Zwischen Neckar und Alb

Günstige Wohnungen sind rar

Bauwirtschaft Im Kreis sind im vergangenen Jahr 1710 Wohnungen entstanden. Bezahlbare Wohnungen bleiben knapp.

Symbolfoto

Kreis. Vom Eigenheim bis zum Mehrfamilienhaus: Im Landkreis Esslingen wurden im vergangenen Jahr 1710 neue Wohnungen gebaut. Das teilt die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) unter Berufung auf aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes mit. Danach flossen in den Neubau Investitionen in Höhe von rund 673 Millionen Euro. „Zusätzliche Wohnungen sind ein wichtiger Beitrag gegen steigende Mieten. Wichtig ist dabei das bezahlbare Segment. Und es kommt vor allem darauf an, dass im sozialen Wohnungsbau noch mehr getan wird“, sagt Gerhard Neidling, Bezirksvorsitzender der IG BAU Stuttgart.

Neidling sieht insbesondere die Politik in der Pflicht. Der Wohnungsbau in der Region könne nur dann Power zeigen, wenn in Berlin und Stuttgart die richtigen Weichen gestellt würden. Die Bundesregierung habe 400 000 neue Wohnungen pro Jahr versprochen. Ein Viertel davon sollen Sozialwohnungen sein. Von diesem Ziel sie die Ampel-Koalition noch weit entfernt. Hier sei laut Neidling aber auch die Landespolitik gefordert. Im vergangenen Jahr seien laut Statistik bundesweit lediglich 293 400 neue Wohnungen entstanden – 4,2 Prozent weniger als im Vorjahr. Zudem erschwerten knappe Baumaterialien, steigende Energiepreise, Inflation und steigende Bauzinsen derzeit den Neubau, so die Gewerkschaft. Hinzu kämen ein hoher Fachkräftebedarf und unzureichende staatliche Förderungen.

Absenkung der Mehrwertsteuer

Um vor allem „den lahmenden Bau von Sozialwohnungen voranzubringen“, schlägt die IG Bau ein „Sonderpaket sozialer Wohnungsbau“ vor. Die Mehrwertsteuer auf Sozialwohnungen solle von 19 auf sieben Prozent abgesenkt werden. Der Bau einer staatlich geförderten Wohnung würde nach Angaben der Gewerkschaft so um zehn Prozent günstiger. „Außerdem müssen Bund und Länder dringend das Baurecht vereinfachen“, betont Neidling.

Der IG BAU-Bezirksvorsitzende verweist auf eine enorme Chance, um zusätzlichen Wohnraum zu gewinnen: den Umbau bereits bestehender Gebäude. „Im Kreis Esslingen schlummert ein großes Potenzial in der Umnutzung von Altbauten. Gerade auch mit Blick auf den steigenden Wohnraumbedarf müssten alle Möglichkeiten genutzt werden.

An die Adresse der heimischen Baubranche macht der Gewerkschafter deutlich: „Viele Firmen suchen dringend Fachkräfte. Aber qualifizierte Maurer und Zimmerleute gewinnt nur, wer anständige Löhne zahlt und gute Arbeitsbedingungen bietet.“ Baubeschäftigte sollten auf einer tariflichen Bezahlung bestehen. Genug zu tun gebe es allemal, so Neidling. pm