Zwischen Neckar und Alb

„Es gibt keinen Fachkräftemangel“

Andreas Bogner schildert seine Erfahrungen

Fachkräftemangel gibt es in Deutschland nicht. Dies ist das Fazit des Treffens der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft des CDU-Kreisverbands.

Wernau. Bei einem Treffen der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft Kreisverband Esslingen (CDA) in Wernau diskutierten die Mitglieder über die Probleme, die hoch qualifizierte Industriefachkräfte haben, wenn sie unverschuldet arbeitslos werden. Oft haben sie nur noch eine Chance, wieder eine feste Anstellung zu finden, wenn sie in einer Zeitarbeitsfirma tätig sind.

Anhand der beruflichen Biografie des Industriemechanikers Andreas Bogner kamen die Mitglieder der CDA zur Erkenntnis, dass es in Wahrheit keinen Fachkräftemangel in der Industrie gibt. Dafür gibt es eine mangelnde Bereitschaft, hervorragend ausgebildete Fachkräfte, die unverschuldet arbeitslos wurden, wieder in ein sozialversicherungspflichtiges tarifgebundenes Arbeitsverhältnis zu übernehmen.

Andreas Bogner, heute 44 Jahre alt, machte 1989 eine Lehre als Industriemechaniker bei der Firma Index-Werke. Die Firma Index ist im Maschinenbau einer der Weltmarktführer im

Bereich CNC-Drehmaschinen. Bei der Index in Esslingen zu arbeiten, entsprach der Familientradition: so arbeitete der Großvater von Andreas Bogner als Betriebselektriker, sein Vater Jahrzehnte als Techniker bei der Firma Index.

Nach Abschluss der Ausbildung ist Andreas Bogner als Industriemechaniker übernommen worden. Zu dem Zeitpunkt arbeiteten 2 500 Menschen im Betrieb. Andreas Bogner war viele Jahre als Industriemechaniker dort tätig, in der Baugruppenmontage und in der Lehrlingsbetreuung.

Wegen der Weltwirtschaftskrise reduzierte Index im Jahr 2008 die Zahl der Mitarbeiter. 500 Mitarbeiter verloren ihren Arbeitsplatz, darunter auch Andreas Bogner. Nach der einjährigen Tätigkeit in einer Transfergesellschaft, arbeitete Andreas Bogner ab 2010 für Zeitarbeitsfirmen, die ihn meist nur jeweils ein halbes Jahr an namhafte Firmen im Kreis Esslingen ausliehen. Die Hoffnung, dass sich daraus eine längerfristige Festanstellung ergeben könnte, zerschlugen sich.

Da Andreas Bogner sich eine unbefristete Arbeitsstelle wünschte, bewarb er sich bei den Kreiskliniken Esslingen um eine Stelle an der Information, die er auch erhielt, wechselte dann nach einem Jahr als Pflegehelfer in den stationären Bereich. Dort ist er bis heute tätig und hat einen unbefristeten Arbeitsvertrag als Pflegehelfer. „Es gibt keinen Fachkräftemangel in der Industrie, aber Zehntausende hoch qualifizierte Fachkräfte, die in Zeitarbeitsfirmen tätig sind und keine Festanstellung in den Industriebetrieben bekommen,“ lautete das Fazit von Andreas Bogner.

Peter Schuster, Vorsitzender der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft des CDU-Kreisverbands, appellierte an die Industrie, vorrangig die deutschen Fachkräfte, Werkzeugmacher, Industriemechaniker und so weiter, die in Zeitarbeitsfirmen tätig sind, in ein unbefristetes, tariflich gebundenes Arbeitsverhältnis zu übernehmen. Dies sei der einfachere Weg, um den Bedarf an Fachkräften abzudecken, bevor man nach Flüchtlingen ruft, die keinerlei adäquate Ausbildung und Qualifikation und in der Regel auch keine Sprachkenntnisse bieten können.

Wenn es tatsächlich so sein sollte, dass darüber hinaus Fachkräfte fehlen, sollten diese durch junge arbeitslose Menschen aus den Nachbarländern abgedeckt werden, wo es momentan in einzelnen Ländern eine hohe Jugendarbeitslosigkeit gibt. „Es gibt zum Beispiel in Frankreich eine Jugendarbeitslosigkeit von 25 Prozent oder in Italien eine Jugendarbeitslosigkeit von fast 40 Prozent“ sagte Schuster. ps