Esslingen. Nicht die Erfindung des Rads, sondern „die kleinen Dinge bringen uns weiter“, fasste Landrat Heinz Eininger das Streben nach stetiger Verbesserung zusammen, das typisch für diese Unternehmen ist. Sieger wurde in diesem Jahr die Ostfilderner Firma Hänchen mit einem Leichtbau-Hydraulikzylinder aus Carbon.
Von der Wirtschaft für die Wirtschaft – das ist das Prinzip dieses Wettbewerbs, der seit 2003 alle zwei Jahre ausgetragen wird. Erstmals brachten die Sponsoren 40 000 Euro Preisgeld zusammen – so viel wie der bekannte Rudolf-Eberle-Preis für ganz Baden-Württemberg auslobt, bemerkte Landrat Eininger stolz bei der Verleihungszeremonie im Landratsamt. Dem Pioniergeist „noch mehr Durchsetzungskraft“ zu verschaffen, sei Zweck des Wettbewerbs. Preisträger nutzen ihn für ihre Werbung und sehen sich ermutigt, an bundesweiten Wettbewerben teilzunehmen. Die Idee allein reicht nicht; einen gewissen Umsetzungsgrad muss die Erfindung vorweisen. Wie man sich mit ständiger Erneuerung als Marktführer in Europa hält, das beschrieb Festrednerin Stephanie Mair-Huydts. Ihr Unternehmen, der Verlag Mairdumont in Ostfildern, schafft dies auch im Zeitalter von Internet, Tablet und Navi mit gedruckten Werken. Das A und O in gesättigten Märkten, so Mair-Huydts, seien „nicht die bahnbrechenden Entdeckungen, sondern das Optimieren im Kleinen, bei dem der Kunde im Mittelpunkt steht“. Ein Weg zu neuen Ideen sei: schauen, was andere Branchen machen, und übertragen.
Das hat die Firma Hänchen aus Ruit geschafft. Sie setzt Carbonfasern in einem Bereich ein, der bislang dem Metall vorbehalten war. Ihr Leichtbau-Zylinder „schreibt die Grenzen der Hydraulik neu“, würdigte Volksbank-Vorstand Heinz Fohrer als Laudator diese Innovation. Er übergab den mit 15 000 Euro dotierten ersten Preis an Geschäftsführerin Tanja Hänchen und Entwicklungsleiter Klaus Wagner. Mehr als vier Jahre lang habe man an der Neuheit gearbeitet und viel Grundlagenforschung betrieben, sagte Wagner.
Der zweite Preis, mit 10 000 Euro dotiert, ging an die Firma Reichle in Bissingen. Laser-Texturierung nennt sich ihr Verfahren, mit dem Oberflächen von Druckguss-Werkzeugen identisch gestaltet werden können.
Drei dritte Preise zu je 5 000 Euro vergab der Innovationsausschuss. Einer ging an den Messerhersteller Dick aus Deizisau für eine Weltneuheit, die den Qualitätsstandard in der Lebensmittelindustrie erheblich verbessere, so Laudator Kai Scholze, Vorstandsmitglied der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen. Ein Chip im Griff garantiert die lückenlose Überwachung des Werkzeugs. Geschäftsführer Wilhelm Leuze kündigte an, den Scheck über 5 000 Euro an die Gemeinde Deizisau für die Flüchtlingsarbeit weiterzugeben. Zuvor hatte Landrat Eininger die Gelegenheit genutzt und die Firmenvertreter gebeten, auch innovative Strategien zu entwickeln, um Flüchtlinge in Ausbildungs- und Arbeitsverhältnisse zu bringen.
5 000 Euro gingen auch an die Firma Recom in Ostfildern, die ein Fotostudio im Tischformat entwickelt hat – interessant für Firmen, die ihre Produkte online vertreiben und ständig neue Fotos benötigen.
Lichtgeschwindigkeit spielt bei der Wolfschlugener Firma Heidler Strichcode die entscheidende Rolle. Ihr Messverfahren zur Volumenerfassung von Paletten wurde ebenfalls mit einem dritten Preis belohnt.
Mit mexikanischem Essen wurden die schwäbischen Tüftler schließlich nach der Verleihungszeremonie belohnt. Preiswürdig wären auch die jungen Musiker der Percussiongruppe der Musikschule Filderstadt gewesen, die mit lateinamerikanischen Rhythmen den Abend auflockerten.