Zwischen Neckar und Alb

Happy End nach Reifen-Drama

Müll Christa Pankrath ist erleichtert: Die illegal entsorgten Reifen auf ihrem Grundstück kommen weg. Etliche Menschen wollten helfen.

Das Interesse an der Geschichte der 74-Jährigen, auf deren Grundstück illegal Reifen abgeladen wurden, war groß. Ein Reifenhändl
Das Interesse an der Geschichte der 74-Jährigen, auf deren Grundstück illegal Reifen abgeladen wurden, war groß. Ein Reifenhändler hat nun kostenlos die Entsorgung übernommen.Foto: Thomas Krytzner

Plochingen. „Ich bin so erleichtert, jetzt kann es Weihnachten werden“, sagt Christa Pankrath. Erst erlebte die 74-Jährige aus Plochingen einen regelrechten Schock, dann eine Welle der Hilfsbereitschaft. Unbekannte hatten drei Dutzend Reifen illegal in ihrer Obstwiese entsorgt. Das Ordnungsamt schickte ihr daraufhin eine Bußgeldandrohung von bis zu 100 000 Euro. Nach dem ers­ten Schreck wandte sich Christa Pankrath an die Polizei und die Öffentlichkeit. Berichte in den Tageszeitungen und Sozialen ­Medien lös­ten einen wahren Sturm von Solidarität aus. „Bei mir riefen unzählige Leute an, die ihr Bedauern ausdrückten und Hilfe anboten“, erinnert sich die 74-Jährige. „Ich kam kaum noch vom Telefon weg.“

Rund 20 Reifenhändler meldeten sich beim Ordnungsamt in Plochingen und bei den Zeitungen. Der Plochinger Reifenhändler Gerd Blumenstock war der erste, der bei Christa Pankrath anrief und ihr kostenlos sofortige Hilfe anbot, um die illegal abgeladenen Reifen fachgerecht zu entsorgen. „Sie tat mir leid, da musste ich einspringen und helfen“, so Blumenstock. In den Sozialen Medien erlebte die ­Reifengeschichte einen Hype, die Kommentare häuften sich. Viele boten Unterstützung an, andere ärgerten sich über die Stadtverwaltung: „Liebe Stadt Plochingen, kann man da nicht ein Auto vom Bauhof vorbeischicken und der armen Frau unbürokratisch helfen?“, bat zum Beispiel ein Facebook-User.

Während es für Christa Pank­rath nun ein Happy End gibt, steht das Ordnungsamt weiter in der Kritik. In den Sozialen Medien fragen sich viele Nutzer, warum man nicht einfach bei ­Christa ­Pankrath angerufen, sondern gleich einen Anhörungsbogen mit Bußgeldandrohung geschickt habe. Bürgermeister Frank Buß verteidigt das Vorgehen: „Das war ein normales Verwaltungshandeln der Behörden.“ Er habe erst spät von dem Vorfall erfahren und sich dann eingeschaltet. „Wir sind die Ortspolizeibehörde und müssen illegalen Müllentsorgungen nachgehen.“

Während die Ermittlungen durch das Polizeirevier Plochingen und das Ordnungsamt andauern, hat Gerd Blumenstock gestern die Reifen unter den Augen der Presse und mithilfe von ­Christa Pankrath in seinen Transporter geladen. „Ich bin so froh, dass die Pneus wegkommen, da packe ich sogar mit an“, sagt die 74-Jährige. Für sie wurde durch dieses aufreibende Erlebnis klar: „Man muss sich wehren.“ Jetzt kann sie auch ihr Lebensziel in Ruhe weiterverfolgen: nämlich 100 Jahre alt zu werden.Thomas Krytzner