Zwischen Neckar und Alb
Erst kam das Kind, dann der Schlaganfall

Medizin Die 40-Jährige Sara Kalleder aus Wernau ist für den Motivationspreis der Stiftung Schlaganfall-Hilfe nominiert.

Wernau. Am 26. Februar 2017 kommt Sara Kalleders zweite Tochter zur Welt. Neun Tage später erleidet die frisch gebackene Mutter einen schweren Schlaganfall. „Ich hatte gerade ein Baby bekommen, und dann war alles vorbei“, blickt die 40-Jährige zurück. Ein Hubschrauber brachte sie in eine Fachklinik nach Tübingen. Dort lag sie dreieinhalb Wochen im Koma. Als sie aufwachte, wollte sie nur nach Hause, zu ihren Kindern.

Sara Kalleder kämpft. Sie setzt alles daran, wieder fit zu werden - für ihre Familie. Sie macht ihre Geschichte öffentlich, um anderen Betroffenen Mut zu machen. Dafür ist sie jetzt für den „Motivationspreis 2020“ der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe nominiert. Sie mache nichts Besonderes, sagt sie , sie wolle einfach ein positives Beispiel geben und Leidensgenossen dazu ermutigen, sich nicht mit dem Schicksal abzufinden.

„Ich bin zufrieden. Ich kann jeden Tag aufstehen und brauche nicht mehr so viel Pflege wie am Anfang“, sagt die Wernauerin. Ihr Rezept: „Man muss das Beste draus machen und darf seinen Humor nicht verlieren.“ Weil ihr Fuß eine Hebeschwäche hat, braucht Sara Kalleder eine Schiene. Ihr linker Arm hängt herab, das ändert sich wahrscheinlich nicht mehr. Sie fühlt ihn nicht und stößt oft mit ihm an. Als Folge einer Kopfnarbe erkrankte sie an Epilepsie.

Die Frage nach dem Warum konnte ihr kein Arzt beantworten. „Du bist jung, schwanger, rauchst nicht, trinkst nicht - und dann so etwas“, resümiert die junge Frau, die halbseitig gelähmt war. In ihrer Reha traf sie auf andere junge Mütter, manche von ihnen ziemlich mutlos. „Mit 37 Jahren Windeln tragen zu müssen, das war furchtbar“, erinnert sich Sara ­Kalleder an ihre schlimmste Zeit. Das Lesen musste sie völlig neu lernen. Ebenso das Laufen. Ihren Physiotherapeuten ist sie sehr dankbar: „Die haben mich wieder zum Laufen gebracht.“

Vor der Geburt ihrer ­Tochter Lilly war Sara Kalleder Zahnarzthelferin in der Kieferchirurgie. Jetzt ist sie Rentnerin. Ihr Fels in der Brandung ist ihr Mann: „Er hat alles für uns getan“, sagt sie und betont: „Wenn ich meine Kinder aufwachsen sehe, meine Familie bei mir ist, gutes Essen, gute Freunde, dann freue ich mich an meinem Leben.“ rok

Infos zum Thema Schlaganfall gibt es beim Service- und Beratungszent­rum Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe unter
www.schlaganfall-hilfe.de