Zwischen Neckar und Alb

„Es gibt Chancen, aber keine Garantien“

Diskussionsveranstaltung der Volksbank beschäftigt sich mit dem Thema „Fachkräftemangel und demografische Entwicklung“

Die Frage, wie Firmen attraktiv für qualifizierte Arbeitnehmer bleiben, verbindet kleine und große Unternehmen. Trumpf-­Geschäftsführer Dr. Rübling stellte in der Nürtinger Stadthalle das Personalmanagement seines Unternehmens vor. Auch bei der Diskussion wurde deutlich: Die Arbeit von morgen muss sich nach den Menschen richten.

Waren sich einig, dass der Fachkräftemangel neue Arbeitsmodelle erfordert: die Diskussionsteilnehmer Dr. Gerhard Rübling, Hilde
Waren sich einig, dass der Fachkräftemangel neue Arbeitsmodelle erfordert: die Diskussionsteilnehmer Dr. Gerhard Rübling, Hilde Cost, Frank Hummel, Wolfgang Mauch und Moderator Jens Zimmermann (von links). Foto: pr

Nürtingen. In seinem Vortrag machte Gerhard Rübling deutlich, dass sich die Gesellschaft mitten im demografischen Wandel befinde: „Die Herausforderungen der Zukunft sind unter anderem der steigende Wettbewerbsdruck, die Globalisierung sowie die veränderten Arbeitserwartungen der Generation Y“. Um für qualifizierte Fachkräfte auch in der Zukunft attraktiv zu bleiben, müsse ein Unternehmen sich schneller an Veränderungen anpassen als in der Vergangenheit.

Für Rübling und das Unternehmen bedeutet das konkret: „Als Firma müssen wir innovativ in allen Bereichen sein. Bei den Märkten, den Maschinen, aber auch beim Mensch. Dazu zählt zum Beispiel ein agiles Personalmanagement.“

Schlägt man bei Duden das Stichwort Agilität nach, findet man mehrere Bedeutungen. Bei seinem Vortrag hob Rübling vor allem die Begriffe „beweglich, lebendig und betriebsam“ hervor. Das bezieht sich beispielsweise auf eine freiere Einteilung der Arbeitszeit: „Seit 2011 können unsere Mitarbeiter alle zwei Jahre neu entscheiden, wie viele Stunden pro Woche sie arbeiten möchten“, erklärt Rübling. Außerdem sei es möglich, ein sogenanntes „Sabbatical“ zu nehmen. Also eine zweijährige Auszeit, die nach demselben Schema funktioniere wie die Altersteilzeit.

In der anschließenden Diskussion machte der Trumpf-Geschäftsführer deutlich, dass das Unternehmen bisher noch keine Auswirkungen des Fachkräftemangels zu spüren bekommen habe. Bei 200 bis 300 Stellen jährlich gingen um die 17 000 Bewerbungen ein: „Es scheint, als bestehe der Drang, in der Industrie zu arbeiten.“ Hilde Cost, leitende Geschäftsführerin der IHK Bezirkskammer Esslingen-Nürtingen, gab diesbezüglich zu bedenken, dass der Fachkräftemangel die Region sehr wohl beeinträchtigen würde: „Die großen Unternehmen, wie Bosch, Festo und Trumpf, wirken wie ein Staubsauger. Kleinere Firmen tun sich schwer, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden.“

Gemeinsam mit dem Landrat, der Arbeitsagentur sowie mit dem Handwerk habe die IHK deswegen das Bündnis „Fachkräftesicherung im Kreis Esslingen“ geschlossen. „Wir haben das Bündnis auch ins Leben gerufen, um besser abstimmen zu können, was gegen den Fachkräftemangel in der Region getan wird“, so Cost.

Nutznießer des Bündnisses ist zum Beispiel die Firma Hummel Systemhaus aus Linsenhofen. „Wir sind angewiesen auf diese Einrichtungen, weil man sich so mit geballter Kraft an die Politik wenden kann“, sagt Geschäftsführer Frank Hummel. Generell sei seine Firma immer auf der Suche nach qualifizierten Fachkräften: „Das Handwerk hat viele Vorteile und wird vermutlich auch langfristig erfolgreich sein. Wir müssen nur daran arbeiten, uns attraktiv zu präsentieren.“ Zurzeit sei es dennoch schwer, einen guten Mitarbeiter zu finden, so Hummel. Die Strategie seiner Firma sei es deswegen, den Arbeitnehmer in den Mittelpunkt zu stellen: „Unsere Mitarbeiter sind kleine Unternehmer im Unternehmen.“

Um auch für junge Arbeitnehmer attraktiv zu sein, müsse die Führungsebene dazu bereit sein, Verantwortung abzugeben, so Wolfgang Mauch, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Kirchheim-Nürtingen. „Die jüngeren Mitarbeiter wollen Verantwortung im Betrieb übernehmen und diese Chance muss man ihnen auch geben“, so Mauch. Angesprochen auf die aktuelle Lage beim Bankennachwuchs, sagte Mauch: „Im Moment fehlen uns noch keine Fachkräfte. Aber die Nachbesetzung von Posten gestaltet sich schwierig.“ Man merke, dass das Image der Banken in der letzten Zeit gelitten hat.

Zum Schluss fragte Moderator Jens Zimmermann, auf welchem Weg sich Deutschland im Moment befinde. „Wir sind nicht in jedem Feld auf dem richtigen Weg, aber wir jammern auf einem hohen Niveau“, so Rübling. Auch Mauch sieht die deutsche Entwicklung positiv: „Auf Veränderungen einzugehen war schon immer eine unserer Stärken.“ Hilde Cost gab dagegen zu bedenken: „Wir haben sicherlich viele Chancen, aber deswegen noch lange keine Garantien.“ Man höre vielerorts den Satz: „Wenn sich nichts ändert, bleibt alles gleich“. Für Cost ein Trugschluss: „Es sind alle gefordert mitzumachen und manchmal auch Dinge in Kauf zu nehmen, die nicht so toll sind.“