Zwischen Neckar und Alb

„Es ist auf andere Art schwierig“

Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) ist mit 69 Fachkräften der größte Partner des Landkreises bei der sozialen Betreuung von Flüchtlingen. Die unklaren Prognosen, was künftige Zuwanderungszahlen angeht, erschwert nicht nur die Personalplanung, wie Sozialdienstleiterin Julie Hoffmann verrät.

Frau Hoffmann, im Sommer haben sie händeringend nach Personal gesucht. Jetzt gehen die Flüchtlingszahlen drastisch zurück. Wie gehen Sie damit um?

Julie Hoffmann: Wir wussten, dass irgendwann der Punkt kommen würde, an dem wir eine Balance finden müssen. Ich glaube, der Balanceakt ist uns bisher ganz gut geglückt.

Was heißt das?

Wir haben keine großen Überkapazitäten. Wir können das so steuern, dass wir Verträge auslaufen lassen und niemand entlassen müssen. Von unseren Arbeitsverträgen ist etwa ein Drittel unbefristet. Der Rest läuft über maximal zwei Jahre. Das Problem der Ungewissheit wird uns erst im Sommer einholen. Dann laufen viele Verträge aus, die nicht verlängert werden können. Wir schauen immer von Quartal zu Quartal und wissen, dass wir flexibel bleiben müssen.

Ist Ihre Arbeit durch den Rückgang einfacher geworden?

Der erhoffte Effekt ist leider ausgeblieben. Der Druck in den letzten beiden Jahren war enorm. Jetzt ist es auf andere Art schwierig. Dadurch, dass große Unterkünfte geschlossen werden, müssen wir ständig Personal hin- und herschieben. Wir haben hoch motiviertes Personal. Aber die Arbeit ist so belastend, dass man letztlich davon lebt, dass man von einem vertrauten Team aufgefangen wird.

Wie hat sich die Situation für die Geflüchteten verändert?

Die Umverteilung sorgt für viel Unruhe. Das ist schwierig für alle Beteiligten. Als die Leute ankamen, waren sie nur glücklich, in Sicherheit zu sein. Sie waren zufrieden. Jetzt holt sie langsam der Alltag ein. Manche werden dadurch lethargisch, wenige auch aggressiv. Es ist schwierig, sie da rauszuholen.Bernd Köble