Zwischen Neckar und Alb
Große Impfkontrolle in Omnibussen

ÖPNV Am zentralen Umsteigeplatz in Esslingen kontrollieren Ordnungsamt, Polizei und Verkehrsbetriebe, ob sich die Fahrgäste an die Corona-Regeln halten. Nicht jeder fühlt sich wohl dabei. Von Johannes M. Fischer

Es ist ein grauer Nachmittag. 15 Männer ziehen sich orangefarbene Westen über. Sechs Polizeibeamte in Uniform sind auch schon da. Und drei weitere Männer in schwarzer Uniform vom kommunalen Ordnungsdienst kommen noch dazu. Sie teilen sich in drei Gruppen und schwärmen aus rund um den Zentralen Omnibusbahnhof in Esslingen. Einige Passanten schauen neugierig auf die Szenerie. Hier ist was im Gange ...

Die Aktion ist seit Längerem geplant. „Schwerpunktkontrollen zu 3 G im ÖPNV“. ÖPNV meint: öffentlicher Personennahverkehr. Oder einfacher ausgedrückt: Die Truppe rückt an, um die Impfausweise in den Bussen zu kontrollieren. Denn seit dem 24. November ist 3 G Pflicht im Bus und bei der Bahn.

 

„Wir haben eine ganz hohe Akzeptanz.
Jan Werdermann
Der Betriebsleiter des Städtischen Verkehrsbetriebs Esslingen ist nach dem dritten Stichprobentag positiv überrascht.

 

Noch am selben Tag, als das neue Infektionsschutzgesetz Realität wurde, schrillten bei den Betreibern des öffentlichen Nahverkehrs die Alarmglocken: Wie sollen wir das nur kontrollieren? Der Geschäftsführer des Verkehrs- und Tarifverbundes Stuttgart, Horst Stammler, kann sich gut an die Diskussionen erinnern. Am Ende aller Diskussionen war allen klar: Es geht nur über Stichproben. Heute ist so ein Stichprobentag, und für Jan Werdermann, den Betriebsleiter vom Städtischen Verkehrsbetrieb Esslingen (SVE), ist es sogar schon die Dritte seit eben jenem 24. November. Das Ergebnis ist überraschend: „Wir haben eine ganz hohe Akzeptanz.“ 

Die Polizei ist einfach nur dabei, was vermutlich den einen oder anderen davon abhält, seinen Ärger an den Kontrolleuren auszulassen. Der Bus hält, mehrere Kontrolleure steigen ein. Fahrscheine? Das war gestern. Heute heißt es: „Wir kontrollieren Ihren Impfnachweis.“ Kaum jemand zögert, die Passanten kramen bereitwillig in ihren Taschen. Bei manchen geht es flott, bei anderen dauert es etwas. Viele halten einfach ihr Handy mit dem digitalen Impfnachweis hin, der wird abgescannt.

Ein Kontrolleur muss tausend Dinge im Kopf haben

Eine junge Frau braucht etwas länger, bis sie ihren Impfnachweis findet. Eigentlich ist es inzwischen nötig, einen digitalen Ausweis vorzuweisen, aber in ihrem Fall ist das egal: In einem kurzen Gespräch stellt sich heraus, dass sie Schülerin ist. Als solche muss sie den Nachweis ohnehin nicht bringen, es sei denn, es sind Ferien. Auch das muss ein Kontrolleur im Kopf haben – neben tausend anderen Dingen.

Denn der Teufel steckt im Detail: Was, wenn zum Beispiel jugendliche Schüler keinen Schülerausweis dabei haben? Gefragt ist also Fingerspitzengefühl. Auch an diesem Tag stehen die Zeichen auf Deeskalation. Gelbe Impfausweise werden akzeptiert, gedruckte Impfnachweise auch. Viele Passanten zeigen aber schon von sich aus neben dem digitalen Impfnachweis ihren Personalausweis, einfach, weil es inzwischen geübte Praxis ist. Das macht es allen einfacher. Am Ende der Fahrt mit dem Bus 109 scheint alles in Ordnung zu sein, auch bei denen, denen die Kontrolle offenkundig missfällt. Ein Mann verzieht missmutig das Gesicht, als wolle man ihm etwas wegnehmen. Doch auch er kommt der Aufforderung nach.

Es gab bei anderen Kontrollen allerdings auch schon Fälle, wo dieser Nachweis nicht gelang. Dann nehmen die Mitarbeiter des Ordnungsdienstes die Personalien auf. „200 Euro beträgt der Regelsatz für Leute ohne 3 G“, sagt Mehmet Koc vom Esslinger Ordnungsamt trocken. Regelsatz bedeutet, es gibt einen Ermessensspielraum, denn jeder Fall liegt anders. Es kann also auch etwas weniger oder etwas mehr werden. Oder der Überprüfte kann sich entlasten, indem er im Nachhinein den Nachweis erbringt.

Wäre der Erwischte auch noch Schwarzfahrer, hätte er Glück im Unglück, denn die Fahrkarten wurden bei der Kontrolle nicht auch noch kontrolliert.