Zwischen Neckar und Alb

Feiern zu Ehren des Büttels

Wendlingen Zum Cityfest wird erstmals der Büttelmarkt veranstaltet. Konrad Steinert spürte im Stadtarchiv dem Beruf nach.

Der Wendlinger Büttel am Rathaus. Foto: Jürgen Holzwarth
Der Wendlinger Büttel am Rathaus. Foto: Jürgen Holzwarth

Wendlingen. Erstmals wird zum Wendlinger Cityfest am Sonntag, 25. Juni, der „Büttelmarkt“ veranstaltet. Der Handels- und Gewerbeverein (HGV) Wendlingen hat den Markt anlässlich des Fests aus der Taufe gehoben. Doch wer war dieser Büttel? Was war dessen Aufgabe? Konrad Steinert, an Geschichte und Archäologie interessiert, hat im Stadtarchiv geforscht und ist fündig geworden.

Wer die Wendlinger Stadtmitte ansteuert, der kommt nicht umhin, auf den „Wendlinger Büttel“ zu stoßen. Jeder kennt ihn in Wendlingen. Direkt vor dem Rathaus im Schatten der Platanen steht eine Bronzeplastik mit Schelle in der einen Hand und in der anderen ein Schriftstück, woraus der Amtsbote, wie er auch genannt wurde, die neuesten Bekanntmachungen verkündet. Obwohl den Büttel jeder kennt, weiß man wenig über ihn.

„Butil“ bedeutet im Althochdeutschen Bote, Bekanntmacher. Sein Vorgänger, der Stadtknecht, trug Uniform und galt nach Konrad Steinerts Nachforschungen als eine „besondere Respektsperson“ im Mittelalter und noch in den Anfängen der Neuzeit. Er vertrat die Polizeigewalt, war Nachtwächter, praktisch „Mädchen für alles“. Die Besoldung war nicht gerade üppig, wenn man die erste Jahresrechnung von 1665 aus dem Wendlinger Stadtarchiv heranzieht. Da erfährt man, dass der Stadtknecht Hanns Zwickher eine Besoldung von sechs Gulden erhielt. Zum Vergleich: der Beschließer des oberen Tores erhielt drei Gulden, der Schulmeister Andreas Mayer zwölf und der Doktor und Stadtphysikus Johann Anastasius Rümmelin 50.

„Der wohl älteste überlieferte Vertreter seines Standes ist Conrad Hoffmaister, der von 1567 bis 1626 lebte“, sagt Konrad Steinert. Im Laufe des 19. Jahrhunderts tauchen die Bezeichnungen Polizeidiener und Amtsdiener auf. Im 20. Jahrhundert erscheinen Amtsdiener und Polizeidiener als getrennte Personen. Mit der Einführung von Amtsblatt und „Blättle“ hatte sich seine Hauptaufgabe erledigt, und er ist von der Straße verschwunden. Doch nicht ganz: Als Bronzefigur vor dem Rathaus darf er „weiterleben“. Gaby Kiedaisch