Zwischen Neckar und Alb

Foto-Elch „Berti“ soll Mut machen

Maskottchen Das Kuscheltier nimmt Fotograf Klaus Ammon auf seinen Reisen rund um die Welt mit. Damit will der Deizisauer schwerkranken Menschen helfen, ihr Schicksal zu meistern. Von Harald Flößer

Zwei, die gerne mal röhren: SWR-Moderator Matthias Holtmann und Elch Berti.Foto: Klaus Ammon
Zwei, die gerne mal röhren: SWR-Moderator Matthias Holtmann und Elch Berti.Foto: Klaus Ammon

Elch „Berti“ ist als Fotomodell schon viel in der Welt herumgekommen. In Portugal war er, am Nordkap, auf Sizilien, auf Malta. In New York durfte das Stofftier sogar auf der Schulter eines etwas verschämt grinsenden Polizisten Platz nehmen. Sein Besitzer Klaus Ammon nimmt den schmusigen Elch seit mehreren Jahren auf all seinen Touren mit. „Berti“ ist für den Deizisauer ein Mutmacher. Wo immer Ammon unterwegs ist, versucht er ihn einzusetzen für seine Botschaft an alle, die an einer schweren Krankheit leiden: „Gib nicht auf! Kämpfe weiter!“ (englisch: Keep on fighting). Lachen sei nun mal die beste Medizin, sagt der gebürtige Kölner. Mit seinen Fotos wolle er so etwas wie ein verlängertes Auge sein für alle, die wegen eines schlimmen Leidens nicht mehr reisen können.

Ammons Idee ist nicht neu. Der New Yorker Werbefotograf Bob Carey startete im Jahr 2003 die Wohltätigkeitsaktion „The Tutu Project“. Als seine Frau Linda an Brustkrebs erkrankte, begann Carey mit Selbstporträts im Tutu, einem Ballettrock aus Tüll, um sie aufzuheitern und sich selbst abzulenken. Im Netz ist der Fotograf längst eine Berühmtheit. Auf Facebook folgen ihm mehr als 125 000 Menschen bei seinen Tanzeinlagen. So weit hat es Klaus Ammon noch nicht gebracht, aber immerhin kommt der 57-Jährige auch schon auf rund 200 Follower auf Facebook.

Zwei Leidenschaften verbunden

Mit dem Fotografieren hat Ammon schon in frühester Jugend begonnen. „Meine erste Kamera war eine Agfa-Box im Format 6 x 6“, erinnert sich der Deizisauer. Später sei er mit kleinen Kassetten-Kameras und einer „Ritsch-Ratsch-Klick“ auf die Pirsch gegangen. In den 1980er-Jahren erweiterte er sein Equipment mit seiner ersten Spiegelreflexkamera. Der gelernte Automechaniker arbeitet in Kirchheim als Verkaufsbeauftragter für einen großen Lastwagen-Hersteller. Zu seinem Job gehört es, gute Bilder von seinen Lkws zu machen. Irgendwann sei dabei der alte Fotovirus wieder erwacht, erzählt Ammon. 2012 schloss er sich der Esslinger Lichtbildnergruppe an. Und seither ist er so gut wie nie ohne Fotoapparat unterwegs.

Am liebsten kombiniert Ammon das Fotografieren mit seiner zweiten großen Leidenschaft, dem Motorradfahren. Wann immer er Zeit hat, düst er mit seiner BMW 1200 RT durch die Lande. Im Gepäck ist dabei stets seine Fotoausrüstung. Zu einem ständigen Begleiter ist ihm dabei „Berti“ geworden, den er irgendwann mal als Anspielung auf den legendären Elch-Test in einem Daimler-Shop erworben hat. Ammon ist aufgefallen, dass vor allem Japaner gerne Fotos mit ihren Stofftieren machen. Zugleich erfuhr er vom Tutu-Projekt. Bei einem Fotoworkshop mit Mario Dirks 2015 in New York beschloss Ammon, eine ähnliche Aktion zu starten. Anlass dazu war die Erkrankung seines Freundes Bertram Übelör. Der stellvertretende Vorsitzende des Fotoclubs Schwanen in Waiblingen hatte zuvor die niederschmetternde Diagnose Lungenkrebs bekommen. Ammon bat während des Workshops in der US-Metropole Passanten, sich mit „Berti“, den er als Wiedererkennungsmerkmal zuvor mit einem Reinigungsset für Kamera-Linsen ausgestattet hatte, ablichten zu lassen. Die Bilder schickte er dann mit besten Genesungswünschen seinem Freund Bertram.

Wo immer er in den Monaten darauf mit seiner Kamera unterwegs war, wiederholte Ammon seine Aktion. Im Juli 2016 verlor sein Waiblinger Fotofreund den Kampf gegen den Krebs. Doch als dessen Sohn ihm bei der Beerdigung erzählte, wie viel Kraft und Freude seinem Vater das Elch-Projekt gegeben habe, beschloss Ammon, seine Aktion fortzusetzen.

„Alles nicht so ernst“

Anlässe gebe es genug, sagt der 57-Jährige. Zum Beispiel das Schicksal der Frau eines Arbeitskollegen, bei der man Tumore im Bauchraum entdeckt hat. Ihr will Ammon ein Keep-on-figh­ting-Fotobuch widmen, das gerade in Arbeit ist. Wo er auch hinkommt, überall sind die Menschen bereit, seine Aktion zu unterstützen und sich mit „Berti“ auf der Schulter fotografieren zu lassen. Der Deizisauer hatte dafür schon so manchen Prominenten vor der Linse, zum Beispiel den früheren ZDF-Nachrichtensprecher Peter Hahne oder Radiomoderator-Legende Matthias Holtmann. „Das soll nicht alles so ernst sein“, sagt Klaus Ammon.

Wen er gerne mal mit dem Elch ablichten würde? Da fallen ihm gleich zwei seiner Lieblingssänger ein: Wolfgang Niedecken von BAP und Peter Maffay.