten sachgrundlosen Befristungen. Nach Angaben des Deutschen Gewerkschaftsbunds hat sich ihre Zahl zwischen 2001 und 2018 verdreifacht. „Es kann nicht sein, dass sich selbst Fachkräfte von Job zu Job hangeln müssen“, meint Zacher. Nach Plänen des Bundesarbeitsministeriums sollen Befristungen zwar in Betrieben mit mehr als 75 Beschäftigten künftig auf maximal 2,5 Prozent der Belegschaft begrenzt werden, doch für Zacher geht das nicht weit genug: „Nötig ist ein vollständiges Verbot der sachgrundlosen Befristung.“pm