Zwischen Neckar und Alb

Geduldsprobe für Autofahrer

Auf der B 10 werden die Mittelleitplanken ausgetauscht

Derzeit müssen die Autofahrer auf der B 10 noch mehr Gelassenheit zeigen als sonst: Eine Baustelle sorgt für zusätzliche Verzöge
Derzeit müssen die Autofahrer auf der B 10 noch mehr Gelassenheit zeigen als sonst: Eine Baustelle sorgt für zusätzliche Verzögerungen.Foto: Karin Ait Atmane

Der Verkehr auf der B 10 braucht nicht viel, um zum Erliegen zu kommen. Derzeit sorgt eine Baustelle für ein zusätzliches Hindernis.

Karin Ait Atmane

Esslingen. Zu den Hauptverkehrszeiten ist stockender Verkehr auf der Bundesstraße 10 eher die Regel als die Ausnahme. Die Baustelle zwischen Sirnau und Deizisau hat die Lage in den vergangenen Wochen zusätzlich erschwert. Der Austausch der Mittelleitplanken läuft noch bis Anfang Juli als Tagesbaustelle, weitere Abschnitte folgen.

Gemäß der Richtlinien für passiven Schutz an Straßen (RPS) in der Fassung von 2009 sind die Mittelleitplanken – in der Fachsprache sagt man heute Schutzplanken – auf Strecken mit mehr als 30 000 Fahrzeugen pro Tag gegen höhere Exemplare auszutauschen. So auch auf dem Abschnitt zwischen Sirnau und Deizisau.

Zunächst wurden die Planken auf einer Länge von rund zwei Kilometern erneuert. Das geschah bei Nacht. Im Bereich Sirnau wird dagegen nun tagsüber gearbeitet – dabei wird in beiden Richtungen jeweils eine Fahrbahn gesperrt. Man hätte zwar auch hier gerne eine Nachtbaustelle eingerichtet, sagt Georg Lauwitz vom Straßenbauamt des Landkreises, das im Auftrag des Regierungspräsidiums die Baustelle plant und organisiert. Aber das könne man den Sirnauern nicht antun, denn trotz Lärmschutzwand würden die dann nachts „kein Auge zumachen“. Denn die Schutzplanken müssten einen Meter tief im Boden verankert werden, wobei Rammen zum Einsatz kämen, die es auf einen Pegel von 138 Dezibel bringen. Auf der Tagesbaustelle darf allerdings während der Stoßzeiten im Berufsverkehr nicht gearbeitet werden. Bleibt also ein Zeitfenster von neun bis 15 Uhr, in dem auch noch der tägliche Auf- und Abbau stattfindet.

Konkret beinhalten die Arbeiten, dass der Mittelstreifen gerodet und das „Bankett“, also der Belag, abgetragen wird. Teils seien neue Fundamente notwendig, außerdem würden die bisher gepflasterten Überfahrtsbereiche, bei denen im Notfall Verkehr auf die Gegenspuren geleitet werden kann, asphaltiert, erklärt Lauwitz. Dass Autofahrer das Fenster runterkurbeln und die Bauarbeiter beschimpfen, komme „mitunter vor“, sagt Peter Dinkeldein von der beauftragten Firma Süd-Planken – genau wie an anderen Baustellen auch. Damit müsse man leben, daran gewöhnen könne man sich allerdings nicht: „Wir machen das ja nicht zum Spaß.“

Viele Autofahrer dürften sich in den vergangenen Wochen gefragt haben, warum durchgehend Tempo 60 gilt – selbst wenn abends und am Wochenende beide Fahrspuren frei sind und selbst in Bereichen, wo die neuen Planken schon stehen. Dafür führt Lauwitz an erster Stelle die Sicherheitsvorgaben der Polizei an. Auf viel befahrenen Strecken müssten offene Stellen in der Mitte gesichert werden. Und natürlich müsse man dann schon ein Stück vorab die Fahrzeuge abbremsen lassen. Dass die Schilder manchmal etwas länger stünden als nötig, räumt der Mann vom Straßenbauamt ein: „Da muss man die Firmen ab und zu mal erinnern.“

Der Pfingstreiseverkehr beeinträchtigt die Arbeiten nicht, im Gegenteil. „Während der Ferienzeit können wir fast am besten bauen“, sagt Georg Lauwitz. Lediglich die Hauptreiserouten auf den Autobahnen seien dann stärker belastet, andere Straßen dagegen weniger. Seiner Kenntnis nach hat der Plankentausch auf der B 10 auch keine gravierende Verschlechterung des Verkehrsflusses mit sich gebracht. Die Polizei bestätigt diesen Eindruck. Man habe „keine Verkehrsstörungen festgestellt, die das übliche Maß überschreiten“, sagt Christian Wörner von der Pressestelle am Polizeipräsidium Reutlingen und ergänzt: „Die B 10 klemmt eigentlich immer.“

In der ersten Juliwoche soll der aktuelle Abschnitt abgeschlossen werden. Erneuert sind dann die Mittelleitplanken auf rund dreieinhalb Kilometern Länge zwischen Deizisau und Esslingen. Folgen soll dann noch die Erneuerung der Planken auf weiteren 1 400 Metern von Esslingen in Richtung Stuttgart, hier allerdings wieder mit einer Nachtbaustelle. Sie wird auf fünf bis sechs Wochen angesetzt.

Die Gesamtkosten für diese insgesamt fünf Kilometer mit neuer Sicherung liegen bei rund 2,2 Millionen Euro, die der Bund bezahlt.

Voraussichtlich im kommenden Jahr geht der Plankentausch ab Deizisau in Richtung Ulm weiter.