Zwischen Neckar und Alb

Geflügelzüchter fürchten die Vogelgrippe

Seuche Seit zwei Wochen besteht Stallpflicht für Nutzgeflügel wegen des Geflügelpest-Erregers H5N8. Landwirte und Züchter im Kreis sind besorgt.Von Patrick Kuolt

Die Hühner in Baden-Württemberg müssen ihre Tage momentan drinnen verbringen. Denn wegen der Vogelgrippe herrscht in Baden-Württ
Die Hühner in Baden-Württemberg müssen ihre Tage momentan drinnen verbringen. Denn wegen der Vogelgrippe herrscht in Baden-Württemberg Stallpflicht. Archiv-Foto: Jean-Luc Jacques

Am 7. November wurden nach Angaben des baden-württembergischen Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz die ersten Fälle des Geflügelpestvirus am Bodensee nachgewiesen. Eingeschleppt wurde der Erreger vermutlich durch Zugvögel aus Russland. „Mittlerweile wurde im Land bei rund 270 toten Vögeln der Erreger nachgewiesen“, sagt Isabel Kling, Pressesprecherin des Ministeriums. Wichtig sei aber: Alle bisher infizierten Tiere sind Wildvögel wie Enten, Möwen, Schwäne, Reiher oder Gänse und stammen aus dem Bodenseekreis.

Das Virus hat sich also seit dem ersten Fall im Land nicht weiter ausgebreitet. Nutzgeflügel von Landwirten oder Züchtern ist in Baden-Württemberg, anders als in vielen Nachbarländern, bislang nicht betroffen. „Das ist großes Glück“, betont Kling. Denn wie Experten des für Tierseuchen zuständigen Friedrich-Loeffler-Instituts berichten, ist H5N8 äußerst aggressiv. Christian Marquardt, Leiter des Veterinäramts des Landkreises Esslingen, bestätigt das: „Das Vogelgrippe-Virus ist hochansteckend. Bereits minimaler Kontakt damit scheint für eine Infektion zu reichen.“

Daniel Ehmann, der Betreiber des Hagenauer Hofs in Neuhausen, beobachtet die Entwicklung der vergangenen Wochen mit großer Sorge. Ehmann hält auf seinem Hof sechs Gruppen mit jeweils 4 800 Hühnern. „Natürlich macht man sich Gedanken. Wenn man in seinem Bestand ein betroffenes Tier hätte, wären plötzlich alle betroffen und müssten gekeult werden. Das wäre eine Katastrophe“, sagt Ehmann und ergänzt: „Denn da geht es um die Existenz.“ Ein Problem sieht er in der momentan notwendigen Stallpflicht nicht: „Es muss eben sein. Laut EU-Verordnung dürfen wir in einer Ausnahmesituation Eier trotzdem zwölf Wochen lang als solche aus Boden- und Freilandhaltung anbieten.“

Auch die Kleintierzuchtvereine spüren die Auswirkungen der Vogelgrippe. Bei den Zuchtschauen und Ausstellungen dürfen wegen der aktuellen Situation nur Tiere, die ohnehin zusammen gehalten werden, auch zusammen bei einer Schau teilnehmen. Finanziell sei die Situation deshalb für viele Vereine problematisch. „Man mietet Hallen, lässt Pokale mit Gravuren und Medaillen anfertigen, steckt ein Jahr lang viel Geld in die Zucht. Das alles kostet viel Geld – und am Ende findet der Wettbewerb nicht statt“, beklagt Markus Gaudlitz, der zweite Vorsitzende des Deizisauer Kleintierzüchtervereins.

Für Menschen ist das Virus bislang ungefährlich. Weltweit wurde noch kein Fall einer Infektion mit dem Vogelgrippe-Erreger nachgewiesen. Auch Haustiere wie Hunde und Katzen sind nicht betroffen.

Weitere Infos zur Vogelgrippe gibt es auf den Seiten des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz unter https://mlr.baden-wuerttemberg.de/de/unsere-themen/tierschutztiergesundheit/gesunde-tiere/tierkrankheiten-tierseuchen-zoonosen/vogelgrippe.