Zwischen Neckar und Alb

Flüchtlinge vermehrt arbeitslos

Wirtschaft Der Arbeitsmarkt zeigte sich im Jahr 2016 in guter Verfassung. Vor allem Langzeit- und schwer- behinderte Arbeitslose konnten davon profitieren. Von Heike Siegemund

Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist im vergangenen Jahr zum Beispiel in den Bereichen Pflege, Gesundheit
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist im vergangenen Jahr zum Beispiel in den Bereichen Pflege, Gesundheit und Soziales gestiegen. Foto: Jean-Luc Jacques

Wilfried Hüntelmann resümierte bei einem Pressegespräch in der Agentur für Arbeit Göppingen: „2016 war ein Jahr mit sehr viel Bewegung auf dem Arbeitsmarkt.“ Die allgemeine Wirtschaftslage habe einen stabilen Rahmen für den Arbeitsmarkt geboten, ergänzte der Agenturleiter. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und der offenen Arbeitsstellen sei gestiegen. Auch Langzeit- und schwerbehinderte Arbeitslose hätten von dieser Dynamik profitiert. Der Beschäftigungsaufbau habe viele Branchen betroffen, ergänzte Hüntelmann und nannte hier zum Beispiel die Bereiche Pflege, Gesundheit und Soziales.

Der Agenturleiter hatte allerdings auch schlechte Nachrichten zu verkünden: Das Niveau der Arbeitslosigkeit lag 2016 insgesamt über dem Vorjahr. „Dies hängt damit zusammen, dass 2015 ein sehr gutes Jahr war und vor allem damit, dass sich Flüchtlinge, die anerkannt wurden, vermehrt arbeitslos gemeldet haben.“ Weil die meisten Flüchtlinge jung sind, war die Folge, dass ein deutlicher Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit um 21,6 Prozent zu verzeichnen war.

Darüber hinaus hatten sich bei der Göppinger Arbeitsagentur im vergangenen Jahr generell mehr Menschen arbeitslos gemeldet, als dies 2015 der Fall war. „Dass Arbeitsverträge nicht verlängert wurden oder der Einsatz bei einer Zeitarbeitsfirma beendet war, kam 2016 auffallend häufiger vor“, informierte Hüntelmann. Betroffen waren davon sehr viele Branchen wie der Bau oder der Handel; einen Schwerpunkt gab es hier nicht.

Die durchschnittliche Arbeitslosenquote lag 2016 bei 3,7 Prozent; im Vorjahr waren es 3,5 Prozent. Durchschnittlich 15 771 Frauen und Männer haben sich im vergangenen Jahr bei der Agentur für Arbeit Göppingen arbeitslos gemeldet. Das waren 861 Menschen mehr als im Jahr 2015. „Darunter waren viele Ungelernte“, informierte Hüntelmann. Der Göppinger Bezirk weist damit eine andere Entwicklung auf als Baden-Württemberg: Auf Landesebene ging die Arbeitslosigkeit um 0,3 Prozent zurück.

Im Kreis Esslingen lag die durchschnittliche Arbeitslosenquote bei 3,5 Prozent, eine Steigerung von 5,7 Prozent, und im Kreis Göppingen bei 4,0 Prozent, ein Plus von 5,9 Prozent. Im vergangenen Jahr haben Arbeitgeber der Göppinger Arbeitsagentur etwa 33 000 offene Stellen gemeldet; das waren 6,5 Prozent mehr als im Vorjahr.

Besonders gefragt waren Fachleute zum Beispiel im Gesundheits- und Sozialwesen sowie im Bau- und Gastgewerbe. Bei knapp 80 Prozent der Stellen wurden Fachkräfte, Spezialisten und Experten gesucht. Bei den restlichen 20 Prozent handelte es sich um Stellen für An- und Ungelernte. In beiden Landkreisen waren zum Juni 2016 rund 293 000 Frauen und Männer sozialversicherungspflichtig beschäftigt und damit 2,6 Prozent mehr als zum Vorjahresstichtag.

Die stellvertretende Leiterin der Göppinger Arbeitsagentur, Bettina Münz, informierte darüber, dass im vergangenen Jahr rund 50 Millionen Euro für unterschiedliche Maßnahmen eingesetzt wurden, um Arbeitslosigkeit in beiden Landkreisen zu vermeiden oder zu beenden. Dabei spiele die Qualifizierung eine tragende Rolle. Ein Großteil davon (21,6 Millionen Euro) entfiel auf die Unterstützung und Förderung behinderter und schwerbehinderter Menschen.

Darüber hinaus wurden 75 Millionen Euro für Arbeitslosengeld und 53 Millionen Euro für Sozialversicherungsbeiträge ausgegeben.