Zwischen Neckar und Alb

Fahrscheine kontaktlos per Girocard

Digitalisierung Im Rahmen eines bundesweiten Pilotprojektes ist es möglich, Fahrscheine in den Esslinger Bussen digital zu erwerben. Bezahlt wird über die Girocard oder das Smartphone. Von Christian Dörmann

Bürgermeister Ingo Rust holt sich seinen ersten Fahrschein mit der Girocard.Fotos: Kaier
Bürgermeister Ingo Rust holt sich seinen ersten Fahrschein mit der Girocard.Fotos: Kaier

Kontaktlos im Bus den Fahrschein mit der Girocard bezahlen und kostenlos via WLAN im Internet surfen. Das ist seit gestern in Esslingen und Ludwigsburg im Rahmen eines bundesweiten Pilotprojektes möglich. Und die nächste Stufe des digitalen Fortschritts ist schon absehbar: Ende dieses Monats soll es auch möglich sein, direkt mit dem Smartphone zu bezahlen.

Der für den öffentlichen Nahverkehr und damit auch für den Städtischen Verkehrsbetrieb Esslingen (SVE) zuständige Bürgermeister Ingo Rust sprach gestern während der Präsentation des neuen NFC-Systems (Near Field Communication) von der Erfüllung eines lang gehegten Wunsches vieler Fahrgäste nach mehr Digitalisierung im Busverkehr. Kontakt- und bargeldlos bezahlen und dazu noch surfen im Bus, das bringt aus seiner Sicht den Nahverkehr in Esslingen und der näheren Umgebung ein großes Stück voran. So hat der SVE in Zusammenarbeit mit der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen und des Verkehrs- und Tarifverbundes Stuttgart (VVS) alle seine Busse auf den Linien 101, 103, 105, 111, 113 und 118 mit Lesegeräten vorn beim Fahrer ausgerüstet. Und bis Ende dieses Jahres sollen auch alle Busse des privaten Partners Rexer über die neue Technik verfügen.

Bezahlt in einer Sekunde

Der Bezahlvorgang wird dadurch ganz einfach: Die Fahrgäste halten ihre Girocard im Abstand von maximal vier Zentimetern vor das Terminal gleich neben dem Busfahrer. Innerhalb einer Sekunde ist die Zahlung erledigt, bei Beträgen bis 25 Euro sogar ohne PIN-Eingabe oder Unterschrift. Geeignet sind Karten aller Bankinstitute, also beispielsweise auch solche der Volksbank oder der BW-Bank, auf denen das sogenannte Kontaktlos-Logo zu erkennen ist. Es sieht aus wie ein umgekipptes WLAN-Signal. Ingo Rust ist aber ein Hinweis wichtig: „Es wird natürlich auch künftig möglich sein, den Fahrschein mit Bargeld zu bezahlen.“ Und auch über die eingeführte VVS-App funktioniert der Bezahlvorgang wie gewohnt.

55 Busse, inklusive denen von Rexer, werden es bis Jahresende sein, in denen kontakt- und bargeldlos bezahlt werden kann. Und was den kostenlosen WLAN-Zugang in den Bussen anbelangt, so ist dies aus Sicht von Bürgermeister Rust ein weiterer wichtiger Baustein, die Qualität des Nahverkehrs in Esslingen zu verbessern. Wer während der Fahrt surfen will, sollte einen Blick auf die Monitore im Bus werfen, auf denen ein Kennwort erscheint. Damit ist dann der Weg ins weltweite Netz ohne Kosten frei.

SVE mit weniger Verspätungen

Neben mehr Komfort für die Fahrgäste versprechen sich Verkehrsbetrieb und Tarifverbund aber noch einen weiteren positiven Effekt.

Vor allem während der Hauptverkehrszeiten kommt es nicht selten vor, dass es durch den Ansturm vieler Fahrgäste, die beim Fahrer bar bezahlen, zu Verspätungen kommt. „Das kontaktlose Bezahlen geht viel schneller und entlastet so unsere Busfahrer im Barverkauf“, sagt Andreas Clemens, Werksleiter des Städtischen Verkehrsbetriebs. So bilden sich auch keine langen Schlangen beim Fahrer. Clemens: „Das schnelle Kassieren verkürzt den Haltestellen-Stopp - die Busse können pünktlich weiterfahren.“

Frank Dierolf, Vorstandsmitglied der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen, ist davon überzeugt, dass das neue Angebot dem Zahlverfahren Girocard in der ganzen Region einen zusätzlichen Schub verschaffen wird. Auch Joachim Herrmann, Verbandsgeschäftsführer des Sparkassenverbandes Baden-Württemberg, sprach gestern von einem „Leuchtturmprojekt für kontaktloses Bezahlen“.

Andere Städte sollen folgen

Im Landkreis Esslingen akzeptieren bereits viele Geschäfte, unter anderem Discounter, Drogeriemärkte, Tankstellen und Buchhändler, das kontaktlose Bezahlen mit der Plastikkarte, und das Angebot in dieser Richtung nimmt laufend zu. Was die Sicherheit dieser Technologie anbelangt, so schätzen Experten das Risiko des Missbrauchs im Falle einer Girocard als äußerst gering ein.

Werden Esslingen und Ludwigsburg Inseln fortschrittlicher digitaler Bezahlmethoden bleiben? Davon geht Tina Benirschke, zuständig beim VVS als Projektleiterin für diesen Bereich, nicht aus. Es werde gerade sondiert, welche Verkehrsbetriebe in anderen Städten daran interessiert seien, auf den Zug der kontakt- und bargeldlosen Zahlungsmöglichkeiten in ihren Verkehrsmitteln umzusteigen.

Ein Monitor im Bus verrät das Passwort für kostenloses WLAN.
Ein Monitor im Bus verrät das Passwort für kostenloses WLAN.