Zwischen Neckar und Alb

Hang ist stabil - Container kommen weg

Hangrutsch Der Plan für die weitere Hangsicherung in Zizishausen ist fast fertig. Geologen geben Entwarnung: Bei der Überwachung konnte keine bedeutende Erdbewegung mehr festgestellt werden. Von Philip Sandrock

Nach Auffassung der Geologen ist der Hang in Zizishausen stabil. Die Container sollen in Kürze entfernt werden. Foto: Jürgen Hol
Nach Auffassung der Geologen ist der Hang in Zizishausen stabil. Die Container sollen in Kürze entfernt werden. Foto: Jürgen Holzwarth

Die Schneise im Hang oberhalb Zizishausens ist schon von Weitem zu sehen, dort waren in der Nacht zum 8. Juni die Erdmassen ins Rutschen geraten. Teilweise waren Gesteinsbrocken bis in die Vorgärten der darunterliegenden Häuser gestürzt. Unter Hochdruck wurde damit begonnen, den Boden abzugraben. Unterhalb des Hangs wurden schwere Container aufgestellt, die die benachbarten Häuser schützen sollten. Nach dem Hangrutsch mussten vorübergehend 14 Häuser unterhalb der Baustelle in der Panoramastraße evakuiert werden. Die Sicherungs-Container könnten schon in Kürze wegkommen, bestätigt Clint Metzger von der Pressestelle der Stadt Nürtingen. Denn der Hang sei weitgehend von Geröll und Erde abgeräumt. Im oberen Teil sichern Folien den Boden vor Niederschlag. Im unteren Teil des Hangs ist eine Sandstein-Felsformation, die als Naturdenkmal geschützt ist.

Felsschichten sind stabil

„Der Hang wird seit Herbst messtechnisch überwacht und in dieser Zeit konnten keine bedeutsamen Bewegungen mehr festgestellt werden“, bestätigt Metzger.

Seit wenigen Tagen stehe außerdem fest, dass die Sandsteinformation entlang und oberhalb der Panoramastraße standsicher ist. „Es war fraglich, ob die Felsschichten nicht unter dem Hangrutsch an Stabilität verloren hatten“, teilt Metzger mit. Dies konnte erst jetzt abschließend von den damit befassten Geologen geklärt werden. Aufgrund dieser Erkenntnisse stellen die vom Bauherrn beauftragten Fachleute ihr Konzept zur dauerhaften Hangsicherung fertig.

In den nächsten Tagen sollen die losen Erd- und Gesteinsmaterialien im Bereich des Naturdenkmals entlang der Panoramastraße entfernt werden. „Danach können auch die dort noch stehenden Container endgültig weggenommen werden“, so Metzger. Auch Zizishausens Ortsvorsteher Siegfried Hauber ist erfreut darüber, dass sich nun, nach zehn Monaten, etwas am Hang tut: Vor zehn Tagen sei bekannt geworden, dass der Hang stabil sei, bestätigt er.

Seit Monaten wird der Hang von Geologen akribisch überwacht. Denn der Boden war auch noch einige Zeit nach dem Hangrutsch vom 8. Juni in Bewegung. Auch weil nicht ausgeschlossen werden konnte, dass sich noch mehr bewegt, blieben die Container vorerst stehen.

Damals war der Hang unmittelbar unterhalb eines Neubaus ins Rutschen geraten. Dort war eine Terrasse aufgeschüttet worden, die mit den Erdmassen Richtung Tal gerissen wurde. Schon Tage vor dem Rutsch hatten Anwohner Risse im Boden unterhalb der Baustelle bemerkt. In den Tagen vor dem Rutsch hatte es außerdem stark geregnet.

Noch immer ist die Ursache des Rutsches nicht abschließend geklärt. Experten vermuteten aber bereits kurz nach dem Ereignis einen Böschungsbruch unterhalb einer Stützmauer. Die Mauer sei nach dem Prinzip der bewehrten Erde, auch Geogitter genannt, errichtet worden, erklärte ein Fachmann im Sommer vergangenen Jahres. Dabei werden Kunststoff- oder Textilmatten mit den Gabionen verbunden und halten durch das Gewicht und die Haftung des hinterfüllten Bodens die Konstruktion stabil. Zuvor müsse aber der Baugrund sehr umfassend untersucht werden. Ein geologisches Gutachten und eine Prüfstatik eines Geotechnik-Ingenieurs seien mindestens erforderlich, war damals zu hören.

Der Hangrutsch könnte auch ein juristisches Nachspiel haben: Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt in diesem Fall immer noch wegen Baugefährdung. Die Ermittlungen dauern jetzt schon seit vergangenen Juni, bestätigt Jan Holzner, der Pressesprecher der Stuttgarter Staatsanwaltschaft. In diesem Themengebiet seien auch erfahrene Staatsanwälte auf Sachverständige und Gutachten angewiesen - deshalb würde immer noch ermittelt. Von Baugefährdung sprechen Juristen, wenn durch die Planung, Leitung oder Ausführung eines Baues gegen die allgemein anerkannten Regeln der Technik verstoßen wurde und dadurch Leib oder Leben eines anderen Menschen gefährdet wurden.