Zwischen Neckar und Alb

„Er hat uns immer mitgerissen“

Eckhard Rahlenbeck, Vorsitzender des Evangelischen Bildungswerkes, verabschiedet sich

„Bildung ist so lebensnotwendig wie frisches Wasser“, sagte Birgit Rommel, die Geschäftsführerin der württembergischen Erwachsenen- und Familienbildung, in ihrem Grußwort beim Abschiedsfest von Eckhard Rahlenbeck. Rahlenbeck war lange Jahre Vorsitzender des Evangelischen Bildungswerkes im Landkreis Esslingen.

Dekan Michael Waldmann (links) überreichte Eckhard Rahlenbeck die Johannes-Brenz-Medaille der Evangelischen Landeskirche.Foto: G
Dekan Michael Waldmann (links) überreichte Eckhard Rahlenbeck die Johannes-Brenz-Medaille der Evangelischen Landeskirche.Foto: Gerlinde Ehehalt

Kreis Esslingen. Es gebe nicht viele, die Eckhard Rahlenbeck das Wasser reichen könnten, betonte Rommel, und die zahlreich erschienenen Festgäste applaudierten. „Er hat als Lokomotive dazu beigetragen, dass das Bildungswerk im Landkreis Esslingen stets mit frischem Wasser versorgt wurde.“

Seit dem Jahr 1997 ist Rahlenbeck Vorsitzender des Evangelischen Bildungswerks im Landkreis Esslingen. Nun ging seine langjährige Tätigkeit zu Ende, da er mit seiner Ehefrau Gertrud in ein Mehrgenerationenhaus nach Tübingen umgezogen ist.

In den 18 Jahren sah Rahlenbeck 15 Geschäftsführer kommen und gehen. „Er hat uns immer mitgerissen, vor Ideen gesprüht und das Bildungswerk zu einem der größten geformt“, lobte Geschäftsführer Markus Geiger. Rahlenbeck sei es gelungen, für Veranstaltungsreihen bekannte Persönlichkeiten wie Anselm Grün, Eugen Drewermann oder Hans Küng zu gewinnen. Er habe die Erwachsenenbildung ausgebaut und immer neue Angebote entwickelt, wie zum Beispiel „Bizeps und Bibel“, bei dem Körper und Seele schon morgens gestärkt und entspannt werden durch Bewegungsübungen mit Ergotherapeut Peter Scharfenberger und Schriftlesungen von wechselnden Referenten. Überraschungsgast Matthias Berg, der ehemalige Vize-Landrat, präsentierte eine amüsante Festrede, sprach über sein Leben mit einer Conterganschädigung, das er mit viel Optimismus, Freude und Zuversicht meistert. Adalbert Kuhn vom Katholischen Bildungswerk hob Rahlenbecks hohes Verantwortungsbewusstsein weit übers eigene Leben hinaus hervor. Er lobte „die Fähigkeit, Gesellschaft und Spiritualität miteinander zu verbinden und sein nachdenkliches und kritisches Engagement“.

Er sei ein Mann der Sprache, führe als Journalist diese auch als Schwert und greife aktuelle Themen der Gegenwart klar und deutlich auf, lobte Dekan Michael Waldmann und erinnerte an die vielen Moderationen Rahlenbecks über brandaktuelle Themen. Eines habe er ihm jedoch abschlagen müssen, so Dekan Waldmann. „Er wollte sich einmal als ­Eremit in den Kirchturm zurückziehen.“ Zum Dank erhielt Rahlenbeck von Michael Waldmann die Johannes-Brenz-Medaille verliehen. Das ist die höchste Auszeichnung der Evangelischen Landeskirche.

„Herr vergib ihnen, dass sie alle so maßlos übertrieben haben“, sagte Rahlenbeck schmunzelnd, „aber verzeih mir, dass ich so viel Gefallen daran gefunden hab.“ Das Schöne sei, dass er nur aus dem Amt und nicht aus dem Leben scheide. „Viele sagen, Religion sei nicht mehr gefragt. Dass ich nicht lache. Was ist denn die geldgetriebene Wirtschaft der globalen Finanzmärkte heute anderes als Götzendienst in primitiver Form?“