Zwischen Neckar und Alb

Flüchlingsunterkunft in Flammen

Großbrand In der Nacht von Donnerstag auf Freitag ist in der Vogelsangstraße in Esslingen ein Feuer ausgebrochen. Die Bewohner sind unverletzt, können vorerst aber nicht mehr in das Haus zurück. Von Julia Theermann

Das Dach des denkmalgeschützten Gebäudes stand in Flammen. Als Brandursache wird ein Küchenbrand im zweiten Obergeschoss vermute
Das Dach des denkmalgeschützten Gebäudes stand in Flammen. Als Brandursache wird ein Küchenbrand im zweiten Obergeschoss vermutet. Foto SDMG/Kohls:

In der Vogelsangstraße in Esslingen stehen die Bewohner des Hauses mit der Nummer 12 in Hausschuhen und Morgenmänteln. Im Dach des Jugendstilhauses klaffen große Löcher. Ob sie je in ihre Wohnungen zurück können, wissen die Bewohner nicht. In dem Haus, in dem eine städtische Anschlussunterkunft für Geflüchtete untergebracht ist, war in der Nacht auf Freitag gegen 3.30 Uhr ein Feuer ausgebrochen.

Aktuell leben 15 Männer in der Anschlussunterkunft. Von ihnen waren laut einer Mitteilung der Stadt neun vor Ort, als das Feuer ausbrach. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) war am Freitagmorgen vor Ort, um sie zu versorgen. Auch etwas zu essen konnten die Bewohner vom DRK bekommen. Bei dem Brand wurde eine Person leicht verletzt und in eine Klinik eingeliefert.

Nach bisherigen Erkenntnissen hatte es im zweiten Obergeschoss des Gebäudes angefangen zu brennen. „Wahrscheinlich hat das Feuer mit einem Küchenbrand begonnen“, sagt Einsatzleiter Andreas Gundl von der Esslinger Feuerwehr. Als die Feuerwehrleute mit zwölf Fahrzeugen und 44 Mann anrückten, seien die Flammen von außen schon gut sichtbar gewesen.

Die Flammen breiteten sich am frühen Morgen auch auf den Dachstuhl des alten Hauses aus und es wurden zusätzliche Einsatzkräfte angefordert. Am späten Vormittag waren rund 60 Feuerwehrleute mit 15 Fahrzeugen im Einsatz. Auch Wehren aus anderen Kreiskommunen waren dabei. Der Rettungsdienst war mit neun Fahrzeugen angerückt.

Haus nicht mehr bewohnbar

Die Polizei hat den Einsatzort großzügig abgesperrt. Davon ist auch die Bushaltestelle Pliensauturm betroffen. Auch die Netze BW war vor Ort, um den Strom im Haus abzustellen. Einsatzleiter Gundl geht davon aus, dass die Nachlöscharbeiten noch andauern werden.

Die Stadt kümmert sich um eine Wohnmöglichkeit für die Bewohner, denn das Haus ist derzeit nicht bewohnbar. Weil es einigen der Bewohner nicht begreifbar gemacht werden konnte, dass das Gebäude aktuell nicht begehbar ist, musste die Polizei aktiv werden. „Es ist aber niemand festgenommen worden“, zerstreut eine Sprecherin entsprechende Gerüchte. „Man wollte die Menschen nur daran hindern, das Haus wieder zu betreten, um persönliche Gegenstände zu holen.“ Das sei im Moment völlig ausgeschlossen, vorher müsse die Spurensicherung noch ihre Arbeit machen. „Wenn sie dann irgendwann ins Haus kann“, heißt es von der Sprecherin. Die Spurensicherung soll herausfinden, wo das Feuer tatsächlich ausgebrochen ist, und was die Brandursache war.

Kurz vor Freitagmittag beurteilte ein Statiker das alte Gebäude, das in Teilen unter Denkmalschutz steht. Dass die Bewohner jemals wieder in ihre Wohnungen zurückkehren können, ist derzeit unwahrscheinlich. Es sei möglich, dass die Männer und Frauen ihr Hab und Gut aus dem Haus holen, „das wird aber nicht vor nächster Woche passieren“, sagt Niclas Schlecht, der persönliche Referent des Oberbürgermeisters.

Wie hoch der Schaden ist, den das Feuer angerichtet hat, steht noch nicht genau fest. „Vorher muss sich erst der Sachverständige alles anschauen“, sagt Schlecht. Er gehe aber von einem sehr hohen sechsstelligen Betrag aus. „Wir hoffen sehr, dass es nicht siebenstellig wird.“