Zwischen Neckar und Alb

Esslingen sagt dem Müll den Kampf an

Stadtbild Mit zusätzlichem Personal und einer neuen Reinigungsmaschine geht die Stadt Esslingen gegen den Schmutz in der Innenstadt vor. Von Alexander Maier

Jedes Jahr zur Sommerzeit ist es dasselbe Bild: Müll und Schmutz verschandeln die sonst so malerische Esslinger Innenstadt. Weil der Ärger in den vergangenen Jahren eher noch zugenommen hat, hat man im Rathaus versucht, gegenzusteuern: Mehr Personal und eine neue Reinigungsmaschine sollen helfen, das alte Problem in den Griff zu bekommen. Gelöst ist es damit zwar noch nicht, doch die jüngsten Bemühungen der Stadt zeigen erste positive Wirkung.

Gemeinderat und Stadtverwaltung haben im Sommer 2018 ein Konzept für mehr Sauberkeit in der City auf den Weg gebracht: Nun gibt es drei zusätzliche Stellen für die Stadtreinigung. Inzwischen sind die neuen Kräfte im Einsatz. Und sie eröffnen Tiefbauamts-Chef Uwe Heinemann ganz neue Möglichkeiten: „Ein Effekt ist, dass wir künftig einen oder zwei sogenannte Kümmerer im Bereich von Bahnhof, ZOB und Bahnhofstraße haben werden. Bislang sind unsere Reinigungskräfte am Morgen einmal dort durchgegangen und haben sauber gemacht, doch das ist an dieser exponierten Stelle viel zu wenig. Jetzt können wir dort ganztägig Personal einsetzen, das den Müll möglichst rasch beseitigt.“

Und nicht nur das: Eigentlich endet die Sonntagsreinigung in der Innenstadt jedes Jahr im Oktober. Die Folge: Bei schönem Wetter wird es auch in der kühleren Jahreszeit leicht unordentlich, wenn sonntags keine Straßenreiniger unterwegs sind. Derzeit arbeitet die Stadtverwaltung an den nötigen Voraussetzungen für eine ganzjährige Sonntagsreinigung.

Und noch etwas zeigt Wirkung: Seit einigen Monaten ist beim städtischen Baubetrieb ein Abfallsauger im Einsatz. „Das Gerät ist leise, selbstfahrend und kann sogar kleine PET-Flaschen beseitigen“, unterstreichen die Verantwortlichen im Rathaus die Vorzüge der Reinigungsmaschine, die im Tiefbauamt wegen ihres Saugrüssels augenzwinkernd „Saugofant“ genannt wird. Ein besonderer Vorzug der neuen Maschine: Sie saugt stark genug, um kleine Müllpartikel wie Zigarettenkippen zu entfernen, die sich nur schwer mit dem Besen beseitigen lassen. Die vier Kehrmaschinen des Baubetriebs könnten sie locker aufnehmen, doch die saugen so stark, dass bei Pflasterbelägen Fugenmaterial entfernt wird, was wiederum zu Schäden führen kann. Rund 20 000 Euro ließ sich die Stadt Esslingen ihren „Sau­gofant“ kosten, doch dieses Geld ist nach Heinemanns Einschätzung gut angelegt: „Für uns ist das eine Erfolgsgeschichte. Mit dem neuen Gerät kann man wesentlich schneller und sauberer arbeiten als von Hand. Was sonst zwei oder drei Leute schaffen, schafft mit dem ‚Saugofant’ ein Mitarbeiter.“ Das dadurch frei werdende Personal wird anderswo eingesetzt: Die eingesparten Mitarbeiter können künftig zweimal die Woche in den Weinbergen oberhalb der Frauenkirche eingreifen. Dort beklagen die Esslinger Weingärtner ebenso wie viele Spaziergänger, dass Leute, die dort abends und nachts gefeiert haben, ihren Abfall einfach liegen lassen.

Hatte die Stadt vor Jahren noch an vielen Stellen bestehende Abfalleimer beseitigt, so geht man dank des neuen Sauberkeitskonzepts inzwischen den entgegengesetzten Weg: Weil gerade in der Sommerzeit viele Mülleimer in der Innenstadt schon nach kürzester Zeit überquellen, hat das Tiefbauamt begonnen, die bisherigen 60-Liter-Behälter durch doppelt so große zu ersetzen. „Das bringt einiges, löst das Problem aber nicht grundsätzlich“, weiß Uwe Heinemann. „Wenn sich die Leute bei schönem Wetter vermehrt Kaffee, Eis oder eine Pizza holen, fallen viel zu viele Becher und Verpackungen an, die schlecht komprimierbar sind. Und wenn die dann noch im Abfalleimer verkanten, wirkt auch ein großer Behälter sofort wieder voll, weil keiner auf die Idee kommt, den Abfall zusammenzudrücken.“

Andere Städte wie Stuttgart setzen deshalb an stark frequentierten Stellen Abfallbehälter mit unterirdischen Containern ein. „Doch die sind teuer und lassen sich auch an Stellen wie unserer Bahnhofstraße oder der Inneren Brücke, wo man wegen der Leitungen oder des Untergrunds nicht einfach in die Tiefe gehen kann, nicht so einfach installieren.“