Zwischen Neckar und Alb

Fuchs, du hast den Müll gestohlen

Tierschutz Füchse zieht es vermehrt in die Städte. Auch in Esslingen haben es sich die Tiere in mehreren Gärten gemütlich gemacht. Das bringt Probleme mit sich. Experten geben Tipps. Von Julia Theermann

Füchse sind Nahrungs-Opportunisten: Bei „gedecktem Tisch“ schlagen sie liebend gerne zu. Foto: Schneider

Neugierig laufen die kleinen Füchse über die Terrasse, strecken die Nase hoch zum Fenster und trollen sich dann wieder - zurück in den Bau in einer Ecke des Esslinger Gartens. Was auf Anhieb süß und nach einer seltenen Begegnung mit der Natur klingt, kann durchaus zum Problem werden, denn Füchse sind Wildtiere. Eigentlich meiden sie den Menschen. Gerade im Frühjahr und zu Beginn des Sommers jedoch sind Fuchseltern mit ihren Jungen immer wieder in der Nähe des Menschen anzutreffen. „Aktuell bekommen wir jede Woche Meldungen über Füchse in Gärten“, sagt Sascha Richter, der als Wildtierbeauftragter beim Landratsamt Esslingen arbeitet.

Füchse sind Nahrungs-Opportunisten, so Richter. Sie schlagen also bei einem „gedeckten Tisch“ wie einem Gelben Sack oder einem Kotelettknochen auf dem Komposthaufen liebend gern zu. Oftmals verteilen die Tiere den Inhalt dabei über den ganzen Garten. „Darum sollte man Müll und Kompost nicht offen stehen lassen“, sagt er. Das bestätigt auch Fuchskenner Dag Frommhold. „Die Tiere leiden seit Jahrhunderten unter ihrem schlechten Ruf“, sagt er. Der Mensch habe vom Fuchs nichts zu befürchten. „Im Gegenteil: Wenn man einen Fuchs sieht, sollte man vor allem eines tun: ihn beobachten und das Schauspiel genießen.“

Die Füchse gehören zum Stadtbild von Esslingen, ist Frommhold überzeugt. „Daran wird sich auch in den kommenden Jahren nicht viel ändern. Der Mensch nimmt dem Fuchs halt den Lebensraum weg. Wir müssen uns mit den Tieren arrangieren“, sagt er. Doch denken die Leute an den Fuchs, schwinge auch immer eins mit, sagt der Fuchskenner: die Krankheiten. Die Erkrankung, von der im Zusammenhang mit Füchsen immer wieder gesprochen wird, ist der Fuchsbandwurm. „Die Eier dieses Parasiten werden von den Füchsen ausgeschieden und vom Wind verteilt“, sagt Richter.

Daher sei es wichtig, Obst und Gemüse, das aus dem heimischen Garten kommt, besonders gut abzuwaschen. Frommhold sieht das Ansteckungsrisiko mit dem Fuchsbandwurm als verschwindend gering an. „Überträger des Fuchsbandwurms sind auch eher Hunde und Katzen, die infizierte Mäuse fressen und dadurch zu Ausscheidern werden“, sagt er. Fuchskot, der im Garten hinterlassen wird, sollte natürlich trotzdem über den Restmüll entsorgt werden. Dazu sollten Einmalhandschuhe getragen werden.

Auch von Staupe ist immer wieder die Rede. „Diese Krankheit ist für Menschen nicht gefährlich, nur für unsere Hunde. Die werden dagegen aber in der Regel geimpft“, so der Wildtierexperte. Tollwut sei zwar in Deutschland kein Thema mehr, dennoch warnt der Experte. „Ein krankes oder verletztes Tier sollte niemals mit nach Hause genommen werden. In solchen Fällen muss der zuständige Jagdpächter angerufen werden. Der kümmert sich dann darum“, sagt Richter.

Wenn es den Fuchs in Wohngebiete zieht, so hat das meist zwei Gründe: „Nahrung und Unterschlupf“, sagt Richter. Daher sollten es Grundstücksbesitzer den Tieren nicht zu gemütlich machen. „Unterhöhlungen der Terrasse oder des Hauses sollten verschlossen werden, am besten mit Waschbetonplatten oder einem anderen Material, das der Fuchs nicht durch Graben beseitigen kann. Frommhold kennt noch ein paar Tricks: „Füchse sind sehr verspielt. Lässt man also Schuhe oder Gartenhandschuhe im Freien liegen, ist das eine Einladung zum Toben“, sagt er. Auch aufgelockerte Erde lade zum Graben ein. „Wenn man gerade etwas eingepflanzt hat, sollte man die Erde möglichst festklopfen, dann ist das Beet langweiliger.“

Auch lückenlose Zäune sind wichtig, damit der Fuchs keinen einfachen Zugang zum Garten hat. Generell gilt, dass Füchse von Geräuschen und menschlicher Aktivität abgeschreckt werden. Sogenannte Tierschreck-Systeme, die mit Ultraschall und Blitzlicht arbeiten, seien eher nicht hilfreich. Bei vielen Tieren trete eine Art Gewöhnungseffekt ein.

Bei wem aktuell eine Fuchsfamilie wohnt, der muss sich in Geduld üben. „Bis August gilt es, den Elternschutz zu berücksichtigen“, warnt Richter. Generell gilt: „Wer auf eigene Faust Fallen aufstellt oder gar auf Füchse schießt, macht sich der Jagdwilderei schuldig.“