Zwischen Neckar und Alb

Gegen das Vergessen anschreiben

Engagement Die Kirchheimer Amnesty-International-Gruppe bittet in ihrem Kampf für Menschenrechte um Mithilfe.

Kirchheim. Die internationalen Menschenrechte feiern in diesem Jahr ihren 70. Geburtstag. Das ist ein Grund, zu feiern - und zu verzweifeln. Denn in vielen Ländern sind sie bedroht. Die Briefe gegen das Vergessen sollen dabei helfen, Menschenrechtsverteidiger auf der ganzen Welt bei ihrem Kampf zu unterstützen.

Die iranischen Behörden verweigern der iranisch-kurdischen Gefangenen Zeynab Jalalian die Behandlung, obwohl sich ihr Gesundheitszustand immer weiter verschlechtert. Sie leidet unter anderem an einer Herzkrankheit und einer schwerwiegenden Zahninfektion. Außerdem läuft sie Gefahr, ihr Augenlicht zu verlieren. Die iranischen Behörden wollen ihr die Behandlung nur gewähren, wenn sie im Fernsehen „Geständnisse“ ablegt. Zeynab Jalalian wird Mitgliedschaft in einer bewaffneten kurdischen Oppositionsgruppe vorgeworfen. In ihrem Gerichtsverfahren, das offenbar nur wenige Minuten dauerte, hatte sie keinen Rechtsbeistand. Ihr Todesurteil wurde 2011 in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt.

Ende April und Anfang Mai 2016 fanden in Kasachstan Demonstrationen gegen die geplanten Änderungen des Bodengesetzes statt. Im Zusammenhang mit diesen Protesten wurden Maks Bokaev und Talgat Ayan als Mitorganisatoren festgenommen und 2017 zu fünf Jahren Haft verurteilt. Talgat Ayan kam am 28. April frei, Maks Bokaev befindet sich jedoch nach wie vor in der Strafkolonie Petropawlowsk im Norden Kasachstans. Er leidet seit fünf Jahren an Hepatitis C. Seit seiner Inhaftierung hatte sich sein Gesundheitszustand stark verschlechtert. Im August 2017 wurde er für zwei Wochen in eine andere Strafkolonie verlegt, wo die Behandlung möglich war. Zudem erhielten Angehörige des Nationalen Präventionsmechanismus (NPM) zum Schutz vor Folter im April 2018 die Erlaubnis, ihn in einem Gefängniskrankenhaus zu besuchen, in das er verlegt worden war.

Kalpana Chakma war Koordinatorin der Organisation „Hill Women‘s Federation“, die sich für die Rechte der indigenen Bevölkerung in der Region Chittagong Hill Tracts in Bangladesh einsetzt. Sie wurde in den frühen Morgenstunden des 12. Juni 1996 aus dem Haus ihrer Familie im Dorf Lallyagona im Bezirk Rangamati entführt. Die damals 23-Jährige ist seitdem nie mehr gesehen worden. Ihre Brüder nannten in ihrer Anzeige bei der Polizei drei Personen als Verdächtige: einen Armeeangehörigen und zwei Mitglieder einer paramilitärischen Gruppe. 2016 beantragte die Polizei, den Fall zu schließen. Die Entscheidung darüber hat das Gericht in Rangamati immer wieder vertagt.

Vorformulierte Briefe können im Weltladen in der Dettinger Straße in Kirchheim abgeholt werden. ai