Zwischen Neckar und Alb

Glasscherben und Chipstüten - immer Ärger mit dem Müll

Entsorgung Gemeindevollzugsdienst und Bauhof-Mitarbeiter sind verstärkt mit Unratbeseitigung beschäftigt.

Müll

Nürtingen. Fastfood-Kartons auf dem Gehweg, Tüten mit Hausmüll im Gebüsch, Glasscherben neben dem Mülleimer im Park, alte Matratzen an der Grillstelle - die Liste könnte beliebig fortgesetzt werden. Wer mit offenen Augen durch die Stadt geht, dem fällt auf, dass auch in Nürtingen wilder Müll zunimmt. Eine Entwicklung, die sowohl das Ordnungsamt der Stadt Nürtingen als auch der städtische Bauhof mit Sorge beobachten. Würden die Mitarbeiter von Bauhofleiter Michael Haußmann nicht täglich ihre Runde in der Stadt machen, wäre das Problem für jeden sichtbar.

Angela Pixa, Leiterin des Nürtinger Ordnungsamtes, zeigte in einer der letzten Gemeinderatssitzungen auf, wie hoch der Arbeitsaufwand mit dem wild abgestellten oder weggeworfenen Müll allein für die Mitarbeiter des Gemeindevollzugsdienstes (GVD) ist. Von der Idealvorstellung, dass jeder seinen Hausmüll in der eigenen Tonne entsorgt, ist auch Nürtingen weit entfernt. „Im Müll-Abc, das jeder Haushalt jedes Jahr neu erhält, ist in mehreren Sprachen klar und verständlich erklärt, wie Müll ordnungsgemäß zu entsorgen ist“, sagt Angela Pixa. Trotzdem werde immer mehr Abfall unsachgemäß entsorgt oder einfach irgendwo in der Stadt oder draußen in der Natur weggeworfen. Ganz nach dem Motto: „Es wird schon einer wegräumen.“ Stellt jemand, wie vielfach beobachtet, bei der Abfuhr der Gelben Säcke beziehungsweise Tonnen noch normalen Hausmüll dazu, bleibt der bei der Abfuhr liegen. Der Anruf von Bürgern bei der Stadtverwaltung lässt nicht lange auf sich warten. Mitarbeiter des Vollzugsdienstes schauen dann in der Straße vorbei und versuchen den Übeltäter zu ermitteln. Ist die „Sauerei“ jemandem zuzuordnen, folgt die Aufforderung durch den städtischen Vollzugsdienst, den Dreck unverzüglich zu beseitigen. „In diesem Zusammenhang sind tägliche Kontrollen notwendig, um sicherzustellen, dass die Beseitigung auch tatsächlich erfolgt“, so Angela Pixas Erfahrung.

Sehr oft komme es aber auch vor, berichtet Angela Pixa, dass ein Hausbesitzer seinen angemeldeten Sperrmüll vor die Tür stellt und sich der Haufen dann über Nacht vergrößert. „Wenn Sperrmüll bei der Abholung stehen bleibt, weil Unbekannte einfach nicht angemeldete Dinge dazugestellt haben, füllt der GVD für diesen Sperrmüll eine Abholkarte aus.“ Notwendig sei dann aber auch die Abstimmung mit dem beauftragten Abfallunternehmen - ein erhöhter Arbeitsaufwand.

Das „Müllmanagement“ ist für den GVD sehr zeitintensiv. „Eine Vollzeitstelle ist damit zu 80 Prozent ausgelastet.“ Häufig komme es auch vor, dass Gelbe Säcke außerhalb der bekannten Abfuhrzeiten auf die Straße gestellt würden. Auch dann wendet sich der Gemeindevollzugsdienst zunächst an die Abfuhrfirma. Kommt diese, insbesondere im Sommer, nicht schnell genug zur Beseitigung, wird aus Hygienegründen - Müll zieht Ratten an - ebenfalls der Bauhof gerufen.

Ein anderes Beispiel von Angela Pixa: Wenn Haushaltsgeräte, Elektroschrott oder Sondermüll einfach zum Sperrmüll dazugestellt werden, lässt das Abfuhrunternehmen den alten Elektroherd oder die Waschmaschine stehen - und für die Beseitigung muss der Bauhof in Aktion treten.

Und an wen kann sich die Stadt bei Verstößen wenden? Obwohl aus rechtlicher Sicht Eigentümer nicht für das Fehlverhalten ihrer Mieter zur Verantwortung gezogen werden könnten, sagt Pixa, schreibe die Stadtverwaltung Eigentümer an „Brennpunkten“ an und weise sie gezielt auf das Fehlverhalten hin.

Mehr als bedauerlich für die Ordnungsamtsleiterin: „Die Verursacher sind nur in Ausnahmefällen feststellbar.“ Solange sich das Verhalten und das Bewusstsein der Bürger - „und zwar quer durch alle Bevölkerungsschichten“ - nicht änderten, würden der GVD und der Bauhof weiterhin auf Kosten der Stadt privaten Müll wegräumen müssen. „Das ist nicht nur in Nürtingen, sondern in fast allen Städten, insbesondere Großstädten, derzeit eine ungute Entwicklung“, beklagt Ordnungsamtsleiterin Pixa. Anneliese Lieb