Zwischen Neckar und Alb

Es wird einsam in den Dörfern

Flüchtlinge Immer mehr Sammelunterkünfte im Landkreis werden aufgelöst oder den Städten und Gemeinden zur dauerhaften Unterbringung übertragen. Von Bernd Köble

Nicht einmal mehr zur Hälfte belegt: die Sammelunterkunft in Weilheim.Foto: Carsten Riedl
Nicht einmal mehr zur Hälfte belegt: die Sammelunterkunft in Weilheim.Foto: Carsten Riedl

Zum ersten Mal seit sechs Jahren ist die Zahl der Auszubildenden in Deutschland wieder gestiegen. Fachleute sind sich weitgehend einig: Grund für die Trendwende ist Zuwanderung. Es sind Nachrichten wie diese, die zeigen, dass ein fast vierjähriges Krisenmanagement bei der Unterbringung und Betreuung von Flüchtlingen inzwischen Wirkung zeigt.

In kleinen Schritten zurück zur Normalität, das gilt auch für den Landkreis und seine Mitarbeiter, die inzwischen vor veränderten Aufgaben stehen. Galt es vor eineinhalb Jahren noch, Provisorien aus dem Boden zu stampfen und Überzeugungsarbeit zu leisten, damit Städte und Gemeinden ihrer Quotenpflicht bei der Aufnahme von Flüchtlingen nachkamen, heißt es jetzt: nicht mehr gebrauchte Quartiere so schnell wie möglich auflösen oder anderweitig zu nutzen. Das Land macht Druck. Die Kreise stehen in der Pflicht, Überkapazitäten zügig abzubauen. Seit Herbst 2016 wird mit den Kommunen verhandelt, damit solide Sammelunterkünfte der Anschlussunterbringung in den Städten und Gemeinden dienen können, wo vielerorts geeigneter Wohnraum fehlt. Dabei geht es um die Übertragung von Leasingverträgen und den Verkauf von Infrastruktur durch die Erschließung.

Sieben Prozent Leerstand

Was äußerst schleppend begann, scheint nun Fahrt aufzunehmen. Ende des Jahres lag der Leerstand im Kreis bei sieben Prozent. „Wir haben bis heute für rund tausend Plätze eine Einigung erzielt“, sagt Landratsamts-Sprecher Peter Keck. „Nicht alle, aber größtenteils für eine Übernahme durch die Kommunen.“ Über 500 weitere Plätze laufen derzeit noch die Verhandlungen. Darunter auch mit der Stadt Weilheim, wo der Mietvertrag für die Sammelunterkunft beim Lindachstadion zum Jahresende ausläuft. Als das Containerdorf 2015 bezogen wurde, lebten dort 99 Menschen. Inzwischen ist die Zahl mit 44 mehr als halbiert.

Abschied vom Krisenmodus heißt in Verwaltung und politischen Gremien auch Rücknahme von Notstandsbeschlüssen. Der Finanzausschuss des Kreistages hatte die Verwaltung ermächtigt, in eigener Regie Wohncontainer zu beschaffen, Miet- und Leasingverträge abzuschließen und neues Personal einzustellen. Allein, weil es schnell gehen musste. Jetzt wurden diese Freiheiten wieder aufgehoben. Stattdessen erhält die Kreisverwaltung ein Mandat, bestehende Verträge auf Kommunen zu übertragen und Erschließungsanlagen eigenständig zu verkaufen.

Zahl der Notunterkünfte schrumpft

Rund 2 000 Plätze in Notunterkünften für Geflüchtete hat der Landkreis Esslingen bis Dezember vorigen Jahres abgebaut. Davon 1 175 in Sporthallen und Großzelten, 300 weitere in Containerdörfern wie in der Dettinger Straße in Kirchheim.

Ende des Jahres waren noch knapp über 3 000 Menschen in den Unterkünften des Landkreises vorläufig untergebracht. Während des Höhepunkts der Flüchtlingswelle Mitte 2016 lebten 5 700 Hilfesuchende in den Notquartieren im gesamten Kreisgebiet.bk