Zwischen Neckar und Alb

Grübel gegen Hauser: Vorwurf der Trickserei

Unruhe Die CDU-Kandidatenwahl zum Bundestag im Kreis nimmt kämpferische Formen an.

Esslingen. Markus Grübel ist nicht mehr allein: 2021 wird in Deutschland ein neuer Bundestag gewählt, für den Grübel erneut kandidieren will. Bis vor wenigen Tagen ging er davon aus, dass er im Wahlkreis Esslingen der einzige Kandidat seiner Partei sein wird. Ist aber nicht so: Mit Tim Hauser ist ein mehr als 20 Jahre jüngerer Gegenkandidat aufgetaucht. Ein demokratischer Prozess, meint Grübel, und ist dennoch sauer: „Ich kritisiere nicht das Ob, sondern das Wie.“ Auch aus einigen Ortsverbänden kommt Kritik. Trickserei gehört zu den eher freundlichen Umschreibungen. Die Frage, die derzeit in der CDU diskutiert wird: Ist das so oder handelt es sich um den Reflex einer Gruppe rund um Grübel, die den „Neuanfang“, mit dem der Herausforderer Hauser wirbt, verhindern will?

Was genau ist passiert? Die Partei wählt ihren Kandidaten am 10. Juli in Ostfildern. Wegen der Pandemie hat der Kreisverband das Wahlverfahren verändert. Damit immer nur wenige Menschen kommen, bestimmen die Ortsverbände Vertreter, die dann den Kandidaten für den Wahlkreis wählen. Es kann nur Einen geben, der 2021 die Chance hat, das Direktmandat zu bekommen. Es ist für die Kandidaten also wichtig, an besagtem 10. Juli die Mehrheit der Vertreter auf ihrer Seite zu haben.

Die meisten Vertreter im Wahlkreis schickt die Stadt Esslingen: rund ein Drittel. Zur Versammlung, die die Delegierten wählte, lud der CDU-Stadtverband ein, unterschrieben vom Vorsitzenden Tim Hauser. Verschickt wurde der Brief aber von der Kreisgeschäftsstelle. Datiert ist der Brief vom 5. Juni. Das war ein Freitag. Die meisten Mitglieder bekamen das Schreiben zwischen 8. und 10. Juni. Anmeldefrist für die Versammlung war der 11. Juni, 12 Uhr. Wer sich zum Delegierten wählen lassen wollte, musste sich ebenfalls bis 12 Uhr anmelden - per Mail bei Hauser persönlich.

Seine Kandidatur gab Hauser in diesem Brief nicht bekannt, sondern auf der Esslinger Mitgliederversammlung. Eben das kritisiert Grübel. Denn im Gegensatz zu ihm, habe Hauser gewusst, wer auf die Versammlung kommen und wer sich als Delegierter bewerben würde. Er habe die Stimmung erahnen können. Fairer wäre gewesen, wenn Hauser deutlich vor der Wahl seine Ambitionen kund getan hätte. Möglicherweise hätten sich dann mehr Gefolgsleute von Grübel eingefunden.

Hauser sieht das anders. Er kämpfe mit „offenem Visier“. Für ihn sei es wichtig gewesen, einen Zeitpunkt zu wählen, wo er viele CDU-Mitglieder gleichzeitig informieren konnte.

Das Ergebnis ist bekannt. Unter den 20 gewählten Vertretern aus Esslingen ist unter anderem Tim Hauser. Markus Grübel und einige seiner Gefolgsleute haben es nicht unter die ersten 20 geschafft und haben keinen direkten Einfluss mehr auf das Rennen. Johannes Fischer