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Halali von oben

Technik Ein Jägerpaar setzt auf die Unterstützung einer Drohne und will damit auch Rehkitze retten.

Mit ihrer Drohne haben Hubert Rau und Brigitte Wolff schon einige Rehkitze aufgespürt. Foto: Caroline Holowiecki
Mit ihrer Drohne haben Hubert Rau und Brigitte Wolff schon einige Rehkitze aufgespürt. Foto: Caroline Holowiecki

Aichtal. Hubert Rau kommt aus einer Jägerfamilie. „Die Jagd ist für mich eine Lebenseinstellung“, sagt der Mann aus Aichtal-Grötzingen, der sowohl zu Hause als auch nahe Neuffen seine Reviere hat. Das Schießen mache dabei nur einen kleinerer Teil aus. Hubert Rau ist Wildtierschützer für Baden-Württemberg und berät Bürger, wenn sie Probleme mit einem Marder haben. Außerdem legt er Blühwiesen an oder rückt aus, wenn ein Wildtier in einen Verkehrsunfall verwickelt wurde.

Nun, mit 67, hat Hubert Rau seine Tätigkeit neu erfunden. Im vergangenen Jahr hat er erstmals einen neuen Gehilfen mit auf die Pirsch genommen - eine Drohne. In der Morgendämmerung hat er das Flugobjekt hoch über Wiesen kreisen lassen, um per Wärmebildkamera Rehkitze aufzuspüren und sie dann zu retten. Das Problem: Die Jungtiere laufen bei Gefahr nicht davon, sondern kauern am Boden und verlassen sich dabei auf ihre Tarnung. Mit dramatischen Folgen. Laut dem Landesjagdverband (LJV) werden in Deutschland pro Jahr bis zu 100 000 Kitze durch Mähdrescher getötet.

Hubert Rau und seine Lebensgefährtin Brigitte Wolff wollen das verhindern. Sie haben sich einen eigenen kleinen Flieger angeschafft. Brigitte Wolff, selbst Jägerin, hat sogar den Drohnen-Führerschein gemacht. Zudem ist das Paar auf Landwirte zugegangen, damit die sich melden, bevor sie mit dem Mähdrescher ausrücken. Dass der Einsatz sich lohnt, hat Hubert Rau längst gemerkt. Er spricht von einer Trefferquote von 95 Prozent. Sprich: In nahezu jeder Wiese hat er ein Rehlein angetroffen. „Die Technik hilft ungemein“, empfindet er.

Noch sind Hubert Rau und Brigitte Wolff aber ziemlich allein mit ihrer Drohne. Auch beim LJV sind nur wenige Teams offiziell gemeldet. Die interaktive Karte auf der Homepage weist im Land nur 20 Treffer aus. Doch allein diese Teams haben laut Christina Jehle, der Bereichsleiterin Jagd beim LJV, in dieser Saison knapp 1000 Kitze gerettet. Hubert Rau glaubt zu wissen, warum sich nicht mehr eine Drohne anschaffen. „Für eine sehr gute Auflösung reden wir über eine Investition von 8000 bis 18  000 Euro. Da hört es bei vielen Jägern auf“, sagt er. Caroline Holowiecki