Zwischen Neckar und Alb

Esslinger Stadtkirche lädt zum Nagelkreuzgebet

Markus Geiger und Pfarrer Christoph Bäuerle (v.l.) am Altar mit dem Nagelkreuz in der Esslinger Stadtkirche.

Esslingen. Manchmal kommen bis zu 30 Personen in die Esslinger Stadtkirche, um am Nagelkreuzgebet teilzunehmen, das freitags um 12 Uhr weltweit in unzähligen Kirchen gebetet wird. Für die 15-minütige Andacht wurde eine Liturgie entwickelt mit Liedern, Momenten der Stille und Gebeten. Oft begleiten Musiker die Andacht. In der Versöhnungslitanei von Coventry drücke sich der Gedanke aus, dass alle Menschen gesündigt haben und deshalb Vergebung brauchen, erklärt Markus Geiger vom Friedensteam des Evangelischen Kirchenbezirks Esslingen. „Täter und Opfer werden so nicht getrennt, sondern zusammengebracht“, ergänzt Stadtkirchenpfarrer Christoph Bäuerle.

Das mittelalterliche Gotteshaus und die Stadt Coventry in Mittelengland wurden am 14. November 1940 durch deutsche Bombenangriffe zerstört. Der damalige Propst Richard Howard rief danach zur Versöhnung auf: Aus den Trümmern der Kathedrale wurden drei große Nägel geborgen und zu einem Kreuz zusammengeschmiedet. Der Evangelische Kirchenbezirk Esslingen ist seit 2018 Mitglied der Internationalen Nagelkreuzgemeinschaft und hat zwei „Cross of Nails“.

In Esslingen wurde das Nagelkreuzgebet 2019 eingeführt. Besonders seit Beginn des Ukraine-Kriegs nimmt Christoph Bäuerle bei den Menschen ein großes Bedürfnis wahr, für den Frieden zu beten. Er und Jörg Schubert organisieren mit einem kleinen Team das wöchentliche Nagelkreuzgebet jeweils freitags um 12 Uhr. Immer wieder seien Geflüchtete aus der Ukraine dabei, weiß Bäuerle. Auch Menschen, die ohnehin die Stadtkirche besuchten, ließen sich einladen teilzunehmen. Gemeinsam wird die Versöhnungslitanei am Nagelkreuzaltar gesprochen bevor sich die Teilnehmer nach einer Zeit der Stille um den Kerzentisch im südlichen Seitenschiff versammeln. Fürbitten werden gesprochen und Kerzen entzündet. Die Bitten umfassen globale Friedensanliegen ebenso wie Privates.

Bäuerle ermuntert die Anwesenden, persönliche Bitten vorzubringen. Da geht es dann um die Sorge um Angehörige im Krieg aber auch um Konflikte in den Familien. „Der Frieden hat ganz unterschiedliche Ebenen in unserem Leben“, betont der Pfarrer. Markus Geiger gefällt vor allem die globale Vernetzung, die sich im Nagelkreuzgebete offenbart: „Es wird weltweit zur gleichen Zeit gebetet. Das ist ein großartiger Gedanke. Coventry bringt die Menschen in Verbindung.“ pm