Leinfelden-Echterdingen. „Wir sind mit den Kapazitäten schon jetzt fast am Limit“, begründet Flughafendirektor Georg Fundel die aus seiner Sicht bereits „sehr konkreten Überlegungen“ des Flughafens, ein neues Passagiergebäude zu bauen. Mit den Plänen müsse man rechtzeitig beginnen, sagt der Flughafendirektor, der im April 2017 in den Ruhestand geht. Denn bis das Gebäude fertig sei, müsse man einen Vorlauf von mindestens fünf Jahren einplanen. Angesichts des Passagierwachstums von mehr als acht Prozent im laufenden Jahr sieht er schon jetzt dringenden Handlungsbedarf.
Dass der Flughafen im laufenden Jahr 900 000 Passagiere mehr hat als im Vorjahr, liegt nach Einschätzung des Flughafenchefs auch am Erfolg der Billigflieger Easyjet und Ryanair, die seit Frühjahr von Stuttgart aus fliegen. Sie haben vor, ihr Angebot von Stuttgart aus noch zu erweitern. Um den Direktflug nach Abu Dhabi, den die Fluggesellschaften Air Berlin und Ethiad anbieten, bangt Fundel zwar wegen der Verkehrsrechte. Dafür sieht die Fluggesellschaft Air Berlin aber keinen Anlass. „Die Verhandlungen auf politischer Ebene laufen“, sagt der Sprecher Tobias Spaering. Derzeit gehe man von einer einvernehmlichen Lösung aus.
So oder so werde der Platz knapp, ist der Flughafenchef überzeugt. Angesichts der strenger werdenden Bestimmungen bei der Sicherheitskontrolle, werden die Schlangen dort immer länger. Nach dem Flugzeugabsturz über dem Sinai, bei dem die Ermittler von einer Bombe an Bord ausgehen, rechnet Fundel mit strengeren Anforderungen. „Für die neue Sicherheitstechnik wird Platz gebraucht.“ Die Geräte – dazu gehören etwa Körperscanner – würden immer größer. Da reichten die Flächen schon bald nicht mehr aus. Mit der Machbarkeitsstudie wollen die Planer prüfen, wo der Bau eines neuen Passagiergebäudes möglich wäre. „Denkbar ist ein neues Terminal im Osten oder im Westen der bestehenden Gebäude“, sagt Fundel. „Wir wollen keine zusätzlichen Flächen verbrauchen.“ Im Osten steht das Terminal 4, das als Provisorium gebaut wurde und nur einen eingeschränkten Betrieb zulässt.
Steffen Siegel, Sprecher der Schutzgemeinschaft Filder, reagierte vorerst gelassen auf die Ankündigung des Flughafenchefs: „Ballons dieser Art hat Fundel schon öfter steigen lassen.“ Er sieht die Prognosen kritisch. 2007 habe Fundel wegen des Passagierwachstums eine zweite Startbahn ins Spiel gebracht, der die Politik eine klare Absage erteilt hat. Falls die Studie ergeben sollte, dass ein neues Terminal zu verwirklichen sei, wolle die Schutzgemeinschaft das verhindern. „Die Flächen am Flughafen sind ohnehin knapp“, sagt Siegel. Durch das neue Gebäude, in das die Unternehmensberatung Ernst & Young einziehen soll, habe sich die Lage verschärft.