Zwischen Neckar und Alb

Gegen das Trauma reden

Flucht Ein neues Angebot der Psychologischen Beratungsstellen unterstützt Geflüchtete und Ehrenamtliche.

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Symbolbild

Kreis Esslingen. „Stein und Rose“ heißt ein neues Projekt des Kreisdiakonieverbands im Landkreis Esslingen (KDV), das sich an geflüchtete Menschen und ehrenamtliche Begleiter in der Flüchtlingsarbeit wendet. Es bietet Menschen mit traumatischen Erfahrungen psychologische Beratung und Begleitung. Ehrenamtliche profitieren durch Beratung und Supervision. Bisher ist es das einzige Angebot dieser Art im Landkreis. Der KDV hat dafür zwei 50-Prozent-Stellen in den Psychologischen Beratungsstellen des KDV in Esslingen und auf den Fildern geschaffen. Ermöglicht wird das Angebot durch die Deutsche Fernsehlotterie, die für drei Jahre 80 Prozent der Personalkosten trägt. Der KDV übernimmt den Rest sowie die Sachkosten.

Geflüchtete haben oft traumatische Erfahrungen in ihren Heimatländern und auf der Flucht gemacht. Sie haben Krieg erlebt und die Angst ums eigene Leben, sie sahen Mit-Flüchtende sterben und leiden unter zerrissenen Familien. „Solche Bilder brennen sich tief in die Seele ein“, weiß KDV-Geschäftsführer Eberhard Haußmann. Die Unsicherheit, wie es in Deutschland mit ihnen weitergeht, und der unstrukturierte Tagesablauf in den Unterkünften tragen zu psychischen und körperlichen Problemen bei. Auch die Ehrenamtlichen bleiben davon nicht unberührt. Für sie stellt sich oft die Frage, wie intensiv sie sich auf diese Schicksale einlassen können und wie sie mit Abschiebungen umgehen sollen. Viele kommen an die Grenzen ihrer Belastbarkeit.

Ilisei macht klar, dass es sich hauptsächlich um eine Beratung handelt, bei der auch Strategien und Übungen zur Stabilisierung wie etwa Atemtherapie oder Entspannungsübungen vermittelt werden, nicht jedoch um eine Psycho- oder Traumatherapie. „Doch dafür ist unser Angebot niederschwellig, weil man keine Diagnose braucht“, erklärt sie. Ein Hindernis bei der Aufarbeitung von Problemen ist die Sprache. Vor allem, wenn keine Englisch- oder Französischkenntnisse vorhanden sind, brauche es Dolmetscher. Davon gibt es oft zu wenig. pm

Info Meist vermitteln Pfarrer, Sozialarbeiter oder Mitarbeiter in Kitas und Schulen den Kontakt zu den Beratungsstellen. Wer Interesse hat, kann sich aber auch direkt melden: per E-Mail unter info@kdv-es.de oder im Internet unter www.kdv-es.de.