Zwischen Neckar und Alb

Erschöpfte Eltern sorgen für hohe Auslastung

Katholische Familienpflege Esslingen-Nürtingen stellt ihren Jahresbericht vor

Familien sind häufig am Limit ihrer Kapazitäten. Sichtbar wird dies bei der Familienpflege Esslingen-Nürtingen. Deren Statistik weist 2015 eine über 100 Prozent liegende Auslastung vor.

Esslingen. Eine Geburt mit Komplikationen, eine schwere Krankheit der Mutter, ein beruflicher Ortswechsel des Vaters bringen Erziehende an Grenzen. Durch diese sich rasant verändernden Lebenssituationen von Familien steigt die Nachfrage nach Unterstützungssystemen deutlich.

Das persönliche Netzwerk von Familien ist nur noch bedingt vorhanden. In Problemsituationen sind viele auf sich selbst zurückgeworfen. Wenn das Familiensystem droht, zusammenzubrechen, dann springt die Familienpflege ein. Das Team von 25  Mitarbeiterinnen kompensiert die große Nachfrage durch Überstunden und mit Aushilfskräften. Bettina Betzner, Geschäftsführerin der Familienpflege, plant die Einsätze und berät Familien. Betzner erzählt, dass die Situation im März dieses Jahres dramatisch war. Durch eine hohe Krankheitswelle bei Familien konnte sie den Hilfe suchenden Familien zum Teil nur stundenweise eine Familienpflegerin schicken. „Das war grenzwertig“, sagt Betzner selbst, denn ihr Anliegen ist es, Familien eine adäquate Hilfe anzubieten.

Betzner ist eine Netzwerkerin. Das zahlt sich aus, denn die Familienpflege baut auf eine vielfältige Finanzierung. Allein von den Dienstleistungsgebühren der Kassen können die Kosten nicht abgedeckt werden. Weil die Familienpflege mit qualifiziertem Personal arbeitet, erhält sie eine Förderung durch das Land, den Landkreis und die Kommunen. Hinzu kommen Zuschüsse der katholischen Kirche sowie Gelder von regionalen Sponsoren.

Die Familienpflege Esslingen-Nürtingen zeichnet sich aus durch ihren ganzheitlichen professionellen Ansatz. Das Gelingen des Familiensystems liegt im Mittelpunkt. Die Haushaltsversorgung ist dabei nur zweitrangig. „Ermutigung ist enorm wichtig. Nicht im Dunkeln und Unklaren alleine gelassen zu werden, sondern wirklich einen Menschen an der Seite zu haben, der Hilfe gibt, darin besteht unser Auftrag“, so Betzner. Die Mitarbeiterinnen sind mit Herzblut bei der Arbeit und mit einer großen inneren Überzeugung. Dies verdeutlichen Zitate von Familien am Ende des Jahresberichts. Auch dass die Mitarbeiterinnen größtenteils seit vielen Jahren für die Familienpflege arbeiten, ist ein klares Qualitätsmerkmal. Die meisten der Mitarbeiterinnen haben eine zusätzliche Qualifizierung in HOT – „Haushalts-Organisations-Training“. Mithilfe von diesem Training kann ein Familiensystem positiv verändert werden. Der Erfolg des Trainings ist überzeugend. Daher arbeiten das Jugendamt und die sozialen Dienste des Landkreises eng mit der Familienpflege zusammen.

Dekan Paul Magino bringt in seinem Vorwort zum Jahresbericht seine Wertschätzung zum Ausdruck: „Die katholische Familienpflege ist in unserem Dekanat ein wichtiger und wertvoller Ort von Kirche“. Dass Kirche an vielen Orten und auf vielfältige Weise für die Menschen da ist, werde durch die Familienpflege sichtbar und erfahrbar. ur

Die Familienpflege Esslingen-Nürtingen besteht seit 1977. Sie unterstützt Familien in schwierigen Situationen, unabhängig von ihrer Religion. Sie bietet schnelle und unbürokratische Hilfe. Ihr Einsatzgebiet umfasst den ganzen Landkreis Esslingen. Erreichbar ist die Familienpflege in der Werastraße 20 in Nürtingen unter 0 70 22/3 85 15. Infos gibt es auch auf der Homepage unter www.familienpflege-nuertingen.zukunft-familie.info.